Vor der Bundestagswahl hat die Industrie einige Wünsche an die Politik.

Vor der Bundestagswahl hat die Industrie einige Wünsche und Forderungen an die Politik. (Bild: Andreas Prott stock.adobe.com)

Wie geht es 2025 weiter? Was braucht es, damit der Maschinenbau die Wende schafft? Eines scheint klar zu sein: Damit bei der Industrie der Pfeil wieder nach oben zeigt, braucht es auch die Unterstützung der Politik.

„Die Ampelregierung hat aus meiner Sicht leider stark dazu beigetragen, wo Deutschland wirtschaftlich und konjunkturell aktuell steht – nämlich weit abgeschlagen“, sagt Markus Horn, CEO des Familienunternehmens Paul Horn. Wir wollten deshalb wissen, welche Wünsche die Verbände und Unternehmen an die neue Bundesregierung haben.

Horn erhofft sich, dass die Wirtschaft, vor allem aber auch die Industrie wieder verstärkt im Fokus steht. „Deutschland hält weiterhin starke Industriezweige und sollte hier auch deutlich mehr Augenmerk und Zutrauen legen“, sagt er. Ein wichtiges Thema dabei sei Zuverlässigkeit, um entsprechend Investitionen mit Überzeugung einsteuern und sich strategisch ausrichten zu können.

Weitere Punkte sind für den CEO der Abbau von Bürokratie – sowohl auf Bundes- als auch auf EU-Ebene, als auch die Nachwuchssicherung. „Hier erwarte ich nach jahrelangem Fokus auf Akademisierung eine stärkere Ausrichtung auf Ausbildungsberufe und Facharbeiter. Und vor allem, dass Worten auch Taten folgen“, Horn.

Wir wollten wissen welche Wünsche die Industrie an die neue Bundesregierung hat. Geantwortet haben (im Uhrzeigersinn von links): Andreas Gontermann (ZVEI), Thilo Brodtmann (VDMA), Markus Heering (VDW), Christian Müller (Grob), Markus Horn (Paul Horn) und Matthias Lapp (Lapp).
Wir wollten wissen welche Wünsche die Industrie an die neue Bundesregierung hat. Geantwortet haben (im Uhrzeigersinn von links): Andreas Gontermann (ZVEI), Thilo Brodtmann (VDMA), Markus Heering (VDW), Christian Müller (Grob), Markus Horn (Paul Horn) und Matthias Lapp (Lapp). (Bild: VDMA, VDW, ZVEI, Horn, Lapp, Grob)

Politik soll Vertrauen in die Unternehmer haben

Matthias Lapp, CEO der Lapp Gruppe, sagt: „Von der Politik benötigen wir als Unternehmen Verlässlichkeit, Klarheit und vor allem politische Stabilität.“ Man brauche eine Bundesregierung, die handlungsfähig sei und parteipolitische Querelen beiseitelege.

Der Vorstandsvorsitzende hat drei Wünsche an die neue Bundesregierung. Der erste sind klare und langfristige politische Leitplanken. „Denn wir als Familienunternehmer planen und wirtschaften für und über Generationen hinweg“, so Lapp. Daneben wünscht er sich wie Markus Horn Pragmatismus und weniger Bürokratie. Der Grund: „Nur so können wir agil auf den globalen Wettbewerb reagieren und unseren Fokus stärker auf Technologien und Innovationen richten.“

Der dritte Wunsch ist Vertrauen in die Unternehmerinnen und Unternehmer. „Wir kennen unser Geschäft, unsere Kunden und unseren Wettbewerb seit Jahrzehnten“, erklärt er. „Wir brauchen keine klugen Ratschläge, sondern eine Politik, die uns entlastet und gute Rahmenbedingungen sicherstellt – etwa im Bereich Energie, Infrastruktur oder Bildung.“

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(Bild: mi-connect)

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Industrie erhofft sich offenen Dialog

Christian Müller, Chief Sales Officer der Grob-Werke, wünscht sich, dass die neue Bundesregierung eine klare und zukunftsorientierte Strategie entwickelt, die sowohl ökonomische Stabilität als auch nachhaltiges Wachstum fördert. „Themen wie Digitalisierung, Infrastruktur und Bildung sollten als Priorität behandelt werden, um Deutschland auf die Herausforderungen der nächsten Jahre vorzubereiten“, sagt er.

