Flaggen von Deutschland und China auf einer rissigen Wand gemalt

Deutsche Unternehmen haben in China mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. (Bild: daniel0 - stock.adobe.com)

Ein Jahr kann viel verändern. So auch die Herausforderungen für deutsche Unternehmen in China. Während die Firmen 2020/21 noch Beschränkungen des Internetzugangs, die langsame grenzüberschreitende Internetgeschwindigkeit und Verwaltungshürden als Top 3 Business Challenges genannt haben, sind es in der aktuellen Umfrage vor allem diese drei Herausforderungen: die Vorzugsbehandlung der lokalen Unternehmen, Rechtsunsicherheit und Beschränkungen durch Umweltschutzvorschriften. Das sind die Ergebnisse der jährlichen Geschäftsklima-Umfrage der Deutschen Handelskammer in China und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG.

„Fehlende Gleichbehandlung ist zur größten regulatorischen Herausforderung für die deutsche Wirtschaft in China geworden.“, sagt Clas Neumann, Präsident der Deutschen Handelskammer in China - Shanghai. 34 Prozent der befragten Unternehmen sind von einer Bevorzugung lokaler Unternehmen betroffen. Bemerkbar wird das vor allem in Bereichen wie Marktzugang und öffentliches Beschaffungswesen. Besonders im Maschinenbau und der Industrie ist die unterschiedliche Behandlung der Firmen hoch, so Neumann.

Konkret heißt das, dass den Firmen die Transparenz fehlt, es „buy-local“-Praktiken gibt und Staatsunternehmen bevorzugt behandelt werden. Hintergrund ist die politische Fokussierung der chinesischen Wirtschaft auf sich selbst.  „Für ein zukunftsfestes Engagement im chinesischen Markt benötigt die deutsche Wirtschaft in China ein Zeichen, dass Gleichberechtigung Teil des Wirtschaftssystems ist“ sagt Neumann.

Reisebeschränkungen weiter großes Problem

Ein anderes operatives Hindernis sind für 42 Prozent der befragten Unternehmen weiterhin die Reisebeschränkungen. Darüber hat PRODUKTION bereits hier berichtet.

Die strengen Einreisebestimmungen stellen für deutsche Unternehmen eine kaum zumutbare Hürde im Geschäft mit China dar. Sie beeinträchtigen laut Umfrage das gegenseitige Verständnis (72 Prozent), verhindern ausländische Investitionen (56 Prozent) und letztendlich auch das Wachstum des Landes (45 Prozent).

Die geringere Konnektivität zwischen den Regionen seit der Pandemie sei ein ernstes Problem für alle, sagt auch Dr. Frank Rückert, der Gesandte der Deutschen Botschaft in China in der heutigen Pressekonferenz. Ohne das Charterflug-Programm der AHK China gebe es kaum Direktflüge zwischen China und Deutschland. Mehr über die Charterflüge lesen Sie auch hier.

Es brauche deshalb pragmatische Lösungen, um die Mobilität zwischen China und der EU zu vereinfachen, so Rückert. Eine Verbesserung der Situation ist derzeit jedoch noch nicht in Sicht. Die Reisebeschränkungen könnten laut Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business bei KPMG, noch länger andauern. Das komme darauf an, ob China seine Zero-Covid-Strategie weiterführe, so der Experte.

Deutsche Firmen in China sind weniger optimistisch

Insgesamt sind die deutschen Unternehmen in China im Vergleich zum Vorjahr weniger optimistisch. In der Umfrage gaben rund 51 Prozent der Unternehmen an, Verbesserungen in ihrem Sektor zu erwarten. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es noch 66 Prozent. Das zeige, dass die Coronakrise noch nicht vorbei ist, sagt Glunz. Fast 20 Prozent der Firmen stellen sich 2022 auf eine Verschlechterung der Aussichten ein (nach neun Prozent im Vorjahr). Auch ihre Erwartungen für das Gewinn- und Umsatzwachstum schraubten die Firmen in der aktuellen Befragung im Vergleich zum Vorjahr etwas zurück.

Aber: „Die deutschen Firmen sehen die Möglichkeiten, die China mit sich bringt“, sagt Rückert. Derzeit seien rund 5.000 deutsche Unternehmen in China aktiv, die zusammen mehr als eine Million Jobs generiert haben. „China ist und bleibt ein wichtiges Land und ist zu wichtig, um es zu vernachlässigen“, erklärt außerdem Glunz.

Als Reaktion auf die Anforderung des Marktes, zunehmende Entkopplungstendenzen sowie weiter anhaltende Reiserestriktionen lokalisieren deutsche Unternehmen zunehmend in China. 33 Prozent der Firmen lokalisieren zunehmend technisches und betriebliches Know-how in China. Viele Unternehmen wollen sich mehr lokalisieren, indem sie Kooperation mit lokalen Playern eingehen. Vor allem in der Autoindustrie, aber auch in der Fertigung sei das der Fall, erklärt Neumann.

Nahezu unverändert viele Firmen planen zudem weitere Investitionen in China. Der Schwerpunkt liegt dabei mit fast 50 Prozent auf neuen Produktionsanlagen, dem Ausbau von Forschung und Entwicklung (47 Prozent) sowie der Automatisierung und Weiterentwicklung von Produktionsprozessen (37 Prozent).

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