
Donald Trump wird am 20. Januar zum zweiten Mal US-Präsident. Was das für den deutschen Maschinenbau bedeutet. (Bild: LT - stock.adobe.com)
„What did he say?“ - Donald Trump dominiert schon vor seiner Amtseinführung die Schlagzeilen. Kein Wunder, dass das Suchinteresse für „Donald Trump What did he say?“ in den Google Trends gelandet ist. Ob es seine Ankündigung ist, den Golf von Mexiko in den "Golf von Amerika" umzubenennen, oder seine Überlegungen, militärische Maßnahmen zur Sicherung des Panamakanals und Grönlands nicht auszuschließen – Trump Aussagen sorgen für Gesprächsstoff.
Das war in den vergangenen Monaten in der deutschen Industrie nicht anders. Wir haben uns deshalb gefragt: Was wird vor der Amtseinführung Trumps nun für Maschinenbau und Co wichtig? Und welche Auswirkungen haben Trumps Pläne?
„Die USA sind und bleiben der wichtigste Exportmarkt außerhalb der EU für den Maschinen- und Anlagenbau aus Deutschland“, sagte VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodmann nach Trumps Wiederwahl. Er erklärte, der deutsche Maschinenbau biete die erforderlichen Produkte an, um die von Donald Trump angestrebte Re-Industrialisierung der USA umzusetzen. Der Gesamtausblick des VDMA auf den amerikanischen Markt bleibe daher positiv.
Dennoch erklärte Brodtmann auch: „Die zweite Amtszeit von Donald Trump wird für die deutsche und europäische Industrie eine größere Herausforderung sein als seine erste Präsidentschaft.“ Insbesondere seine Zollankündigungen müsse die Industrie ernst nehmen.
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USA: Deutscher Maschinenbau hat Vorteile
Thomas Enck, Managing Director bei der Unternehmensberatung FTI-Andersch erklärt im Gespräch mit ‚Produktion‘, das Szenario signifikanter Zölle müssen deutsche Unternehmen unbedingt einplanen.
Daneben sieht Enck weiter Vorteile für den deutschen Maschinenbau in den USA. „Wer in den USA ‚Buy American‘ forcieren will, also Konsumgüter wie Möbel, Elektroartikel oder Haushaltsgegenstände vor Ort produzieren möchte, der braucht dafür qualitativ hochwertige Maschinen“, sagt er.
Der US-Maschinenbau sei stark im Bereich Land- und Baumaschinen. „Aber in vielen anderen Bereichen führen deutsche Maschinenbauer in Volumen wie in Qualität den Weltmarkt an. Sie haben oft gegenüber amerikanischen Maschinenbauern einen Vorsprung.“ Darum brauche die amerikanische Wirtschaft nach wie vor den deutschen Maschinenbau. „Am Ende würden Zölle darum den amerikanischen Konsumenten direkt treffen“, so Enck.
Das sehen auch Unternehmenschefs aus anderen Branchen so. Martin Daum, bis Ende 2024 im Vorstand von Daimler Truck, erklärte laut Handelsblatt, das Unternehmen werde die Zölle einfach an seine Kunden weitergeben. Auch BASF will laut CEO Michael Heinz die Kosten weitergeben. „Letztlich zahlen die Kunden den Preis“, sagte er.
Zölle: Wer sich Sorgen machen muss
Sind die von Trump angekündigten Zölle also kein Problem für die deutsche Industrie? Das kommt darauf an, ob man vor Ort produziert oder exportiert. „Wer sich Sorgen machen muss: Derjenige, dessen Wettbewerber vor Ort bereits eine eigene Produktion aufgebaut hat, die qualitativ gleichwertig ist“, erklärt Enck. „Denn wenn die Zölle hier wegfallen, wäre das exportierende Unternehmen aus preislicher Sicht nicht mehr wettbewerbsfähig.“
Jeder Maschinenbauer müsse deshalb in seinem Umfeld sehr genau beobachten, ob einer seiner Wettbewerber mit vergleichbarer Qualität in den USA schon eine Fertigung hat oder sie gerade errichte. Es könne unter Umständen bereits eine Montage sein, die dann zur Zollbefreiung führen könnte, so Enck weiter.
In vielen Bereichen sei das derzeit eher eine theoretische Gefahr. Aber wenn einer anfange, müssen die anderen nachziehen, sagt der Unternehmensberater.
Manche Firmen, die derzeit noch kein Werk in den USA haben, sind dem ‚Handelsblatt‘ zufolge gerade dabei, die Lager in den USA zu füllen, um möglichst viel Ware vor Ort zu haben bevor die neuen Zölle in Kraft treten. Andere wiederum überlegen, Produktionsstätten in den USA zu kaufen, um keine Zölle zahlen zu müssen.
