Weltraumaufklärung: Rheinmetall und ICEYE sichern sich Milliardenauftrag

Auftrag mit strategischer Tragweite

Rheinmetall und das finnische NewSpace-Unternehmen ICEYE erhalten den Zuschlag für ein Milliardenprojekt zur Weltraumaufklärung. Der Auftrag wurde vom Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) erteilt. Das Konsortium hatte sich in einer europaweiten Ausschreibung durchgesetzt.

Gegenstand des Projekts ist die Entwicklung, der Bau und der Betrieb eines SAR-Satellitensystems (Synthetic Aperture Radar), das zur weltraumgestützten Radaraufklärung genutzt werden soll. Das System umfasst mehrere Kleinsatelliten mit SAR-Nutzlast, die von ICEYE geliefert werden. Die zugehörigen Bodenstationen und die Integration in bestehende militärische Systeme verantwortet Rheinmetall.

„Wir freuen uns sehr, dass wir gemeinsam mit unserem Partner ICEYE diesen wichtigen Auftrag realisieren dürfen“, erklärt Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG. „Für uns bedeutet das nicht nur den Einstieg in eine neue Dimension der Aufklärungstechnologie, sondern auch die Ausweitung unserer Aktivitäten im Zukunftsfeld des Weltraums.“

Schub für die nationale Sicherheitsarchitektur

Mit dem Projekt leistet Rheinmetall gemeinsam mit ICEYE einen zentralen Beitrag zur Stärkung der nationalen Sicherheitsarchitektur. Die neuen Satelliten werden in der Lage sein, unabhängig von Tageszeit und Wetterbedingungen hochauflösende Radarbilder zu liefern. Dies ermöglicht eine präzisere Lagebeurteilung und verbessert die strategischen Entscheidungsgrundlagen erheblich.

Rheinmetall übernimmt im Rahmen des Projekts nicht nur die Integration, sondern auch die gesamte Systemverantwortung. ICEYE bringt als führender Anbieter von SAR-Technologie seine bewährte Plattform ein. Das Unternehmen betreibt bereits eine der weltweit größten kommerziellen SAR-Konstellationen.

„Diese Kooperation ist ein Meilenstein für die europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik“, betont Rafal Modrzewski, CEO und Mitgründer von ICEYE. „Gemeinsam mit Rheinmetall bringen wir hochmoderne Technologie in ein System, das strategische Vorteile für die nächsten Jahrzehnte sichern kann.“

Technologische Eckpfeiler des Vorhabens

Das SAR-Satellitensystem nutzt Radarstrahlung, um die Erdoberfläche mit hoher Genauigkeit abzutasten. Diese Technik erlaubt – im Gegensatz zur optischen Aufklärung – eine kontinuierliche Datengewinnung, selbst bei Nacht oder starker Bewölkung. Für militärische Operationen bedeutet das einen erheblichen Informationsvorsprung.

Die Kleinsatelliten von ICEYE zeichnen sich durch geringe Baugröße und hohe Flexibilität aus. Dank einer modularen Architektur lassen sie sich in kurzer Zeit in Betrieb nehmen und bei Bedarf erweitern. Rheinmetall entwickelt parallel dazu leistungsfähige Bodeninfrastruktur zur Datenverarbeitung und Kommunikation.

„Die Kombination aus agilem Satellitendesign und integrierter Systemführung ist der Schlüssel zum Erfolg“, heißt es von Projektverantwortlichen beider Unternehmen. Besonders betont wird die Fähigkeit, auf sich verändernde Bedrohungslagen in Echtzeit reagieren zu können.

ELT: Europas Riesenteleskop peilt neue Welten an

In Chile entsteht das Extremely Large Telescope ELT. Mit seinem 39‑Meter‑Spiegel wird es das größte optische und infrarote Teleskop der Welt und könnte sogar Exoplaneten sichtbar machen. Die deutsche Industrie ist mit zentralen Komponenten beteiligt.

Bedeutung für Rheinmetall und die Branche

Für Rheinmetall markiert das Projekt nicht nur einen technologischen Sprung, sondern auch eine strategische Erweiterung des Portfolios. Das Unternehmen etabliert sich damit erstmals als Systemanbieter im Bereich Weltraumaufklärung – einem Sektor mit erheblichem Wachstumspotenzial.

„Mit diesem Auftrag erweitern wir unser Tätigkeitsfeld um ein Schlüsselgebiet der militärischen Aufklärung“, so Armin Papperger. „Der Einstieg in den Orbit ergänzt unser bestehendes Sensorik- und Effektorenportfolio und bringt uns auf Augenhöhe mit führenden Systemhäusern.“

Auch für ICEYE ist der Auftrag von großer Relevanz. Das finnische Unternehmen stärkt seine Präsenz auf dem europäischen Markt und positioniert sich klar als Technologiepartner für staatliche Institutionen.

Langfristige Perspektiven

Der Betrieb der neuen Satellitenkonstellation ist auf mehrere Jahre ausgelegt. Neben der initialen Lieferung sind auch Serviceleistungen, Wartung und kontinuierliche Systemerweiterungen Teil des Vertrags. Die beteiligten Unternehmen gehen davon aus, dass der Auftrag die Grundlage für weitere Kooperationen im Bereich der strategischen Aufklärung bildet.

Experten sehen im Projekt einen möglichen Startpunkt für den Aufbau einer europäischen Aufklärungsinfrastruktur im All. ICEYE bringt bereits Erfahrung aus verschiedenen internationalen Missionen mit, Rheinmetall ergänzt dies um Systemkompetenz und sicherheitsrelevante Integrationsleistungen.

Mit Material von Rheinmetall