Ein Standort von Webasto von außen. Auf der Fassade steht das Firmenlogo.

Beim Automobilzulieferer Webasto gab es die ersten Corona-Fälle in Deutschland. - (Bild: Webasto Group)

Wer Webasto Anfang des Jahres noch nicht kannte, dem ist der Name spätestens seit Ende Januar ein Begriff: Denn da steckte sich ein Mitarbeiter des Automobilzulieferers mit dem Coronavirus an und war damit der erste Infizierte in Deutschland. Der betroffene Standort in Stockdorf bei München wurde deshalb zeitweise geschlossen, die Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt.

„Wir sind heute sehr froh und glücklich, dass wir aus der damals sehr ungewohnten Situation mit einem blauen Auge davongekommen sind“, sagte nun der Vorstandsvorsitzende Dr. Holger Engelmann auf einer Pressekonferenz. Man habe alles darangesetzt, sehr schnell zu reagieren und die Infektionskette zu stoppen, erklärte er. Webasto habe unter anderem eine Kontaktliste erstellt, um das Gesundheitsamt zu unterstützen und die Weiterverbreitung des Virus zu stoppen.

Webasto-CEO sieht auch positive Aspekte der Coronakrise

Trotz der Herausforderungen sieht Engelmann auch Positives: Webasto sei als Team und als Firma zusammengewachsen. Man habe gelernt, dass Unternehmen in solchen Krisen offen und transparent sein müssen, sagte der CEO. Durch den frühen „Einschlag“ habe man sich zudem auf die Coronakrise einstellen und andere Standorte über die Vorgehensweisen im Corona-Fall informieren können.

Einen Umsatzrückgang habe es durch die zeitweise Schließung in Stockdorf nicht gegeben. Denn es sei nur der Verwaltungs- und Entwicklungsstandort betroffen gewesen. Diesen habe man durch mobiles Arbeiten schnell wieder zum Laufen gebracht.

Er weiß aber ebenfalls: „Wir haben zeitweise auch Glück gehabt.“ Denn aus einer neuen Studie, die den Ausbruch bei Webasto untersucht hat, geht unter anderem hervor, dass sich ein Mitarbeiter höchstwahrscheinlich nur über einen Salzstreuer angesteckt hat. Andererseits habe er selbst der chinesischen Kollegin, die infiziert war, die Hand geschüttelt und habe sich nicht infiziert, so Engelmann. Man solle deshalb nicht panisch Angst bekommen, wenn man mal etwas anfasst, was auch ein Infizierter berührt haben könnte.

Der Vorstandsvorsitzende von Webasto, Dr. Holger Engelmann, der Anzug und Krawatte trägt.
Dr. Holger Engelmann ist bei Webasto der Vorstandsvorsitzende. - (Bild: Webasto)

Nach dem ersten Ausbruch haben sich bei Webasto noch zehn weitere Mitarbeiter mit Covid-19 angesteckt – alle im privaten Umfeld. Die Betroffenen seien inzwischen wieder gesund, berichtete der Vorstandsvorsitzende.

So wirkt sich die Coronakrise auf das erste Quartal aus

Die Corona-Pandemie hat – wie bei fast allen Unternehmen – auch bei Webasto Auswirkungen auf die Zahlen des ersten Quartals. Dieses sei „richtig heftig“ gewesen, analysierte Engelmann. Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf 708 Millionen Euro. 2019 waren es noch 862 Millionen Euro.

Als Gründe nannte Engelmann unter anderem den wochenlangen Produktionsausfall in China und den deutlichen Nachfragerückgang in Europa. Der Höhepunkt der Krise sei jedoch noch nicht erreicht. Deshalb gab der Vorstandsvorsitzende auch keine Prognose für 2020.

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Webasto stehe nun für das restliche Jahr vor gewaltigen Herausforderungen. Das Unternehmen habe die Stopps in der Autoindustrie deutlich zu spüren bekommen und musste kurzfristig darauf reagieren, sagte Engelmann.

Das Kostenmangement stehe deshalb an erster Stelle. Die Mitarbeiter sind deshalb bis Ende September in Kurzarbeit, offene Stellen werden bis auf weiteres nur intern besetzt. Zudem wird dieses Jahr keine Dividende ausgeschüttet.

Der Bereich Elektromobilität soll weiter gestärkt werden

Daneben plant Webasto aber weiter seinen Kompetenzausbau: Der Automobilzulieferer möchte neben Dachsystemen den Bereich Elektromobilität - also vor allem Batterie- und Ladelösungen -  als zweites Standbein etablieren. Noch liegen beide Sparten weit auseinander: Im vergangenen Jahr hat der Konzern mit Dachsystemen einen Umsatz von 3,1 Milliarden Euro gemacht. Das sind elf Prozent mehr als noch 2018. Zudem habe man erstmals die Marke von drei Milliarden Euro überschritten, sagte Engelmann.

Demgegenüber steht ein Umsatz von 43 Millionen Euro bei Batterien und Ladelösungen – immerhin mehr als doppelt so viel wie 2018. Insgesamt hat das Unternehmen einen Umsatz von 3,7 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die restlichen 575 Millionen Euro entfallen auf den Bereich Heizen und Kühlen.

Die Auftragsbücher bei Webasto sind voll

Langfristig soll der Bereich Elektromobilität das gleiche Volumen wie die Dachsysteme haben, sagte Engelmann. Der CEO betonte aber auch, dass das nicht sofort gehe. Dazu müsse Webasto auch die Kapazitäten haben. Er ist sich aber sicher: Wenn der Elektromobilitäts-Markt weiterwächst, dann werde es auch mehr Aufträge geben.

2019 habe das Unternehmen außerdem insgesamt viele Projekte gewonnen, die sich in den nächsten Jahren positiv auf den Umsatz auswirken werden. Deshalb sieht der Vorstandsvorsitzende Webasto auch gut gerüstet, die Krise zu meistern: „Die Auftragsbücher sind gut gefüllt“, sagte er.  Der Konzern werde alles tun, um den Verlust des ersten Quartals aufzufangen. Ob das gelingt, hänge jedoch von den Entwicklungen in den nächsten Monaten ab.

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