Das Wochenendbier der "Produktion" - in diesem Webcast-Format sprechen die Chefredakteure Claus Wilk und Stefan Weinzierl meinungsstark und unabhängig über die Themen aus Maschinenbau und Industrie, die in der laufenden Woche in der Redaktion hochploppen, recherchiert werden und die Branche beschäftigen. In dieser Ausgabe: Es hagelt schlechte Zahlen in der Industrie. Warum? Und wie lange noch?

Rückgänge in Kernbranchen: Ein Alarmzeichen

Besonders betroffen sind die Vorzeigeindustrien Robotik und Automatisierung. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 2024 gab es bereits einen Rückgang von 6 Prozent, für 2025 wird ein weiterer Einbruch um 9 Prozent prognostiziert. Besonders besorgniserregend ist die schwache Inlandsnachfrage, die mit -1 Prozent stagnierend bleibt. Im Gegensatz dazu konnte die Eurozone um 44 Prozent zulegen, allerdings bleibt die Frage, von welchem Ausgangsniveau dieser Anstieg erfolgt. Im internationalen Vergleich sieht es düster aus: Die Aufträge aus den USA und China sind um 13 Prozent gesunken.

Die Zurückhaltung der Investitionen ist Ausdruck einer tiefen Verunsicherung in der Industrie. Unternehmen warten ab, bis sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessern. Doch wo bleibt die politische Unterstützung?

Politik und Wirtschaft: Ein gestörtes Verhältnis?

Ein zentrales Diskussionsthema war die wirtschaftspolitische Bilanz von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Wilk und Weinzierl ziehen ein kritisches Fazit: „Es wurden vielleicht keine falschen Entscheidungen getroffen, aber es wurden zu wenige richtige Entscheidungen getroffen.“ Die deutsche Wirtschaft habe in den vergangenen Jahren nicht die dringend benötigte Unterstützung erhalten.

Sicherlich ist der Start der aktuellen Bundesregierung unter schwierigen Bedingungen erfolgt: Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg haben die Rahmenbedingungen erheblich verschlechtert. Doch die Politik habe es versäumt, entschlossen gegenzusteuern und der Industrie die notwendige Sicherheit zu geben.

Die Kritik: Viele Unternehmen, insbesondere aus dem Maschinen- und Anlagenbau, hätten ihre Anliegen an die Politik herangetragen – aber Gehör habe man nicht gefunden. Dabei sei es essenziell, dass politische Entscheidungen nicht nur entlang der Parteilinie getroffen werden, sondern sich auch an den wirtschaftlichen Realitäten orientieren.

Wie sieht die Zukunft aus?

Was muss geschehen, um die Lage zu verbessern? Wilk und Weinzierl haben eine klare Empfehlung für den nächsten Wirtschaftsminister: „Mehr Zuhören, mehr Dialog mit der Industrie und ein entschlosseneres Vorgehen bei wirtschaftspolitischen Entscheidungen.“

Ein effektiver wirtschaftspolitischer Kurs dürfe nicht im politischen Dogmatismus erstarren. Stattdessen sei Pragmatismus gefragt – ein schnelles und zielgerichtetes Handeln, um Deutschland als Industriestandort wieder wettbewerbsfähiger zu machen.

Ob die politische Führung dies umsetzen kann, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die deutsche Industrie steht an einem kritischen Punkt. Ohne eine gezielte wirtschaftspolitische Weichenstellung drohen weiterhin stagnierende Investitionen und eine fortschreitende Deindustrialisierung.

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