Arbeiter auf einem mit Solarpaneelen bedeckten Dach

Die Solarbranche in Deutschland boomt - und die Investoren wollen davon partizipieren. (Bild: tong2530 - stock.adobe.com)

Vor zehn Jahren lag die Solarbranche in Deutschland noch am Boden. Billige Solar-Module aus Asien verdrängten die Produkte aus dem "Solar Valley"im einstigen Chemie-Dreieck der DDR. Viele Firmen, die auch mit Hilfe von staatlichen Beihilfen entstanden waren, mussten Insolvenz anmelden oder wurden ins Ausland verkauft. Inzwischen sieht die Situation aber völlig anders aus. Das Geschäftsklima in der deutschen Solarwirtschaft ist so gut wie nie, weil unzählige Hauseigentümer vor dem Hintergrund steigender Energiepreise und der Klimakrise auf eine Solaranlage zur Stromerzeugung oder als Heizsystem umsteigen wollen.

Das Comeback der Solarbranche lockt auch die Investoren an. Jüngstes Beispiel ist das Berliner Start-up Zolar, das in einer Finanzierungsrunde über 100 Millionen Euro einsammeln konnte. Das 2016 gegründete Unternehmen bietet einen digitalen Konfigurator an, mit dem Kunden sich die passende Photovoltaikanlage für ihr Eigenheim entweder kaufen oder mieten können. Die Module stammen aus Deutschland, aber auch aus Südkorea oder China. Die Installation übernehmen dann lokale Handwerksbetriebe, die von Zolar vermittelt werden.

Mit dem frischen Kapital will Zolar-Gründer Alex Melzer unter anderem die App des Unternehmens um ein Energiemanagement-System erweitern, bei dem auch dynamische Stromtarife berücksichtigt werden. Dadurch soll das System beispielsweise erkennen, wann der günstigste Zeitpunkt für das Laden eines E-Autos gekommen ist und dann den Ladevorgang automatisch starten. Außerdem will Zolar die Zusammenarbeit mit den Installationsbetrieben ausweiten und zusätzliche Handwerker ausbilden.

Bundesweit gab es nach Angaben des Bundesverbands Solarwirtschaft Ende 2021 rund 2,2 Millionen Solaranlagen mit einer Leistung von zusammen 59 Gigawatt Peak - das ist die übliche Einheit für die maximale Leistung der Anlagen unter Standardbedingungen. Allein im vergangenen Jahr kamen 235.600 Anlagen hinzu. Insgesamt wurden 2021 laut Verband 50 Terawattstunden - also 50 Milliarden Kilowattstunden - Solarstrom in Deutschland erzeugt und damit netto zehn Prozent der öffentlichen Stromversorgung gedeckt.

Engpässe in der Lieferkette gefährden Aufschwung der Solarbranche

Zolar-Gründer Melzer sieht für den Ausbau der Solarenergie eine Zukunft, die weit über diese Zahlen hinausgeht: "Unser Ziel ist es, bis 2030 zehn Millionen Haushalte in Europa entweder mit einer Solaranlage oder mit erneuerbarer Energie zu versorgen", sagte er.

Bei der Umsetzung dieser ambitionierten Ziele stoßen Zolar und die anderen Unternehmen der Branche allerdings auf Hindernisse. Zum einen gibt es derzeit gar nicht genügend Handwerker, die in der Lage sind, Solaranlagen zu installieren. Außerdem kämpft die Branche mit Schwierigkeiten in der Lieferkette.

Zwar wurden viele der zwischenzeitlich leerstehende Fabrikhallen im Solar Valley und an anderen Produktionsstandorten wieder in Betrieb genommen. Doch immer wieder sind wichtige Bauteile wie Wechselrichter oder Batteriespeicher nur schwer zu besorgen, berichtete der Fachverband Elektro- und Informationstechnik auf dem Fachportal haustec.de. Manchmal fehlen auch die Unterkonstruktionen aus Aluminium oder sogenannte Endklemmen. Und die für dynamische Stromtarife erforderlichen Smart Meter sind auch kaum verfügbar.

"Vor Engpässen in den weltweiten Lieferketten und bei Handwerkerkapazitäten infolge der Corona-Pandemie ist auch die Solarbranche nicht gefeit", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft, Carsten Körnig. Dennoch sei es der Branche nach Daten der Bundesnetzagentur im ersten Quartal 2022 gelungen, rund 30 Prozent mehr Solarstromanlagen zu installieren als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Da die Nachfrage nach Solaranlagen infolge des Angriffskrieges gegen die Ukraine in den letzten Wochen nochmals sprunghaft gestiegen sei, müssten sich Solartechnik-Interessenten derzeit teilweise auf längere Wartezeiten einstellen, sagte Körnig. "Wir sind zuversichtlich, dass sich die Liefersituation in den kommenden Monaten, spätestens aber im Verlauf des Jahres 2023 entspannen wird."

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Salar de Uyuni (Bild: Gerd Mischler)

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Rückkehr der Branche ins Solar Valley

Der große Nachfrage-Schub, der sich in Ansätzen schon 2019 abgezeichnet hat, bewegte auch den Branchenriesen Meyer-Burger dazu, im großen Stil im Solar Valley in Sachsen-Anhalt und Sachsen zu investieren. Vor einem Jahr errichtete der Schweizer Anlagenbauer für 145 Millionen Euro zwei neue Fabriken für Solarzellen und Module in Bitterfeld-Wolfen und in Freiberg. Bei der Investition spielte auch eine Rolle, dass die höheren Löhne in Deutschland bei den Kosten nicht mehr entscheidend zu Buche schlagen, weil Maschinen einen erheblichen Teil der Arbeit erledigen. Trotzdem entstehen im Solar Valley dadurch viele neue Arbeitsplätze, allein bei Meyer-Burger bis zu 3.500 Jobs.

Photovoltaik "Made in Germany" wurde aber auch mit Hilfe von technologischen Innovationen wieder wettbewerbsfähig, etwa der Kombination der neuesten Solarzellen-Generation mit einer neuartigen Verbindungstechnik ("Heterojunction/SmartWire"). Dadurch erhöhe sich die Leistung der eingesetzten Module deutlich, gleichzeitig würden Stromgestehungskosten, also die Kosten der Umwandlung, gesenkt, erklärte der Solarkonzern. Davon profitieren die Hauseigentümer unmittelbar.

Der technische Fortschritt und die gestiegene Nachfrage ermutigen auch andere deutsche Solarunternehmen, ihre Kapazitäten auszubauen. Zudem hat der Photovoltaik-Hersteller Solarwatt aus Dresden im vergangenen September die bislang größte europäische Produktionsanlage für sogenannte Glas-Glas-Solarmodule in Betrieb genommen.

DPA

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dpa