Für rund 600.000 Besucher ist es alle drei Jahre ein Highlight: Tonnenschwere, riesige Minenfahrzeuge, Raupenkräne und Hydraulik-Bagger werden für die Baumaschinen-Messe Bauma in München aufgefahren.

Mit rund 614.000 Quadratmetern gilt sie als die flächenmäßig größte Messe der Welt. Über Wochen rollen nach Angaben der Veranstalter rund 600 Schwertransporte und Tausende Lastwagen über die Autobahnen der Landeshauptstadt, um den Fuhrpark aufzubauen.

Elektroantriebe, Vernetzung und Automation

Die riesigen Maschinen sind beeindruckend, doch die Hersteller und Kunden treibt vor allem das um, was unter all dem Metall, für den Laien nicht sichtbar, möglich ist: Elektrische Antriebe, vernetzte Maschinen, automatisierte Abläufe. Wie sämtliche Industriezweige beschäftigten diese Trends auch die Baumaschinenbranche.

"Was die Baubranche angeht, so ist damit zu rechnen, dass das Thema insbesondere auf innerstädtischen Baustellen im Zuge der Urbanisierung enorm an Bedeutung gewinnen und damit die Nachfrage nach derartigen Lösungen in Zukunft zunehmen wird", teilt etwa der Baden-Württemberger Maschinenbauer Liebherr mit.

Reinelektrische Antriebe werden nicht auf Dauer eingesetzt

Das Tempo gibt vor allem die Herstellerseite vor: "Auch wenn die Modellauswahl aktuell noch gering ist, kommen schrittweise neue batterieelektrische Fahrzeuge auf den Markt", heißt es in einer neuen Studie der Unternehmensberatung McKinsey. "Die beeindruckenden Fortschritte, die wir aktuell bei Autos und Bussen sehen, wird sich langfristig auch bei Bau- und Großmaschinen niederschlagen."

Doch andere sind skeptischer. Vor allem die Abnehmerseite bremst die Erwartungen. "Im kleinen Gerätebereich, Handwerks- und Kleinstgeräte, da gibt es schon gute Entwicklungen, da geht es voran", sagt Dieter Schnittjer, Mitglied des Vorstsands beim Verband der Baubranche, Umwelt und Maschinentechnik (VDBUM). Doch batterieelektrische Antriebe würden auf lange Sicht bei großen Leistungsmaschinen nicht zum Einsatz kommen, ist er überzeugt. Zu schwer seien die dafür notwendigen Batterien.

"Elektrifizierung ist ja kein Selbstzweck", sagt auch Johannes Fottner, Professor für Technische Logistik an der TU München. "Sie muss günstiger sein als die herkömmlichen Antriebe, sie muss einfacher zu handhaben sein." Bei größeren Maschinen setzen die Hersteller daher zunächst auf Hybridantriebe.

Die Elektromotoren werden dabei etwa angetrieben von einem Dieselgenerator. Vor allem bei großen Minenfahrzeugen sei dies schon vielerorts üblich, sagt Fottner.

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Große Maschinen haben kein Elektrifizierungspotenzial

Dass die Kunden der Baumaschinenhersteller bei diesen Fragen so skeptisch sind, liegt aus seiner Sicht auch daran, dass sie von den Kostenvorteilen bislang nicht überzeugt sind. "Ja, wir haben konservative Käufer, wir machen aber auch zu wenig Erklärungsarbeit", sagt der Professor, der einmal selbst in der Industrie auf Herstellerseite tätig war.

"Viele Betreiber wissen gar nicht genau, wie die Auslastung ist. Das ist aber ein wesentliches Entscheidungskriterium", sagt auch der Autor der McKinsey-Studie, Andreas Tschiesner.

Der Untersuchung zufolge liegen die Gesamtbetriebskosten von E-Fahrzeugen je nach Marktsegment bei 30 Prozent unter denen von Dieselmaschinen. Um batterie-elektrische Fahrzeuge in rund einem Fünftel der Segmente einzusetzen, bedürfe es Investitionen von weltweit rund 16 Milliarden Dollar (14,25 Mrd Euro). Einsparen ließen sich damit aber 30 Milliarden Dollar an Gesamtbetriebskosten, sagt Tschiesner. Doch auch er räumt ein: "Bei ganz großen Maschinen gibt es derzeit kaum Elektrifizierungspotential. Die Industrie hat sich dabei auf die kleineren Bereiche konzentriert."

Ein Bagger weiß, was er tut

Es sind nicht nur die Antriebe, bei denen die Bauunternehmer skeptisch sind. Auch bei der Vernetzung der Maschinen gibt es Fottner zufolge noch viel Potenzial. "Ein Bagger weiß erstaunlich viel über das was er tut", sagt er. Doch bei der Auswertung und Vernetzung solcher Daten seien die Betreiber vorsichtig, weil sie nicht einschätzen könnten, wer darin Einblick habe.

Mit Blick auf den großen Komplex Digitalisierung sagt VDBUM-Geschäftsführer Schnittjer deshalb: "Da hängen wir der Industrie ganz eindeutig 15, 18 Jahre hinterher." Es müsse eine Digitalisierung sein, die einen Nutzen für die Branche habe. "Und dieser Nutzen, da sind wir in der Startphase."

Viel Aufklärungsarbeit scheint nötig, bis die Branche die Möglichkeiten der Digitalisierung voll ausschöpfen kann. Auch das wird ein Thema auf der Messe. Wirtschaftlichen Druck dürften die Beteiligten dazu derzeit kaum spüren. Trotz der sich abkühlenden Konjunktur ist ein Ende des Baubooms nicht in Sicht

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dpa