Homeoffice

Immer mehr Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern an, von zu Hause aus zu arbeiten. - (Bild: Pixabay)

Züge fahren nicht, Straßen sind durch herabgestürzte Äste blockiert: Sturmtief „Sabine“ hat es Pendlern heute schwer gemacht, zur Arbeit zu kommen. Für viele Berufstätige ist das trotzdem kein Problem: Sie können bequem von zu Hause aus arbeiten. Vier von zehn Arbeitgebern bieten das inzwischen an. Das hat eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom ergeben. Dafür wurden im vergangenen Jahr mehr als 800 Geschäftsführer und Personalverantwortliche befragt.

Waren es 2014 noch 20 Prozent Unternehmen, die Homeoffice angeboten haben, sind es inzwischen knapp 40 Prozent. Tendenz steigend. 46 Prozent der Unternehmen gehen der Umfrage zufolge davon aus, dass der Anteil ihrer Mitarbeiter, die im Homeoffice arbeiten, in den kommenden vier Jahren steigen wird. „Digitale Technologien ermöglichen es, unabhängig von Zeit und Ort zu arbeiten. Homeoffice wird für immer mehr Beschäftigte zum Alltag“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder in einer Pressemitteilung.

Coronavirus: Webasto-Mitarbeiter arbeiten im Homeoffice

Dass Unternehmen mit Homeoffice auch auf aktuelle Risiko reagieren können, zeigt nicht nur Sturmtief „Sabine“, sondern auch der Coronavirus. Die Firmenzentrale des Automobilzulieferers Webasto bleibt aufgrund des Virus vorsorglich noch bis morgen geschlossen. Der laufende Betrieb geht trotzdem weiter – dank Homeoffice. Ein Großteil der rund 1.000 Mitarbeiter arbeitet seit knapp zwei Wochen von zu Hause aus.

In der Zentrale in Stockdorf bei München sind unter anderem die Bereiche Entwicklung, Einkauf, Projektmanagement, Controlling und Vertrieb angesiedelt. „Viele dieser Tätigkeiten können auch via Laptop und Zugriff aufs Firmennetz von zu Hause aus erledigt werden“, sagt Marc Pastowsky, Personalleiter der Webasto Group auf Nachfrage von Produktion. Es gebe aber auch Aufgaben, die sich nicht von zu Hause aus erledigen lassen, wie zum Beispiel das Prüfen von Dachsystemen und den Prototypenbau.

Webasto Firmenzentrale in Stockdorf
In der Firmenzentrale von Webasto ist momentan wenig los: Die meisten Mitarbeiter arbeiten aufgrund des Coronavirus von zu Hause aus. - (Bild: Webasto Group)

Der Automobilzulieferer hat im September 2019 eine Betriebsvereinbarung „Mobiles Arbeiten“ für die Standorte Stockdorf, Gilching, Neubrandenburg, Schierling und Utting eingeführt. Damit habe das Unternehmen die Rahmenbedingungen für mehr Flexibilität im Arbeitsalltag und eine ausgewogenere Work-Life-Balance geschaffen, sagt der Personalleiter. Mitarbeiter von Webasto können maximal 40 Prozent der wöchentlichen Arbeit von zu Hause erledigen. In einer 40-Stunden-Woche seien das maximal 16 Stunden beziehungsweise zwei Tage pro Woche, erklärt Pastowsky.

Ein Angebot, das angenommen wird: Pastowsky sagt, dass in der Firmenzentrale in Stockdorf 85 Prozent der Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten können. Davon mache jeder zweite im Schnitt einmal pro Woche Homeoffice. Die Zahl sei aber abhängig von der jeweiligen Projektsituation. „Wir gehen davon aus, dass aktuell im Normalbetrieb bis zu 15 Prozent der Arbeiten von zu Hause beziehungsweise unterwegs erledigt werden“, so der Personalleiter.

Viele Webasto-Mitarbeiter planen dabei gezielt Homeoffice-Tage ein, um zum Beispiel unnötige Fahrten zwischen Wohnort, Arztbesuch und Standort zu vermeiden, hat Pastowsky beobachtet. Trotz aller technischer Möglichkeiten, würden die Beschäftigten jedoch weiterhin den direkten Austausch mit den Kollegen schätzen. „Auch für unsere Unternehmenskultur ist der persönliche Kontakt nach wie vor wichtig, da er die Entwicklung innovativer Ideen unterstützt und die effiziente Zusammenarbeit stärkt“, erklärt Pastowsky.

Daimler spricht mit Mitarbeitern über mobiles Arbeiten

Auch bei Daimler haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, außerhalb des Büros zu arbeiten. Eine entsprechende Regelung aus dem Jahr 2009 wurde 2016 erweitert. Dabei wurden die Beschäftigten durch eine Online-Umfrage und Workshops an der Ausarbeitung der Regelungen beteiligt. Alle Beschäftigten der Daimler AG haben das grundsätzliche Recht, mobil zu arbeiten, wenn dies mit der jeweiligen Aufgabe vereinbar ist, erklärte der Konzern 2016 in einer Pressemitteilung.

Dabei hat sich der Konzern auf folgende Eckpunkte geeinigt: Es gelten die betrieblichen Gleitzeitrahmen sowie alle Schutzmechanismen der Arbeitszeitgesetze, zum Beispiel Sonntagsarbeit. An Samstagen ist stundenweise Homeoffice möglich. „Die mobil geleistete Arbeitszeit wird blockweise pro Tag über das Zeitsystem erfasst“, erklärt Daimler in der Pressemitteilung.

Die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, werde von den Mitarbeitern sehr gut angenommen, sagt ein Daimler-Sprecher auf Nachfrage von Produktion. Es werden jedoch keine Zahlen erhoben, wie viele Beschäftigte das Angebot nutzen. Homeoffice werde natürlich nur in den Bereichen angeboten, in denen das auch möglich ist, zum Beispiel in der Verwaltung, so der Sprecher weiter. Am Band gehe es natürlich nicht.

Bitkom-Umfrage: Deshalb entschieden sich Unternehmen gegen Homeoffice

Die Bitkom-Umfrage zeigt, dass das auch der Hauptgrund ist, warum sich Unternehmen gegen Homeoffice entscheiden. So haben 65 Prozent der Befragten, der Mitarbeiter nicht von zu Hause aus arbeiten können, angegeben, dass Homeoffice nicht für alle Beschäftigten möglich sei und niemand ungleich behandelt werden solle.

Mit 55 Prozent war ein weiterer Grund der Umfrage zufolge, dass nach Ansicht der Befragten ohne direkten Austausch mit den Kollegen die Produktivität sinke. Weitere Argumente gegen Homeoffice waren unter anderem, dass die Mitarbeiter jederzeit ansprechbar sein müssen (33 Prozent), die Arbeitszeit nicht kontrollierbar ist (29 Prozent), die gesetzlichen Regelungen zum Arbeitsschutz (27 Prozent) und Sorgen um die Datensicherheit (22 Prozent).

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