Können Unternehmen einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten? Ja, sagen 71 Prozent der CEOs in einer Studie der Unternehmensberatung Accenture. An der Umfrage haben Konzerne wie Siemens und BMW teilgenommen. Fast die Hälfte der Unternehmenschefs sagt außerdem, dass sie Nachhaltigkeit in ihrem Unternehmen implementieren.
Doch neben Nachhaltigkeit ist noch ein weiterer Faktor wichtig: die Digitalisierung. „Wenn Unternehmen sowohl Digitalisierung als auch Nachhaltigkeit vorantreiben, dann sind sie eher einen Schritt voraus. Denn beides ergänzt sich“, sagt Alexander Holst, Managing Director bei Accenture. Konkret heißt das: Unternehmen haben eine 2,5 Mal höhere Wahrscheinlichkeit zu den führenden Firmen zu gehören, wenn sie beide Themen verbinden.
Die Digitalisierung ist laut der Accenture-Studie auch der entscheidende Faktor für den Klimaschutz: 39 bis 58 Prozent des Klimaziels können durch digitale Technologien erreicht werden. „Es lohnt sich zu digitalisieren – vor allem in den Bereichen Mobilität, Energie und produzierendes Gewerbe“, erklärt Holst. Als Beispiel nennt er den digitalen Zwilling, mit dem sich viel CO2 einsparen lasse.
Mehr zum Thema Digitalisierung gibt es auch in der Podcast-Folge mit Christina Reuter von Airbus Defence and Space:
Nachhaltigkeit: Darum spielt die Cloud eine wichtige Rolle
Sein Kollege Stéphane Piqué, Senior Manager bei Accenture, ergänzt: In den digitalen Transformationsprozess lasse sich der Nachhaltigkeitsprozess heutzutage auch integrieren. „Technologien wie beispielsweise Green Cloud oder der digitale Zwilling ermöglichen eine nachhaltigere Industrie. Sie sind für die Transformation selbst wichtig, aber durch enorme Energieeinsparungen auch dementsprechend für Nachhaltigkeit“, erklärt er.
Eine wichtige Rolle spielt dabei die Cloud, weil sich laut Piqué dadurch bis zu 65 Prozent an Energie einsparen lassen. „Das ist eine signifikante Zahl. Somit erzeugt allein eine Cloud-Transformation einen nachhaltigen Effekt“, so der Experte.
Auch IoT hilft beim Thema Nachhaltigkeit. Eine weitere Studie der Unternehmensberatung zeigt, dass durch den Einsatz von IoT die Lebensdauer von Maschinen im Bergbau um zehn Prozent erhöht werden konnte. Es helfe, den Maschinenpark optimaler zu gestalten, so Piqué. „Etwa so, dass die Maschinen immer zum jeweiligen Zeitpunkt verfügbar sind.“
Das dritte Beispiel: Der schon angesprochene digitale Zwilling. Dadurch können nicht nur die Produktionskosten reduziert werden, sondern auch die CO2-Bilanz von Prozessen und Produkten. „Wir stehen natürlich immer noch am Anfang, aber viele Firmen haben erkannt, welche großen Vorteile ihnen Technologien wie der digitale Zwilling verschaffen können“, sagt Piqué.
Drei Beispiele aus der Industrie
Die Industriekonzerne werden aber auch in anderen Bereichen aktiv und versuchen, ihre Klimaziele zu erreichen, wie aktuelle Beispiele zeigen:
Daimler hat seinen Stahl-Lieferanten Big River Steel für eine besonders nachhaltige Stahlproduktion ausgezeichnet. Über den Einsatz von recyceltem Stahlschrott und erneuerbaren Energien reduziere Big River Steel die CO2-Emissionen für Mercedes-Benz Produkte in der Stahlherstellung um mehr als 70 Prozent im Vergleich zur klassischen Hochofenroute, so der Autohersteller. Big River Steel hat außerdem einen geschlossenen Kreislauf eingerichtet, in dem die bei der Produktion anfallenden Stahlblechreste vollständig wiederverwertet werden.
Das BMW-Werk in Landshut arbeitet ebenfalls weiter an seiner Klimabilanz. Für den größten Produktionsbereich des Werks, die Leichtmetallgießerei, bezieht das Werk zum Beispiel seit kurzem Aluminium, für dessen Herstellung Strom aus Sonnenenergie zum Einsatz kommt. Da die Herstellung von Aluminium sehr energieintensiv ist, hat der Einsatz von Grünstrom – wie beispielsweise Solarstrom – erhebliches Potenzial bei der Reduktion der CO2-Emissionen, so das Unternehmen.
Für die Produktion der neuen Elektromodelle BMW iX und BMW i4 verwendet das Unternehmen außerdem regionalen Grünstrom aus den Uppenborn-Isar-Wasserkraftwerken zwischen Moosburg und Landshut sowie den Lechkraftwerken Gersthofen und Rain.
„Gerade an uns als Premiumhersteller gilt der Anspruch, dass wir mit nachhaltigen Technologien Zeichen für die umweltfreundliche Mobilität von morgen setzen“, sagt Fred Schulze, Werkleiter von Audi Neckarsulm. Das oberste Ziel sei es, Umwelteinflüsse wo auch immer möglich zu vermeiden. Auch dieses Werk nutzt Grünstrom. „Zum Thema Wassernutzung erproben wir mit einer Pilotanlage gerade einen geschlossenen Wasserkreislauf mit der angrenzenden Kläranlage des Abwasserzweckverbands Unteres Sulmtal, um künftig auf die Entnahme aus dem Neckar zu verzichten“, erklärt Schulze. Der Bau der neuen Wasserversorgungsanlage soll 2022 starten.