Gleichzeitig erhoffe sich das Unternehmen für die Zukunft einen offenen Dialog, um gemeinsam Lösungen für komplexe Probleme zu entwickeln. „Der Fokus sollte darauf liegen, dass politische Entscheidungen transparent, nachvollziehbar und pragmatisch gestaltet werden“, sagt er. Zudem benötige der Maschinenbau eine signifikante staatliche Förderung von Innovationsprojekten im Bereich der Elektromobilität.

VDMA: Mehr Mut zur Freiheit

„2025 ist das Jahr, in dem Deutschland die Weichen auf Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit stellen muss“, sagt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. Es brauche mehr Mut zur Freiheit und rasche politische Reformen. „Wir müssen an allen Kostenschrauben drehen und gerade die Industrie und den Mittelstand konsequent entlasten.“ Für den VDMA heißt das unter anderem, dass Bürokratie und überbordende Regulierung konsequent zurückgefahren werden muss. Zudem fordert der Verband, dass die Unternehmenssteuern auf „einen international wettbewerbsfähigen Satz von maximal 25 Prozent“ abgesenkt wird und es steuerliche Anreize für mehr Innovationen gibt.

Ein weiterer Punkt: „Den inzwischen viel zu starren Arbeitsmarkt wieder flexibilisieren und an die Bedürfnisse des industriellen Mittelstands anpassen, etwa durch längere Wochen-, und Lebensarbeitszeiten sowie eine Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes“, so Brodtmann.

ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann sagt, die künftige Bundesregierung müsse die deutsche Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs bringen. Er spricht dabei ebenfalls die Themen Bürokratie und Regulierung an. „Manche Regulierung – wie das Lieferkettengesetz – muss gänzlich neu gedacht werden, damit Nutzen und Aufwand besser in Einklang gebracht werden“, meint er. Genau wie beim VDMA steht auch beim ZVEI eine Reform der Unternehmenssteuer auf dem Wunschzettel.

Zudem fordert der Elektroverband eine Senkung der Strompreise für alle.

VDW fordert Committment zum Unternehmertum

„Nach der Bundestagswahl muss sich die neue Regierung schnell konstituieren und eine klare Strategie vorstellen, wohin sich das Land in den kommenden Jahren entwickeln soll, welche Prioritäten gesetzt und wie sie finanziert werden sollen“, sagt Dr. Markus Heering, Geschäftsführer des VDW. „Wir müssen wegkommen von den parteipolitisch motivierten Streitereien hin zur Lösung der Probleme des Landes.“

Für den VDW stehen die Themen Bürokratie, Steuerbelastung und Energieversorgung an erster Stelle. „Und ein generelles, klares Committment zum Unternehmertum in Deutschland, denn nur so können wir gemeinsam Wohlstand und Beschäftigung am Standort sichern“, so Heering.

Anja Ringel
(Bild: Anna McMaster)

Die Autorin: Anja Ringel

Dass sie Redakteurin werden will, wusste Anja Ringel schon zu Schulzeiten. Als Chefredakteurin ihrer Schülerzeitung hat sie Lehrkräfte und Schüler interviewt, das Mensaessen getestet und ist Fragen wie "Wieso hat Wasser ein Mindesthaltbarkeitsdatum" nachgegangen.

Nach Stationen bei diversen Tagezeitungen schaut sie bei "Produktion" nun den Unternehmen auf die Finger oder besser gesagt auf die Bilanzen. Als Wirtschaftsredakteurin kümmert sie sich aber auch um Themen wie Fachkräftemangel, Diversity, Digitalisierung oder Unternehmenskultur. Daneben ist sie einer der Podcast-Hosts von Industry Insights.

Privat liebt sie das Reisen und nutzt ihre Urlaube, um die Welt zu entdecken.

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