von Gunnar Knüpffer
STUTTGART (ks). Wer heute eine Montage plant, der muss sich damit beschäftigen, dass sich die Losgröße am Kundenauftrag orientiert, es eine schwankende Auslastung gibt und viele Exotenprodukte montiert werden. „Die Montage muss im Wertstrom des Unternehmens eingeplant werden“, erläuterte Dipl.-Ing. Oliver Scholtz im Seminar Fießband, U-Linie und Co. des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. Montagesystem sowie ein Materialbereitstellungs- und Rüstkonzept sollten gleichzeitig ausgewählt werden, um zu einer Gesamtlösung zu kommen.
Ein wesentliches Kriterium für die Systemauswahl sind die Anzahl der Arbeitsplätze und die Anzahl der Mitarbeiter. ‚Linienlänge‘ der Behälter und die ‚Anzahl der Mitarbeiter in der Linie‘ müssen zusammenpassen. So eignet sich beispielsweise eine U-Linie bei einer großen Zahl an Behältern und einer geringen Zahl von ein bis zwei Mitarbeitern. Ein Einzelarbeitsplatz kommt in Frage, wenn es wenige Behälter und nur einen Mitarbeiter gibt.
Eine Production on Demand führt dazu, dass viele Varianten beziehungsweise kundenspezifische Produkte hergestellt werden, ohne dass dabei Produkte im Lager vorgehalten werden. Als Antwort auf die Variantenvielfalt gibt es eine Vielzahl an Materialbereitstellungsstrategien, die sich dadurch unterscheiden, ob das Material ständig im Montagebereich vorgehalten wird oder kurz vor der Produktion zur Montage transportiert wird. Das sind zum Beispiel Mehrbehälter-Systeme, Einzel-Kommissionierung oder behälterweise Kommissionierung.
Die vollen Potenziale können dann mit einer Kombination von Materialbereitstellung und geeignetem Montagesystem gehoben werden. Fraunhofer-Fachmann Scholtz rät zunächst zu einer
Grobplanung des Montagesystems, wobei Lösungsalternativen erarbeitet werden und ein System ausgewählt wird. Anschließend erfolgt die Feinplanung mit konstruktiver und ergonomischer Arbeitsplatzgestaltung und Erstellung von Arbeitsplänen.
- Erster Schritt ist die Beschaffung der Grunddaten wie Wertstrom, Stückzahlen in der Produktlebenszeit, Montagezeit, Investitionen, Anzahl der Teile und Größe der Behälter sowie die Zahl der Varianten.
- Daraufhin sollten Werkleiter sich mit den Auswahl-Kriterien für Montagesysteme beschäftigen,
die Scholtz in zwei Listen zusammengefasst hat. - Diese erste Auswahl kann mit einem Quick-Eignungscheck mit Problemkriterien verifiziert werden.
- Etwas ausführlicher ist dann ein Quickpotenzial-Check, der die Möglichkeiten der einzelnen Montagesysteme aufzeigt.
- Schließlich hat das Fraunhofer-Institut ein Programm für eine vereinfachte Montagezeitberechnung und Wirtschaftlichkeitsberechnung erstellt. Dabei sind die Montagezeit an einem Einzelarbeitsplatz, Mittelwerte bezüglich der Entfernungen von Behältern sowie die Funktionsweise der Systeme hinterlegt, um mit wenigen Daten zu einer Lösung zu kommen. Auf diese Weise soll das kostenlose PC-Programm ‚Monster‘ schnell die Montagezeiten von vielen Systemen ermitteln.
aus Produktion Nr. 27, 2013