MAN, Rainer Miksch
Rainer Miksch ist seit 27 Jahren bei MAN Truck & Bus tätig, zunächst in der Konstruktion, dann verantwortlich für Vorläuferbau und seit 15 Jahre als Leiter der Erprobung. - (Bild: MAN)

Die Region hat sich auf die Entwickler eingestellt, bietet ihnen zahlreiche Freizeitaktivitäten. Touren mit dem Hundeschlitten oder dem Schneemobil sorgen für Abwechslung. Und wem das noch nicht genug ist, kann seine in der Kälte verdienten Euros auf dem lappländischen Lappenmarkt ausgeben.

Das Geschäft mit den Testern floriert. Schließlich testet dort nicht nur MAN, sondern im Grunde alle namhaften Automobilhersteller und Zulieferer - von Audi bis ZF - sind vor Ort. Das Fahren auf Eis und Schnee hat sich selbst schon zu einem Geschäftsmodell entwickelt. Touristen können in PS-starken Autos unter Anleitung von Profis auf zugefrorenen Seen das Heck zum ausbrechen bringen.

Doch nicht nur Autofahrer trauen sich auf das Eis der zugefrorenen Seen, auch die Nutzfahrzeughersteller führen ihre Trucks und Busse aufs Glatteis. Damit die Seen schnell und zuverlässig zufrieren, helfen die sogenannten Ice Makers nach. Die professionellen Eismacher gelten in Schweden als eigene Berufsgruppe, manch einer spricht gar von einer eigenen Spezies. Sie präparieren das Eis für die Tester.

Entgegen aller physikalischen Regeln lassen die Ice Makers das Eis nach oben wachsen. Zu Beginn des Winters hoffen sie auf kalte Tage. Die Seen frieren allmählich zu. Dann beginnen die Ice Makers Wasser auf die zugefrorene Seenplatte zu pumpen. Das Eis wächst nach oben. „Das beschleunigt den Prozess, bis wir mit unseren Fahrzeugen auf den See können“, erläutert Miksch.

Schneegarantie am Polarkreis

Neben den Fahrten auf blankem Eis, kommt den MAN’lern die Schneegarantie, die der Polarkreis seinen Bewohnern und Besuchern bietet, zu Gute. Dabei geht es nicht nur darum, wie sich ein Truck oder Bus auf verschneiter Straße verhält, wie Längs- und Querdynamiksysteme, wie Sicherheitssysteme wie beispielsweise Notbremsassistenten oder Spurhaltesysteme, wie Heizung und Lüftung oder Abgasnachbehandlungssysteme, sondern auch ob noch ein Scheinwerfer, Türsteuerungen, Scheibenreinigungsanlagen funktionieren, wenn sie zugeschneit sind.

Miksch: „Generell ist die Frage: Wie verhalten sich Fahrzeugsysteme, Fahrzeugfunktionen und Bauteile unter extremen Temperaturbedingungen sowie jene Bauteile, welche unmittelbar mit Schnee- und Eisansammlungen in Berührung kommen?“ Ist ein Truck beispielsweise ausnahmslos nur in kalten Regionen unterwegs, taut eine solche Schneeansammlung nicht mehr auf. Die  Systeme eines Trucks müssen so etwas ab können. Schließlich gibt es auch Kunden, die den ganzen Winter Holz von Finnland nach Norwegen transportieren. Ein technisches Versagen hätte hier fatale Folgen.

Bei den Tests arbeitet die Volkswagen-Tochter vor Ort mit den verschiedenen Entwicklungspartnern Hand in Hand zusammen. Schließlich ist die Integration von Komponenten ein Teil der Entwicklung. Zu den wichtigsten Zulieferern zählen Bosch, Knorr, ZF, Continental sowie Delphi.

Auch der Austausch mit den anderen Unternehmen aus dem Volkswagen-Konzern ist intensiv. MAN testet mit Truck-Schwester Scania auf ein und demselben Gelände. Auch die Entwickler und Versuchsingenieure der Konzernmarken VW, Audi, Skoda, Seat und Porsche nutzen das konzerneigene Testcenter. Der Austausch ist mittlerweile sehr rege und intensiv speziell mit den Nutzfahrzeugkollegen von Scania und VW.  

So tauschen sich mittlerweile Scania-Tester und MAN-Team intensiv aus. Schließlich nutzen beide Marken auch teilweise die gleichen Komponenten für ihre Fahrzeuge. „Diese Vernetzung ist auch gut und wichtig“, sagt MAN-Mann Miksch betont aber: „Gleichwohl handelt es sich nach wie vor um zwei getrennte Marken mit eigenständigem Auftritt, die sich im Markt teilweise auch gegeneinander positionieren.“

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