RFID Symbol Sechseck mit runden Symbolen drum herum

RFID oder Barcode? Beides hat Vor- und Nachteile. (Bild: wladimir1804 - stock.adobe.com)

Gleichwohl legen die Zahlen zur Entwicklung der beiden Märkte nahe: RFID wächst schneller. Eine Analyse von Mordor Intelligence prognostiziert für den RFID-Markt eine jährliche Wachstumsrate von 6,37 Prozent bis 2028. Dagegen erwartet Research & Markets für den Barcode Markt eine jährliche Wachstumsrate von etwa fünf Prozent bis 2025. Auch wenn es fragwürdig erscheinen mag, Studien unterschiedlicher Analysten einfach so zu vergleichen, darf man diesem Trend durchaus Glauben schenken. Dennoch muss man natürlich betonen, dass Barcodes um ein Vielfaches weiterverbreitet sind, als RFID-Anwendungen.

Was ist RFID?

RFID ist die Abkürzung für Radio Frequency Identification, was auf Deutsch "Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer Wellen" bedeutet. Diese Technologie ermöglicht automatisches und berührungsloses Identifizieren und Lokalisieren von Objekten und Lebewesen mit Radiowellen.

Ein RFID-System besteht aus einem Transponder, also einem Chip oder auch "Funketikett", der sich am oder im Gegenstand oder Lebewesen befindet und einen kennzeichnenden Code enthält, sowie einem Lesegerät zum Auslesen dieser Kennung.

Gekoppelt werden Sender uns Empfänger durch vom Lesegerät erzeugte magnetische Wechselfelder in geringer Reichweite oder durch hochfrequente Radiowellen. Damit werden nicht nur Daten übertragen, sondern auch der Transponder mit Energie versorgt.

Zu den Treibern, die das schnellere Wachstum von RFID begünstigen, zählen unter anderem: die Minimierung von Fehlerquellen sowie des damit verbundenen Zeit- und Ressourcenaufwandes. Zunehmend fallen in diesem Zusammenhang aber auch Schlagworte wie Künstliche Intelligenz, Robotik und Automatisierung. Dabei geht es vor allem um Anwendungsfälle, die keine menschlichen Mitarbeiter erfordern.

Zukunftstechnologien verstehen!

Die Technik entwickelt sich so schnell weiter wie noch nie. Neue Technologien halten ständig Einzug in unserem Leben. Natürlich heißt das nicht, dass alte Technologien verschwinden werden, aber die Relevanz wird sich verschieben. Welche Technologien und Konzepte wichtiger werden, was der aktuelle Stand ist und worin Chancen für die Industrie liegen, lesen Sie in unserer Rubrik "Zukunftstechnologien" - hier entlang!

 

Einen Überblick über die relevantesten Zukunftstechnologien und deren industrielle Einsatzmöglichkeiten hat unsere Redakteurin Julia Dusold in diesem Kompendium für Sie zusammengefasst: "Das sind die wichtigsten Zukunftstechnologien".

 

Dagegen kommt die Barcodetechnologie insbesondere im Umfeld der Logistik und Prozessschrittdokumentation überall dort zum Einsatz, wo sich der Mensch noch nicht ersetzen lässt. Damit stellt sich auch die Frage, ob mit dem schnelleren Wachstum von RFID und Automatisierung auch die zunehmende Substitution menschlicher Mitarbeiter einhergeht. Gerade das erweist sich jedoch eher als realitätsferne Dystopie, denn als konkretes Zukunftsszenario.

Weder Mensch noch Barcode müssen in absehbarer Zeit um ihre Existenz fürchten. Denn Vollautomatisierung ist auf voraussehbare Zeit nur in Teilbereichen möglich. Denn sie erfordert straffe Prozesse ohne Abweichungen, erlaubt also eben keine Flexibilität. Zudem sind sie komplex und mit hohen Kosten verbunden. Von der schwierigen Integration ganz zu schweigen.

Schon eher stellt sich die Frage: Wie können Mensch und Maschine besser zusammenarbeiten? In diesem Zusammenhang gewinnen teilautomatisierte Systeme wie Cobots, AMRs und AVGs zunehmend an Bedeutung. Sie unterstützen den Menschen bei seiner Arbeit auf dem Shopfloor. Der wiederum erledigt die Interaktion mit diesen Systemen am besten mit Barcode-Scannern.

Zusätzlich muss es aber auch darum gehen, die Konnektivität auf dem Shopfloor zu verbessern, den Menschen an das Internet der Dinge anzubinden. Gerade das lässt sich insbesondere durch die Verwendung von Wearable Geräten ermöglichen. Sind diese mit entsprechenden Sensoren ausgestattet, lassen sich wertvolle Metadaten erfassen. Diese gehen deutlich über den reinen Barcode hinaus. Sie erfassen zum Beispiel Zeitstempel, die Anzahl der Scans, die Scan-Dauer, aber auch Bewegungsprofile und viele mehr. Diese Ist-Daten sind für Bottom-Up-Analysen extrem hilfreich. Sie identifizieren Hotspots, Blocker oder Ausreißer, aber auch Bewegungsprofile. Das erlaubt Prozessoptimierungen, führt zu mehr Sicherheit und reduziert zum Beispiel Wegzeiten.

Aktuelles aus der Industrie

Sie wollen auf dem Laufenden bleiben, was in der Welt der produzierenden Industrie gerade geschieht? Dann melden Sie sich hier zu unserem Newsletter an oder folgen Sie uns auf LinkedIn.