Unsicherheiten sind Gefahr für jede Investition
Neben der Zoll-Frage gibt es aber noch weitere Befürchtungen der Industrie. Zum Beispiel zum Inflation Reduction Act der Biden-Administration, der Enck zufolge unter anderem eine nachhaltige und grüne Industrie im Fokus hatte, die den Aufbau einer Produktion in den USA stark subventioniert hat. „Natürlich könnten Förderungen und Subventionen mit der neuen Regierung wegfallen. Insgesamt bereitet dies dem ein oder anderen Sorge, der Maschinen und Anlagen im Umweltbereich anbietet“, sagt er im Gespräch.
Zudem beschäftigt die Branche die künftige Außenpolitik der US-Regierung. „Wie Trump mit China, Russland und den globalen Konflikten umgehen wird, darüber lässt sich aktuell nur spekulieren“, so Enck. Auch wenn er angekündigt habe, den Ukraine-Konflikt sofort zu beenden.
„Ob die Welt unter Trump wieder friedlicher und damit sicherer wird, das ist für eine Export-orientierte Industrie wie die von Deutschland sehr wichtig“, erklärt der Experte weiter. Der Grund: Unsicherheiten seien eine Gefahr für jede Investition, die längerfristig ist. Aktuell lasse sich die Lage aber nicht klar prognostizieren.
Encks Rat: „Die Unternehmen müssen in Szenarien denken und arbeiten. Dabei sollten sie nicht nur auf die USA schauen, sondern auch auf die anderen Weltmächte und Wirtschaftsregionen.“
Investitionen: So könnte es weitergehen

„Wer US-Präsident wird – das ist geklärt. Was genau Trump politisch umsetzt und wie diese Umsetzung aussehen wird, das werden wir erst nach seiner Amtseinführung erfahren. Im ersten Jahr der Amtseinführung eines neuen Präsidenten gibt es immer eine gewisse Unsicherheit.
Trotzdem lässt sich beobachten, dass Investoren und Maschinenbauer in diesem Jahr konkrete Entscheidungen treffen wollen, die sie bisher aufgeschoben haben.“
Thomas Enck, Managing Director bei FTI-Andersch
"America First" gilt weiterhin
Sorgen haben im Übrigen nicht nur die Maschinenbauer: Auch Deutschlands Digitalwirtschaft blickt mit Sorge auf die USA: 73 Prozent bereiten die Entwicklungen in den USA Sorgen – und 78 Prozent gehen davon aus, dass der Wahlsieg Donald Trumps der deutschen Wirtschaft schaden wird. Das ist das Ergebnis einer Bitkom-Umfrage. Sie ist nicht repräsentativ, liefert dem Digitalverband zufolge aber belastbare Trendaussagen.
Demnach gehen 6 von 10 der befragten Tech-Unternehmen davon aus, dass sich die politischen Entwicklungen in den USA konkret auf ihr Unternehmen bzw. ihr Geschäft auswirken: 24 Prozent erwarten positive Auswirkungen, 36 Prozent dagegen negative.
Eine Sache wird sich unter Trump nicht ändern: America First. „Für die USA galt schon immer ‚America First‘, auch wenn es bisher niemand zu einem Programm wie Donald Trump erhoben hat“, sagt Enck. „US-Politik wird schon immer von den originären Interessen des Landes geleitet.“
Schlechte Nachrichten für den Standort Deutschland
Das werde sich nicht ändern und das sei auch vollkommen legitim. Enck erklärt weiter: Der deutsche Maschinenbau wird sich aufgrund seiner Qualität aber auch weiterhin durchsetzen. Und wer vor Ort produziert, kann Standortvorteile herausarbeiten – auch heute schon.“
Es gibt aber auch schlechte Nachrichten für Deutschland: „Die Politik der USA in Verbindung mit den schwierigen Rahmenbedingungen in Europa werden dazu führen, dass mehr Maschinenbauer den Weg über den Atlantik suchen werden“, sagt Enck. Das heiße nicht, dass in Deutschland mit einer massenhaften Abwanderung der mittelständischen Maschinenbauindustrie zu rechnen ist. Wichtige Zukunftsinvestitionen werden aber oft außerhalb von Deutschland umgesetzt, so der Experte.
Die USA bleiben also weiter ein wichtiges Land für die deutsche Industrie – allerdings mit der ein oder anderen Herausforderung. Wie oft „What did he say?“ in den nächsten Jahren wohl in den Google Trends sein wird?

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Die Autorin: Anja Ringel
Dass sie Redakteurin werden will, wusste Anja Ringel schon zu Schulzeiten. Als Chefredakteurin ihrer Schülerzeitung hat sie Lehrkräfte und Schüler interviewt, das Mensaessen getestet und ist Fragen wie "Wieso hat Wasser ein Mindesthaltbarkeitsdatum" nachgegangen.
Nach Stationen bei diversen Tagezeitungen schaut sie bei "Produktion" nun den Unternehmen auf die Finger oder besser gesagt auf die Bilanzen. Als Wirtschaftsredakteurin kümmert sie sich aber auch um Themen wie Fachkräftemangel, Diversity, Digitalisierung oder Unternehmenskultur. Daneben ist sie einer der Podcast-Hosts von Industry Insights.
Privat liebt sie das Reisen und nutzt ihre Urlaube, um die Welt zu entdecken.