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Continental ist derzeit wie auch andere Zulieferer in einem tiefgreifenden Umbau (Bild: Continental)

Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental bleibt auch nach dem Spin-Off der Antriebstechnik in das Unternehmen Vitesco maßgeblich vom Umfeld der Autoindustrie abhängig. Derzeit hat das Unternehmen wieder schwer zu kämpfen, weil die weltweite Autoproduktion infolge von Halbleiterengpässen schwächelt. Was Chef Nikolai Setzer vorhat, was Analysten vor den endgültigen Zahlen zum dritten Quartal an diesem Mittwoch (10. 11.) sagen und wie die Aktie läuft.

Das ist los bei Continental

Im Oktober musste Conti für das fortgeführte Geschäft in der Autozulieferung bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Ziele senken, nach vorläufigen Zahlen fuhr die Sparte auch im dritten Quartal wieder einen operativen Verlust ein, nachdem es schon im Vorquartal rote Zahlen gegeben hatte.

Conti erwartet nun nicht mehr, dass das schwache und von Corona-Lockdowns hart getroffene Vorjahr bei der weltweiten Produktion von Autos und leichten Nutzfahrzeugen 2021 spürbar übertroffen wird. Das Management rechnet im schlechten Fall sogar mit einem nochmaligen Rückgang um ein Prozent - und auch im besseren Szenario dürfte es nur ein Plus von höchstens einem Prozent im Vergleich zu 2020 werden. In der Autozuliefersparte hängt Conti von der tatsächlichen Produktion der Autobauer ab. Aber auch die Erstausstattung mit Reifen ist betroffen.

Conti steckt derzeit in der Zwickmühle. Die Autobauer verdienen angesichts der Situation derzeit noch prächtig, Daimler und BMW steigerten sogar ihre Gewinne im dritten Quartal. Die Hersteller können von den derzeit hohen Autopreisen für Neu- und Gebrauchtwagen profitieren - bei den Zulieferern schlagen aber die fehlenden Teileabrufe wegen der stockenden Produktion voll durch. Schlimmer noch: Auf der Kostenseite steigen die Belastungen für Teile, Frachten und Rohstoffe. In der Reifen- und Kunststoffsparte bezifferte Finanzchef Wolfgang Schäfer den Gegenwind der Rohmaterialpreise in diesem Jahr zuletzt auf über eine halbe Milliarde Euro.

Für den Gesamtkonzern ohne Vitesco gehen Setzer und Schäfer noch von einem Umsatz in Höhe von 32,5 bis 33,5 Milliarden Euro aus. Vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten dürften vom Erlös nur noch 5,2 bis 5,6 Prozent als operativer Gewinn hängen bleiben. Interessant wird, ob Conti im Gesamtjahr immer noch mit dem ersten Nettogewinn unter dem Strich seit 2018 rechnet. Nach den ersten sechs Monaten hatte Conti knapp eine Milliarde Euro Gewinn erwirtschaftet.

Conti ist derzeit wie auch andere Zulieferer in einem tiefgreifenden Umbau, der bis Ende des Jahrzehnts Zehntausende Stellen betreffen dürfte. Setzer will wie von seinem Vorgänger Elmar Degenhart eingeleitet die jährlichen Bruttokosten um 850 Millionen Euro senken. Viele Zulieferteile, wie mechanische Tachometer oder auch die Getriebeschaltung, werden in einem weitgehend elektrifizierten Umfeld keine Rolle mehr spielen. Conti setzt daher verstärkt auf Sensorik, Vernetzung und Software im Auto und in Nutzfahrzeugen.

Das sagen die Analysten

Die gesenkte Jahresprognose beinhalte einen sehr vorsichtigen Blick auf das vierte Quartal, schrieb Warburg-Research-Analyst Marc-Rene Tonn jüngst. Er spiegele die anhaltende Schwankungsanfälligkeit des Marktes wider. Für LBBW-Experte Frank Biller ein enttäuschender Ausblick - wenn auch die vorläufigen Zahlen zum dritten Quartal etwas besser ausfielen als befürchtet.

Berenberg-Fachmann Romain Gourvil führte die besser als erwartet ausgefallenen Resultate aus den Monaten Juli bis September auf Einmaleffekte und auf Nicht-Kerngeschäfte zurück. So habe die Abspaltung von Vitesco buchhalterisch etwa rund 60 Millionen Euro eingebracht, der neue Bereich mit der Auftragsfertigung für Vitesco habe zudem bedeutend besser abgeschnitten als von Experten eingeschätzt. Vor allem die neuen Erwartungen an den Zufluss freier Finanzmittel (Free Cashflow) sind dem Experten zufolge enttäuschend.

Die von dpa-AFX seit den vorläufigen Zahlen und der Prognosesenkung erfassten Analysten sind derzeit zwar nicht negativ der Aktie gegenüber eingestellt - die Mehrheit rät aber eher zum Abwarten. Fünf von neun Experten empfehlen das Halten der Papiere, vier den Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei über 113 Euro und damit deutlich über dem aktuellen Niveau von rund 100 Euro.

Das macht die Aktie

(Stand 8. November 16.00 Uhr)

Die seit einigen Jahren geplante und im September vollzogene Abspaltung der Antriebstechnik wurde bislang nicht zum Kurstreiber für die Conti-Aktionäre. Der letzte Schlusskurs der "alten" Conti lag bei gut 113 Euro. Für fünf Conti-Aktien bekamen die Anleger ein Papier von Vitesco (Kurs 48,25 Euro) ins Depot gebucht. Der rechnerische Wert beider Konzerne beim einzelnen Anleger liegt derzeit damit etwas unter dem letzten gemeinsamen Aktienkurs im September.

Conti-Anleger haben bislang ein wechselvolles Jahr. Zunächst ging es in der alten Notierung bis auf ein Jahreshoch von fast 133 Euro hoch, bevor die zunehmenden Probleme mit der Chipversorgung dem Erholungstrend einen Dämpfer verpassten. Seit der Vitesco-Abspaltung im September hat sich die "neue" Conti-Aktie wieder etwas berappelt, während Vitesco-Anteileseigner eher Kursverluste hinnehmen mussten.

Bei Vitesco ist neben der Verbrennertechnik auch das Geschäft mit Elektroantrieben gebündelt. Allerdings fertigen beide Konzerne noch eine Weile Teile für den jeweils anderen. Es braucht Zeit, bis die Verflechtungen ganz gelöst sind. Continental ist an der Börse derzeit rund 20 Milliarden Euro wert, Vitesco kommt auf etwas weniger als 2 Milliarden Euro.

Neben den nicht börsennotierten deutschen Zulieferriesen Bosch und ZF steht Conti unter anderem mit den Japanern von Denso (umgerechnet rund 50 Milliarden Euro Börsenwert), dem in den USA notierten irischen Konzern Aptiv (40 Milliarden Euro) sowie mit den Franzosen von Valeo (sechs Milliarden Euro) und Faurecia (sechs Milliarden Euro) im Wettbewerb. Auf der Reifenseite sind vor allem Michelin (24 Milliarden Euro) und Goodyear (sechs Milliarden Euro) große Rivalen.

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dpa