Derlei Meta-Daten erzeugen eine neue Perspektive der Werkshalle, nämlich von unten nach oben – also Bottom-Up. Diese Sicht ersetzt nichts, sondern sie ergänzt. Damit schließt sie die Lücke, die durch die von Enterprise Applikationen wie ERP, WMS oder BI-Anwendungen vorgegebene Top-Down-Sicht entsteht. Eben diese Perspektive ist ein Schlüssel, um die ablaufenden Prozesse und Transaktionen reibungslos zu orchestrieren.

Für RFID scheint insbesondere auch der Sicherheitsaspekt zu sprechen. Denn Barcodes lassen sich fälschen. Allerdings gibt es kaum belastbare Zahlen zur Fälschung von Barcodes im industriellen Umfeld. Ein vergleichsweiser bekannter Fall in diesem Zusammenhang betraf den Kugellagerhersteller SKF. Dabei ging es um gefälschte Produkte, die aus China eingeschleust wurden. Abhilfe schaffte SKF dabei jedoch wieder mithilfe der Barcode-Technologie und einer eigens dazu entwickelten App, die den Barcode anhand eines Datenbankabgleichs sicher identifiziert und eine entsprechende Meldung ausgibt. Ein solches Worker-Feedback ist heute ein Merkmal, das sich ohne großen Aufwand verwirklichen lässt. Es kann nicht nur im Kontext von Fälschungen, sondern zur Fehlervermeidung insgesamt eingesetzt werden. Damit liefert es einen wesentlichen Beitrag zur Qualitätssicherung und Prozessstabilisierung.

Ohnehin erscheint fraglich, ob RFID derartige Fälle verhindern könnte, denn die Einfallsvektoren sind eben häufig dort, wo Automatisierung kaum zum Einsatzkommen kann. Vor allem aber sollte man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Denn RFID basiert eben auf Funktechnologie. Ist diese aber nicht verschlüsselt, bietet sich auch hier eine Angriffsfläche in Form von Abhörattacken. Zudem können Angreifer natürlich auch versuchen, die Daten auf dem Chip oder dem Transponder gezielt mithilfe von entsprechenden Schreibgeräten und Software zu manipulieren. Gerade in diesem Zusammenhang sollte man auch das Thema Datenschutz im Blick haben. Denn sollten so oder so sicherstellen, dass keine personenbezogenen Daten auf den RFID-Chips hinterlegt sind.

Sicherheit hat jedoch auch eine andere Komponente, nämlich die der Verlässlichkeit und Robustheit im Umfeld von anspruchsvollen Einsatzumgebungen. Gerade hier sammelt der Barcode gegenüber RFID wesentliche Pluspunkte. Denn RFID-Transponder können brechen oder gar mutwillig zerstört werden. Natürlich lassen sich auch Barcodes zerstören oder können von minderer Qualität sein. Jedoch ist das weit weniger wahrscheinlich. Vor allem aber sind Barcodes weitaus günstiger in der Handhabung, was sie in der Gesamtschau oft zu der bevorzugten Alternative macht. RFID-Chips können bis zu 35 Euro pro Stück kosten, die dazugehörigen Lesegeräte können mit bis zu 5.000 Euro zu Buche schlagen. Natürlich bewegen sich diese Zahlen am oberen Rand und es gibt viele Faktoren, die die Kosten nach unten drücken können. Dennoch bleibt festzuhalten: Barcodes sind generell die weitaus günstigere, robustere und einfachere Alternative.

Darüber hinaus muss man beachten, dass RFID für die Verwendung in einem Netzwerk ausgelegt ist, das heißt man benötigt immer verfügbares Internet. Dazukommt, dass es beim Lesen der Daten zu Störungen kommen kann. Signale können sich überlagern, sodass der Reader nicht mehr auf alle Anfragen gleichzeitig zugreifen kann. Zugegeben, dieses Problem lässt sich sicher mithilfe entsprechender Protokolle in den Griff bekommen. Es veranschaulicht aber nochmals, dass der Integrationsaufwand weitaus höher ist als beim Barcode.

Nun wird man mir als Vertreter eines Barcode Scanner Herstellers sicherlich vorhalten, dass meine Einschätzung von vornherein einseitig ausfallen muss. Dieses Argument ist jedoch nicht stichhaltig, denn wir beschäftigen uns immer wieder auch mit RFID und könnten unser Angebot technisch jederzeit erweitern, wenn unser Markt danach verlangen würde. Und eben das ist gerade nicht der Fall.

Fazit

Am Ende muss die Frage eben nicht lauten RFID oder Barcode, sondern wann ist was sinnvoll. RFID hat klare Stärken. Für die Industrie wird aber in nächster Zeit eine ganz andere Frage wichtiger sein. Nämlich die, wie man Automatisierung und Mensch in den Werkshallen sinnvoll miteinander verbinden kann. Dabei geht es vor allem darum, die kognitiven und physischen Fähigkeiten menschlicher Arbeitskräfte auf dem industriellen Shopfloor mit Robotik und maschineller Automation zu koppeln, um Produktivität zu erzeugen. Diese entsteht durch fein austarierte Soft- und Hardwarelösungen zur Bearbeitung komplexer Anwendungsfälle. Wir nennen das CollaboMation.

Sie möchten gerne weiterlesen?