Wir wollten wissen, wie die Industrie ihr US-Geschäft nach dem Amtsantritt Donald Trumps gestalten wird. Geantwortet haben (von links): Ulrich Ackermann (VDMA), Markus Heering (VDW), Andreas Gontermann (ZVEI), Markus Horn (Paul Horn), Matthias Lapp (Lapp) und Christian Müller (Grob).

Wir wollten wissen, wie die Industrie ihr US-Geschäft nach dem Amtsantritt Donald Trumps gestalten wird. Geantwortet haben (von links): Ulrich Ackermann (VDMA), Markus Heering (VDW), Andreas Gontermann (ZVEI), Markus Horn (Paul Horn), Matthias Lapp (Lapp) und Christian Müller (Grob). (Bild: VDMA, VDW, ZVEI, Horn, Lapp, Grob; Peter R. Stuhlmann - stock.adobe.com)

Heute ist es soweit: Donald Trump legt seinen Amtseid ab und wird der 47. Präsident der Vereinigten Staaten. Zehntausende Besucherinnen und Besucher werden die Amtseinführung live in Washington mitverfolgen. Auch die deutsche Industrie wird gespannt in die USA schauen. Schließlich ist das Land ein wichtiger Exportmarkt. Welche wichtigen Punkte der Maschinenbau in den USA jetzt beachten sollte, erfahren Sie hier.

Wir haben uns aber auch gefragt: Wie wird die Industrie ihr US-Geschäft nach dem Wahlsieg Donald Trumps gestalten? Die Antworten gibt es hier.

„Globale Trends drängen die Unternehmen schon seit Längerem, sich mit dem Aufbau von Produktionsstätten auch in den USA zu beschäftigen – auch im Maschinen- und Anlagenbau gibt es ein wachsendes Interesse daran“, sagt Ulrich Ackermann, Leiter VDMA Außenwirtschaft. Einer aktuellen VDMA-Umfrage zufolge wollen 72 Prozent der Unternehmen ihr USA-Geschäft ausweiten beziehungsweise ein solches aufnehmen. Ackermann erklärt jedoch, es daure Jahre eine autarke Produktionsstätte in den USA zu errichten, mit einer lokalisierten Lieferkette und dem richtigen Personal.

„Die USA setzen auf Reindustrialisierung, sind dazu aber noch jahrelang auf importierte Maschinen angewiesen“, so der VDMA-Experte weiter. Das sei eine Chance für den Maschinen- und Anlagenbau, ihre Geschäfte in den USA auszuweiten. Allerdings müssen die Unternehmen Ackermann zufolge auch damit rechnen, dass Amerikas Konfrontation mit China in der zweiten Amtszeit von Donald Trump noch schärfer ausfällt. „Auf diesen Schlagabtausch müssen sich die Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland und Europa unbedingt vorbereiten“, sagt er.

VDW sieht deutsche Hersteller im Vorteil

Wie das US-Geschäft gestaltet wird, hängt von der individuellen Situation der Unternehmen ab, sagt Dr. Markus Heering, Geschäftsführer des VDW. Die USA haben sich 2024 zum bedeutendsten Markt für uns entwickelt. Investitionsfreundliche Rahmenbedingungen machen sie zu einem attraktiven Standort“, erklärt er.

Dies werde sich mit Trump und seinem Wahlspruch ‚Make in America‘ weiter verstärken und für Produktionsstandorte vor Ort vorteilhaft sein.

Die geplanten Zölle würde alle ausländischen Produkte gleichermaßen verteuern. „Wir haben jedoch den Vorteil, dass unsere Produkte kaum von US-Werkzeugmaschinenherstellern ersetzt werden können“, so der VDW-Geschäftsführer. Gegen die indirekten Wirkungen des US-Protektionismus könne die einzelne Firma nichts tun. Sie werden Heering zufolge Nachteile für die gesamte deutsche Industrie bringen, wie Wirtschaftsforschungsinstitute eindrücklich warnen.

