Deal für Panzerfahrzeuge fixiert

CAVS-Deal: Patria liefert 876 Panzer an Bundeswehr

Zwei neue Serienverträge im Wert von über zwei Milliarden Euro markieren den bislang größten Einzelauftrag für Patria – und einen Meilenstein im CAVS-Programm.

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Patria und Deutschland haben zwei Beschaffungsverträge im Rahmen des Programms „Common Armoured Vehicle System“ (CAVS) im Wert von über 2 Milliarden Euro abgeschlossen. Diese Verträge betreffen die Anschaffung von bis zu 876 Patria 6x6-Panzerfahrzeugen in vier verschiedenen Varianten, darunter solche, die mit dem Patria Nemo-Turmmörsersystem und der ferngesteuerten Kongsberg RS4-Waffensstation ausgestattet sind.
Patria und Deutschland haben zwei Beschaffungsverträge im Rahmen des Programms „Common Armoured Vehicle System“ (CAVS) im Wert von über 2 Milliarden Euro abgeschlossen. Diese Verträge betreffen die Anschaffung von bis zu 876 Patria 6x6-Panzerfahrzeugen in vier verschiedenen Varianten, darunter solche, die mit dem Patria Nemo-Turmmörsersystem und der ferngesteuerten Kongsberg RS4-Waffensstation ausgestattet sind.

Milliardenauftrag sichert Patria den größten Deal der Firmengeschichte

Fakten zum CAVS Patria 6x6

· Die Plattform nutzt einen leistungsstarken Dieselantrieb mit Allradantrieb (6x6), automatischem Getriebe und unabhängiger Radaufhängung für hohe taktische Mobilität.

· Die Wanne ist als gepanzerter Monocoque-Rumpf ausgeführt und kann mit modularen Zusatzpanzerungen gegen Minen, IEDs und ballistische Bedrohungen verstärkt werden.

· Das Innenraumkonzept ist modular, sodass Mannschaftstransporter-, Führungs-, Sanitäts- und Feuerunterstützungsvarianten auf derselben Basis realisiert werden können.

· Patria NEMO ist ein stabilisierter 120‑mm-Turmmörser mit automatischer Laderanlage, hoher Feuerrate und direkter wie indirekter Feuerfähigkeit vom Fahrzeug aus.

· NEMO unterstützt MRSI-Schüsse (Multiple Rounds Simultaneous Impact), schnelle Stellungswechsel („Shoot-and-Scoot“) und kann in das Führungs- und Feuerleitsystem des Verbands eingebunden werden.

· Die Kongsberg PROTECTOR RS4 ist eine fernbedienbare Waffenstation für verschiedene Lafettierungen (z. B. MG, Granatmaschinenwaffe) mit integrierten Tages-/Wärmebildsensoren und Laserentfernungsmesser.

· Die RS4 ermöglicht Waffenwirkung unter vollständigem Panzerschutz der Besatzung und ist in die elektronische Fahrzeugarchitektur sowie das Feuerleitsystem eingebunden.

· Die Fahrzeuge sind für moderne C4ISR-Umgebungen vorbereitet, verfügen über digitale Bordnetze, Schnittstellen zu Funk- und Führungsmitteln und lassen sich national spezifisch ausrüsten.

· CAVS basiert auf dem modularen 6x6-Radfahrzeug Patria 6x6 mit hohem Schutz, Geländegängigkeit und optionaler Schwimmfähigkeit.

· Durch das CAVS-Programm werden diese technischen Lösungen standardisiert, was Ausbildung, Logistik, Ersatzteilhaltung und multinationelle Einsatzfähigkeit erheblich vereinfacht.

Patria und Deutschland haben zwei zentrale Serienverträge im Rahmen des Programms „Common Armoured Vehicle System“ (CAVS) abgeschlossen. Das Gesamtvolumen der Vereinbarung beläuft sich auf über zwei Milliarden Euro. Darin enthalten ist ein fester Auftragswert von über einer Milliarde Euro sowie weitere Optionen.

Gegenstand des Vertrags ist die Beschaffung von bis zu 876 Patria 6x6-Panzerfahrzeugen in vier unterschiedlichen Varianten. Die Ausstattungen umfassen unter anderem das Turmmörsersystem Patria NEMO sowie die ferngesteuerte Waffenstation Kongsberg RS4.

Die geplanten Lieferungen starten 2026. Im Anschluss erfolgt ein Technologietransfer von Patria an die deutschen Industriepartner FFG, JWT und KNDS. Bereits Anfang 2024 hatte Patria mit diesen Unternehmen eine Vereinbarung zur industriellen Zusammenarbeit getroffen.

