Batteriefabriken neu gedacht
Modernisierung von Batteriefabriken im Aufwind
Weltweit stehen Batterieproduktionen vor einem Umbruch: Bestehende Werke müssen modernisiert werden – ein wachsender Markt, in dem Europas Industrie durch Spezialisierung, Präzision und regulatorisches Know-how neue Perspektiven gewinnt.
Die Modernisierung von mittlerweile in die Jahre gekommenen Batteriewerken bietet europäischen Herstellern große Geschäftschancen - nachdem der Hype um Gigafactories inzwischen verblasst ist.
Mercedes-Benz)
Immer mehr Großfabriken für die Produktion von Batterien
sind in die Jahre gekommen und müssen modernisiert werden. Diese sogenannten 'Brownfield'-Investitionen bieten auch dem europäischen Maschinen- und
Anlagenbau neue Geschäftschancen in erheblichem Umfang. Wie die neue Studie 'Battery Manufacturing 2030+: From Hype to Hard Truths' von VDMA und Porsche
Consulting zeigt, wird das globale Batterie Equipment-Marktvolumen
bis 2035 kumulativ 250 bis 280 Milliarden Euro erreichen. „Besonders attraktiv
ist die Modernisierung bestehender Anlagen, die von diesen Gesamtinvestitionen
rund 135 Milliarden Euro ausmachen werden. Hier können europäische Unternehmen
ihre Stärken ausspielen: Präzisions-Engineering, digitale Integration und
regulatorische Expertise“, sagt Sarah Michaelis, Leitung der Fachabteilung
VDMA Batterieproduktion. Im Februar 2024 hatte eine erste VDMA-Studie die
strategische Bedeutung des europäischen Maschinenbaus für die
Batterieproduktion hervorgehoben. Die neue Untersuchung knüpft daran an und
zeigt: Nach der Phase überzogener Erwartungen folgt nun die Realität – mit
tragfähigen Projekten und guten Chancen für spezialisierte Anbieter.
Während asiatische Fabrikausrüster auf Masse setzen, agieren
europäische Maschinenbauer als spezialisiertes Ökosystem. Allein 65
VDMA-Mitglieder sind in der Elektrodenfertigung aktiv. Diese Spezialisierung
ermöglicht modulare, interoperable Systeme – und damit größere Flexibilität für
Kunden“, erläutert Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des
VDMA.
Realistische Pläne lösen Hype ab
Die neue Studie dokumentiert auch, dass
auf den Hype in der Batterieproduktion sowie einige abgesagte Großprojekte
inzwischen eine realistischere Analyse folgt, auch in der europäischen
Gigafactory-Industrie. Wurden Ende 2023 noch 1,6 Terrawattstunden
Produktionskapazität für 2030 in Europa angekündigt, sind es im Jahr 2025 noch
1,1 Terrawattstunden. Diese Konsolidierung erfolgt in einem Marktumfeld, das
von asiatischer Dominanz geprägt ist: China kontrolliert 90 Prozent der
globalen Zellproduktion. Europa reagiert darauf inzwischen mit
Förderprogrammen, Steuererleichterungen und einer Rohstoff-Diplomatie. 50 Prozent
der angekündigten europäischen Produktionskapazitäten sollen von Akteuren aus
der EU kommen – damit wird eine Perspektive für europäische Lösungsanbietern
geschaffen.
Europas Stärke: Spezialisierung und Integration
Die Studie zeigt auch: Zellhersteller suchen bereits nach Partnern
für die Modernisierung ihrer Anlagen. Sie benötigen dafür nicht nur Hardware,
sondern funktionierende Produktionssysteme. „Zellhersteller weltweit erkennen,
dass spezialisierte Expertise bei der Prozessoptimierung entscheidend ist –
besonders in der kritischen Phase zwischen Inbetriebnahme und profitabler
Produktion“, betont Michaelis. „Europäische Maschinenbaufirmen
bringen genau dies mit: tiefes Prozess-Know-how, nahtlose Integration über alle
16 Produktionsschritte hinweg sowie die Fähigkeit, hochkomplexe Anforderungen
zeitnah umzusetzen. Eine Vielzahl der europäischen Unternehmen in der
Zellassemblierung verfügen über Expertise in mehreren Fertigungsschritten – ein
klarer Vorteil gegenüber standardisierten Einzellösungen“, ergänzt Matthias
Möhrke, Experte für Batteriemaschinenbau bei Porsche Consulting.
Politik muss
ihren Teil beitragen
Die Politik muss jetzt gezielt handeln, um Europas
Batteriewertschöpfungskette geopolitisch abzusichern und technologisch zu
stärken. “Dazu gehören der Aufbau eines effektiven Risikomonitorings, die
effiziente Ausgestaltung industrieller Förderinstrumente mit klarem Fokus auf
europäische Wertschöpfung, Verminderung der Abhängigkeiten sowie verstärkte
Investitionen in Forschung und internationale Partnerschaften. Gleichzeitig muss
die EU technologische Souveränität durch Standardisierung und strategische
Skalierung erreichen. Nur mit einer klaren, EU-weiten Ausrichtung und
entschlossener Umsetzung kann Europa im globalen Wettbewerb bestehen und die
Transformation erfolgreich gestalten, resümiert Hartmut Rauen.
Quelle: VDMA