US-Politik: Vieles ist noch unklar

Die Unternehmen der deutschen Elektro- und Digitalindustrie bedienen den US-Markt ZVEI-Chefvolkswirt Dr. Andreas Gontermann zufolge sowohl über Exporte als auch über Produktion vor Ort. „Das Bewusstsein in den Unternehmen für zunehmende geopolitische Spannungen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen – auch unter der Biden-Administration“, berichtet er.

Seine konkrete Strategie lege jedes Unternehmen selbst fest. Vieles sei aber auch noch unklar. Zum Beispiel, welche der Ankündigungen Trumps tatsächlich umgesetzt werden und wie Handelspartner und Rivalen darauf reagieren. „Allein die Unsicherheit ist schon hinreichend schlecht fürs Geschäft“, so Gontermann.

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(Bild: mi-connect)

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Enge Zusammenarbeit ist entscheidend

Grob verfolgt seit langem eine ‚Local for Local‘-Strategie, um flexibel und nachhaltig auf die Anforderungen der lokalen Märkte reagieren zu können, sagt Christian Müller, Chief Sales Officer der Grob-Werke. Das Produktionswerk in den USA sei ein zentraler Bestandteil der globalen Lieferkette.

Unabhängig vom politischen Umfeld bleibt unser Fokus darauf, unsere Kunden in den USA zuverlässig zu bedienen und gleichzeitig flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren“, erklärt er. Grob werde seine lokale Wertschöpfung weiter stärken und dabei auf eine enge Zusammenarbeit mit seinen amerikanischen Geschäftspartnern setzen. „Ein offenes Ohr für politische und wirtschaftliche Entwicklungen ist dabei ebenso wichtig wie der Ausbau technologischer Kapazitäten vor Ort, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, so Müller.

Auch die Horn-Gruppe hat eine eigene Niederlassung in den USA mit mehr als 100 Beschäftigten, die CEO Markus Horn zufolge gut aufgestellt ist. Er erklärt, es bleibe abzuwerten was und in welchem Umfang viele Themen umgesetzt werden. „Grundsätzlich sehen wir Marktzutrittsbeschränkungen als eher kritisch an und sind überzeugt, dass ein freier Handel im Rahmen der Marktwirtschaft erstrebenswert ist“, sagt er. Wettbewerbsverzerrungen, beispielsweise durch Subventionen oder Strafzölle, seien keine Mittel- und Langfristlösungen.

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Handelskonflikt mit den USA muss vermieden werden

Lapp ist seit rund 50 Jahren in den USA vertreten. Das Familienunternehmen setze seit jeher auf Internationalisierung, sagt CEO Matthias Lapp. Gute wirtschaftliche Beziehungen mit den USA seien für das Unternehmen eine Selbstverständlichkeit.

Die Wahl in den USA zeigt Matthias Lapp zufolge, wie wichtig es ist, dass Deutschland und Europa wettbewerbsfähig bleiben – wirtschaftlich wie auch politisch. Ein Handelskonflikt mit den USA müsse vermieden werden.

„Lapps Antwort auf Trump und das zunehmende Decoupling der Märkte lautet: ‚local for local‘“, so der CEO. Eine Strategie, die das Unternehmen schon lange verfolgt. „So machen wir uns unabhängiger von geopolitischen und ökonomischen Entwicklungen und können erfolgreich wirtschaften“, sagt Matthias Lapp.

Anja Ringel
(Bild: Anna McMaster)

Die Autorin: Anja Ringel

Dass sie Redakteurin werden will, wusste Anja Ringel schon zu Schulzeiten. Als Chefredakteurin ihrer Schülerzeitung hat sie Lehrkräfte und Schüler interviewt, das Mensaessen getestet und ist Fragen wie "Wieso hat Wasser ein Mindesthaltbarkeitsdatum" nachgegangen.

Nach Stationen bei diversen Tagezeitungen schaut sie bei "Produktion" nun den Unternehmen auf die Finger oder besser gesagt auf die Bilanzen. Als Wirtschaftsredakteurin kümmert sie sich aber auch um Themen wie Fachkräftemangel, Diversity, Digitalisierung oder Unternehmenskultur. Daneben ist sie einer der Podcast-Hosts von Industry Insights.

Privat liebt sie das Reisen und nutzt ihre Urlaube, um die Welt zu entdecken.

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