Ab dem Jahr 2027 werden die ersten Fahrzeuge vollständig in Deutschland gefertigt und ausgeliefert. Ziel ist der sukzessive Aufbau einer vollständigen lokalen Produktionskapazität, um künftige Bedarfe der Bundeswehr effizient und unabhängig bedienen zu können.

Ein Meilenstein für Patria und das europäische Verteidigungsnetzwerk

„Ich freue mich, bekannt geben zu dürfen, dass diese CAVS-Verträge mit Deutschland über Patria 6x6 und Patria NEMO den größten Einzelauftrag in der Geschichte von Patria darstellen und unser 6x6-Panzerfahrzeug zum europäischen Standard machen“, erklärt Esa Rautalinko, Präsident und CEO von Patria.

Er betont weiter: „Das Vertrauen Deutschlands in Patria und das CAVS-Programm unterstreicht den modernen Ansatz für die multinationale Verteidigungszusammenarbeit, der interoperable Flotten fördert und durch industrielle Zusammenarbeit eine beispiellose Versorgungssicherheit gewährleistet.“

Mit Blick auf das übergeordnete Ziel des Programms fügt er hinzu: „Das deutsche CAVS-Programm wird zum Ziel der Bundeswehr beitragen, bis 2029 volle Einsatzbereitschaft zu erreichen, und Patria ist stolz darauf, Teil dieser Entwicklung zu sein.“

Auch Jussi Järvinen, Executive Vice President des Geschäftsbereichs Protected Mobility bei Patria, sieht das Unternehmen gut aufgestellt:

„Patria verfügt über jahrzehntelange Erfahrung im Technologietransfer in mehreren Ländern auf drei verschiedenen Kontinenten. Zusammen mit unserem lokalen deutschen Industrieteam sind wir bereit und in der Lage, der Bundeswehr alle gewünschten gepanzerten Fahrzeuge zu liefern und lokale Versorgungssicherheit aufzubauen.“

Multinationale Kooperation als Schlüssel zum Erfolg

Deutschland ist im Jahr 2023 dem multinationalen CAVS-Programm beigetreten. Mit der jetzt erfolgten Vertragsunterzeichnung beginnt für die Bundesrepublik die Phase der Serienbeschaffung.

Die im deutschen Projektkontext definierten Lösungen bieten auch anderen Teilnehmern des Programms neue technische Optionen, die übernommen und weiterentwickelt werden können.

Das CAVS-Programm wird von den finnischen Streitkräften geführt und vereint derzeit sieben Mitgliedsstaaten: Finnland, Lettland, Schweden, Deutschland, Dänemark, das Vereinigte Königreich und Norwegen. Auch in der Ukraine sind die Fahrzeuge bereits im Einsatz.

Die Federführung in der Fahrzeugentwicklung liegt bei Patria. Das finnische Unternehmen verfügt über mehr als vier Jahrzehnte Erfahrung in der Entwicklung und Lieferung geschützter Truppentransportlösungen sowie komplexer Systemintegration.

Ziel des Programms ist die Schaffung interoperabler, modularer und leicht adaptierbarer Flottenlösungen. Durch den Einsatz lokaler Industriekapazitäten in den Mitgliedsstaaten wird zudem die nationale und europäische Versorgungssicherheit gestärkt.

Fortschritt durch industrielle Partnerschaften

Die industrielle Zusammenarbeit mit deutschen Partnern stellt einen wesentlichen Baustein des Projekts dar. Patria hatte Anfang 2024 entsprechende Vereinbarungen mit FFG (Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft), JWT und KNDS unterzeichnet.

Diese Partnerschaften sollen den Technologietransfer sicherstellen und eine flächendeckende lokale Produktion ermöglichen. Die ersten komplett in Deutschland gefertigten Fahrzeuge werden 2027 erwartet.

Die Partnerschaft mit der deutschen Industrie hat auch das Ziel, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken. Im Fokus stehen langfristige Beschäftigungsperspektiven, eine stabile Lieferkette und technologischer Know-how-Transfer.

Der Patria 6x6 mit dem NEMO-Mörsersystem.
Der Patria 6x6 mit dem NEMO-Mörsersystem.

Status Quo und Perspektive im CAVS-Programm

Patria hat im Rahmen des CAVS-Programms bereits Aufträge für fast 2.000 Patria 6x6-Fahrzeuge erhalten. Über 250 Fahrzeuge wurden bereits ausgeliefert.

Das Programm ist offen für weitere europäische Länder mit ähnlichen Ausrüstungsanforderungen – vorausgesetzt, eine Zustimmung der bestehenden Teilnehmerstaaten liegt vor.

Mit jedem neuen Mitglied wächst nicht nur die Produktionskapazität, sondern auch die strategische Resilienz des Systems insgesamt. Der kooperative Ansatz des CAVS-Programms gilt dabei als Blaupause für eine zukunftssichere europäische Verteidigungsarchitektur.

Mit Material von Patria