Jürgen von Hollen ist CEO von Universal Robots.

Jürgen von Hollen leitet seit Herbst 2016 als CEO den Roboterhersteller Universal Robots. Das in Odense, Dänemark, gegründete Unternehmen produziert Cobots und wurde 2015 vom US-Konzern Teradyne übernommen.

Roboterhersteller Universal Robots (UR) hatte seinen Erfolg bislang zu großen Teilen den drei Firmengründern Esben Østergaard, Christian Kassow und Kasper Stoy zu verdanken. Mit der Idee, einen einfach zu bedienenden Roboter zu entwickeln, der mit Menschen ohne Schutzzaun zusammenarbeiten kann, wirbelten sie die ganze Robotik-Branche durcheinander. Der UR5 eroberte als Innovation den Markt. (Lesen Sie die ganze Story hinter Universal Robots und dem Robotik-Hub Odense hier).

Wie Universal Robots nun weiterwachsen möchte

2015 hat der amerikanische Konzern Teradyne den dänischen Roboterhersteller gekauft. Das Geschäft mit den silber-blauen Cobots läuft nach wie vor gut. Zum Produktprotfolio gehören mittlerweile Roboter mit Traglasten von 3 Kilogramm (UR3), 5 Kilogramm (UR5) und 10 Kilogramm (UR10).

2018 hat das Unternehmen mit der sogenannten e-Series alle seine Robotermodelle auf den neuesten Stand der Technik gehoben.  Dennoch hat im April 2019 mit Esben Østergaard auch der letzte der drei Unternehmensgründer die Firma verlassen. Auf sein Know-how und seinen Sinn für Innovationen kann somit nicht mehr zugegriffen werden.

Universal Robots kann also nicht weiter auf geniale Ideen seiner Gründer vertrauen und hat schon vor einigen Jahren vorgesorgt. Zur Motek 2019 - einer Fachmesse für Montageautomatisierung in Stuttgart -  bringt das Unternehmen ein neues Robotermodell mit 16 Kilogramm Traglast auf den Markt, das erstmals in einem anderen Innovationsprozess entstanden ist als alle Produkte zuvor. (Lesen Sie bei den Kollegen von KE Next mehr über die technischen Daten des neuen Roboters).

UR-Chef von Hollen im Interview mit unseren Kollegen von Next Robotics

Universal Robots CEO Jürgen von Hollen erklärt: „Von 2005 bis 2015 basierte die Firma auf einer Innovation, also einer Erfindung.“ Nun zeigt sich im neuen Produkt mit dem Namen UR16 erstmals, wie das Unternehmen seine Innovationskette geändert hat.“ Es wirkt, als ob Universal Robots sein Innovationsmanagement nun auf eine andere Ebene gebracht hat.

Wir haben zum ersten Mal wirklich die vergangenen 24 Monate den Markt abgehört und unsere Kunden gefragt, welche Anforderungen sie an unsere Produkte haben“, berichtet von Hollen stolz. Dieser Prozess sei für Universal Robots neu. Herausgekommen ist, dass eine Traglast von 10 Kilogramm für viele Anwendungen nicht ausreichte. So hat Universal Robots mit dem 16E nun einen stärkeren Cobot entwickelt.

Von Hollen verspricht sich viel von der neuen Entwicklung. Denn der Roboter eignet sich – im Gegensatz zu den bisherigen UR-Modellen – auch für Palettier- und Verpackungsapplikationen, wo in der Regel höhere Traglasten gefordert sind. Auch die Beschickung von Werkzeugmaschinen und viele Schraub-Anwendungen erfordern höhere Traglasten.

„Diese vier Märkte alleine sind weit über eine Milliarde groß“, erläutert von Hollen. Und seine Vorgabe sei es immer gewesen, die Produktpalette nur zu erweitern, wenn man auch dramatisches Wachstum erzielen kann. „Mit dem 16E ist das drin“, so das klare Ziel des Firmenchefs.

 

Mit wem Universal Robots nun konkurriert

Die Märkte Verpacken und Palettieren hat auch ‚Kassow Robots‘ im Blick. Das Startup launchte 2018 seine ersten Roboter und wird von Universal-Robots Co-Founder Christian Kassow geleitet. Noch bieten seine Cobots eine maximale Traglast von 10 Kilogramm, eine Erweiterung auf höhere Traglasten könnte jedoch folgen.

Yaskawa stellt auf der Hannover Messe 2019 den Prototypen des neuen Cobots HC20 vor.
Auch andere Roboterhersteller arbeiten an Cobots mit höheren Traglasten. So zeigte Yaskawa auf der Hannover Messe 2019 den Prototypen des Modells HC20. Es soll demnächst auf den Markt kommen und 20 Kilogramm Traglast haben. - (Bild: Nördinger)

Andere Hersteller wie Fanuc aus Japan und Doosan Robotics aus Südkorea haben bereits kollaborierende Roboter mit 15 Kilogramm Traglast im Portfolio. Das sieht von Hollen jedoch nicht als Problem: „Mit dem 16E haben wir uns in einer Lücke positioniert, da ist eigentlich kein Wettbewerber drin. Denn wir bieten 7 Prozent mehr Nutzlast.“

‚Techman Robot‘ aus Taiwan wiederum bietet einen Cobot mit 14 Kilogramm Traglast. Kukas LBR iiwa kann ebenfalls bis zu 14 Kilogramm tragen. Roboterhersteller Yaskawa hat auf der Hannover Messe 2019 bereits den Prototypen eines Cobots mit 20 Kilgramm Traglast gezeigt. Das Modell könnte noch dieses Jahr auf der Roboter-Messe IREX in Tokio sozusagen im Heimatland des Herstellers präsentiert werden.

 

Entwickelt Universal Robots in Zukunft auch große Industrieroboter?

Nun könnte man vermuten, der Launch des 16E ist ein erster Schritt von Universal Robots in Richtung Vollsortimenter mit Schwerlastrobotern im Sortiment. Dem widerspricht von Hollen jedoch ganz klar: „Nein, das ist keine Idee“, lautet das klare Statement des Firmen-Chefs. Das Ziel sei nach wie vor das Thema Kollaboration und daher fokussiere man auch in Zukunft auf Cobots.

Von Hollen hat aktuell nicht vor, in den „traditionellen“ Robotik-Bereich einzusteigen. Große Roboter, die hinter Schutzzäunen arbeiten, wird es also in absehbarer Zeit nicht aus Odense geben. Dennoch soll Universal Robots immer weiter expandieren.

„Aber unser Fokus ist wirklich dort, wo unsere Stärke liegt, bei Cobots“, erklärt von Hollen. Und da glaubt er, habe das Unternehmen für die nächsten fünf bis zwanzig Jahre noch genügend zu tun.

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