E-Auto wird aufgeladen an Ladestation

Bald öfter in Deutschland zu sehen: E-Autos vor Ladestationen. - (Bild: Pixabay)

Damit werde versucht, mit Steuergeldern einen Markt zu kaufen, monierte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Hartmut Rauen am Dienstag (5.11.) in Frankfurt. "Dies ist der teuerste Weg mit den höchsten Streuverlusten, denn es werden auch jene Käufer gefördert, die einer solchen Prämie nicht bedürfen." Mit Prämien erzeuge Deutschland "in einer Vollkaskomentalität einen Blechschaden an der Marktwirtschaft." Welche Autobauer bislang am meisten von der E-Auto-Prämie profitiert haben, fasst dieses Ranking zusammen.

Bundesregierung und Autobranche hatten sich am Montag bei einem Spitzentreffen darauf geeinigt, das Ladenetz für E-Autos auszubauen und die Kaufprämien zu erhöhen. So gibt es für Fahrzeuge bis zu einem Nettolistenpreis von 40.000 Euro künftig 6.000 Euro statt 4.000 Euro Prämie, bei teureren Autos sind es 5000 Euro. Statt bis 2020 gibt es den Kaufanreiz nun bis 2025. Die Kosten von deutlich mehr als zwei Milliarden Euro wollen Bund und Autobranche je zur Hälfte übernehmen. Alle weiteren Hintergründe zu den Regierungsplänen lesen Sie hier.

VDMA: Geld sollte am Anfang der Wertschöpfungskette investiert werden

Die vor mehr als drei Jahren eingeführte Prämie blieb bisher hinter den Erwartungen zurück. Zwar steigen die Neuzulassungszahlen von E-Autos, aber auf einem immer noch niedrigen Niveau.

Besser wäre es nach Rauens Ansicht, das Geld am Anfang der Wertschöpfungskette zu investieren - in technologieoffene Forschung und Entwicklung. Gefördert werden sollten etwa intelligente Produktionstechnologien zur Kostensenkung der Produkte.

Unternehmensgründer Schuh: "Regelung für uns existenzgefährdend"

Der Elektroautobauer e.GO hat die Entscheidung des Autogipfels kritisiert, höhere Prämien für E-Autos zu zahlen, deren Kosten sich Hersteller und Staat teilen sollen. "Diese Regelung kann für uns existenzgefährdend werden", sagte Unternehmensgründer Günther Schuh dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Um den Eigenanteil zu stemmen, müsste das Unternehmen seine Autos verteuern, "weil wir das Geld nicht vom Verkauf von Verbrenner-Autos nehmen können, wie das bei den großen Herstellern der Fall ist", sagte Schuh. Er forderte den Verzicht auf den Anteil bei einem reinem E-Auto-Hersteller. "Es würde die Bundesregierung nicht viel kosten, wenn sie den Eigenanteil bei uns aussetzen würde. Das wiederum würde unsere Aussichten, auf dem Markt zu überleben, deutlich erhöhen."

Die e.GO Mobile AG entwickelt und produziert nach eigenen Angaben mit 400 Mitarbeitern "bezahlbare Elektrofahrzeuge". Das Unternehmen startete 2015 zunächst mit der Entwicklung eines viersitzigen Kleinwagens. Seit 2016 entwickelt der Hersteller den Angaben zufolge einen elektrisch oder hybrid angetriebenen Kleinbus.

Was Autoexperte Bratzel zur E-Auto-Prämie sagt

Auch der Branchenkenner Prof. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management, blickt kritisch auf die Pläne. Die Schwachpunkte der E-Auto-Förderung nennt er in diesem Twitter-Beitrag:

Dudenhöffer: Kanzlerin Plan- und Konzeptlos

Auch Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen kritisiert die geplanten staatlichen Subventionen scharf: "Gewinner ist die Autoindustrie. Sie hat sehr gut verhandelt, immerhin beteiligt sich der Staat mit Steuergeldern zur Hälfte an der Kaufprämie und überlässt ihm auch noch weitgehend den Ausbau der Ladepunkte", sagte Dudenhöffer dem "Mannheimer Morgen".

Kann das E-Auto wirklich die Umwelt retten?

Florian Schneider, Mitautor der ARD-Doku "Kann das E-Auto die Umwelt retten", sieht die Pläne der Regierung ebenfalls kritisch. In einem Podcast von hr-info sagt er, dass man E-Autos ohnehin nur bedingt mit reinem Gewissen kaufen könne. Denn je größter die Batterie des Wagens, desto größer sei der CO2-Fußabdruck des Autos.

Darüber hinaus erklärte er in dem Podcast, dass jedes E-Auto infolge der Produktion mit einer CO2-Hypothek auf die Straßen rolle. Der Hauptgrund dafür liege am kritischen Rohstoff Lithium. Da dieser unter schwierigen Bedingungen gewonnen werde. Wie der Abbau von Lithium die Lebensgrundlage der indigenen Bevölkerung in Südamerika zerstört, zeigt dieser Artikel des Deutschlandfunk.

VDA fordert schnelle Umsetzung des Masterplans

Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), befürwortet hingegen den neuen Masterplan. "Wir brauchen jetzt vor allem den schnellen Ausbau öffentlicher und nichtöffentlicher Ladeinfrastruktur, auch für E-Nutzfahrzeuge und den Schwerlastverkehr. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Je früher die im Masterplan beschriebenen Maßnahmen umgesetzt werden können, desto besser", so Mattes in einer Pressemitteilung des VDA.

Alle seien sich einig, dass die heute vorhandenen gut 20.000 öffentliche Ladepunkte nicht reichten, so Mattes. "Notwendig bis 2030 sind 1 Millionen öffentliche Ladepunkte, zusätzlich 100.000 Schnellladepunkte und mehrere Mio. private Ladepunkte", sagte der VDA-Präsident.

E-Autos: Das sind die wichtigsten Absatzmärkte

Tesla Model S
(Bild: Pixabay)

Die weltweite Nachfrage nach E-Autos ist 2018 um 2,1 Millionen Einheiten gestiegen im Vergleich zum Vorjahr. In Deutschland bleibt die Nachfrage jedoch weiterhin unterdurchschnittlich. Welche Absatzmärkte am wichtigsten sind zeigt dieses Ranking.

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