Die Automatisierungsexpertinnen appellieren an Mädchen und Frauen: „Seid mutig, Ihr werdet in der Industrie dringend gebraucht.“

Die Automatisierungsexpertinnen appellieren an Mädchen und Frauen: „Seid mutig, Ihr werdet in der Industrie dringend gebraucht.“ (Bild: Gorodenkoff - stock.adobe.com (Symbolbild))

Zwar ist die Gleichberechtigung der Geschlechter in den vergangenen Jahrzehnten zweifelsohne vorangekommen. Dennoch finden sich geschlechtsspezifische Rollenbilder und Stereotype noch immer in vielen Köpfen. „Zeit, dass sich das endlich ändert“, sagen deshalb Maryam Dolatabadi und Asunción Pastrana Costa, die beide als Automatisierungsspezialistinnen das deutsche Team von Omron unterstützen. Die gebürtige Iranerin Dolatabadi und die Spanierin Pastrana Costa leben seit vielen Jahren in Deutschland, haben hier studiert, verschiedene Karrierestufen absolviert und arbeiten heute in ihrem Traumberuf.

Sie erklären, warum mehr Frauen in technischen Berufen so wichtig für den Standort Deutschland sind und was dazu beitragen könnte, dem zunehmenden Fachkräftemangel in vielen Industrieunternehmen zu begegnen.

Mehr Ingenieurinnen wichtiger Schritt für die Digitalisierung

Dass sich in den technischen Studiengängen deutlich weniger weibliche als männliche Studierende finden, zeigt ein Blick in die Hörsäle, Labore und Seminarräume der Republik. Laut Ingenieurmonitor ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen in Ingenieur- und Informatikberufen zwar von Ende 2012 bis Ende März 2021 um knapp 71 Prozent gestiegen.

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Trotzdem liegt der Frauenanteil insgesamt immer noch bei kleinen 18,2 Prozent. Die Studie, die der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) gemeinsam mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) herausgibt, kommt zu dem Schluss, dass durch Entwicklungen wie demografischer Wandel, Digitalisierung und Dekarbonisierung der Bedarf an Ingenieur:innen und Informatiker:innen in den kommenden fünf Jahren deutlich zunehmen werde.

Schon jetzt fehlten aber Frauen mit Digitalisierungskenntnissen. Das bedeutet: Bereits in den Schulen müssen Mädchen vermehrt im naturwissenschaftlichen Bereich gestärkt werden. Sie sollten verstärkt über die berufliche Vielfalt und Karrierechancen etwa in Robotik und Automatisierung informiert werden. Ein engeres Zusammenspiel und verstärktes Engagement von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft tut not.

Hier hinkt Deutschland hinterher

„Ich denke, mit einer einzelnen Aktion ist es nicht getan, sondern es müssen viele Bereiche zusammenarbeiten“, sagt Dolatabadi, die als Application Engineer bei Omron in Dortmund arbeitet. Die gebürtige Iranerin hat Automation and Robotics Engineering an der Technischen Universität Dortmund studiert sowie Electrical Engineering und Kontrollsysteme an der K. N. Toosi University of Technology in Teheran: „Deutschland ist in vielen Bereichen ein so fortschrittliches Land. Was den Anteil an Frauen in technischen Berufen angeht, hinkt es aber hinterher. Ich möchte den deutschen Mädchen und Frauen zurufen: Schaut Euch um und probiert auch einmal etwas Neues aus!“

In ihrer Position als Application Engineer Fixed Robotics arbeitet Dolatabadi sehr eng mit den Kundenunternehmen zusammen und entwickelt beispielsweise Roboterzellen oder Automatisierungslösungen, die genau auf die individuellen Anforderungen zugeschnitten sind: „Dieser gemeinsame Entwicklungsprozess ist ungemein spannend. Schon in der Schule wollte ich immer genau wissen, wie etwas funktioniert. Diese Neugier und Freude, etwas zu konstruieren und zu schaffen, kann ich in meinem Beruf gut ausleben.“

Kongress Digitale Fabrik

Digitale Fabrik
(Bild: Gorodenkoff - stock.adobe.com)

Auf dem Kongress "Digitale Fabrik" treffen sich jährlich Expertinnen und Experten der digitalen Produktions- und Fertigungsplanung zum intensiven und vor allem persönlichen Austausch.

 

Der nächste Kongress findet 2025 statt.

 

Weitere Informationen zum Kongress gibt es hier: Alles zur Digitalen Fabrik!

"Wir müssen aufhören, in Klischees zu denken"

Es sei wichtig, schon früh vieles auszuprobieren, Stärken weiterzuentwickeln und sich Gehör zu verschaffen: „Wir sollten uns andere Frauen als Vorbilder suchen und wieder anderen ein Vorbild sein. Viele denken ja, dass es in der Industrie schmutzig und schmierig sei. Das stimmt ja gar nicht. Andere Frauen können zeigen, wie es im Beruf – etwa als Ingenieurin – wirklich aussieht. Das ist so ein zukunftsweisendes und wichtiges Feld, ein Beruf mit Zukunft: Engagiert Euch! Lasst Euch nicht von anderen vorschreiben, was Ihr machen und sein solltet, sondern findet heraus, was zu Euch passt!“

Das sieht ihre Kollegin Pastrana Costa ähnlich. Die 32-Jährige arbeitet als ATC Solution Engineer (Vision) bei Omron Europe in Stuttgart. Nach ihrem Diplom in Telekommunikationsingenieurwesen an der Universität Politècnica de Catalunya in Barcelona ging Pastrana an das Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Ihre Abschlussarbeit schrieb sie zum Thema „Signal Processing“.

„Bildverarbeitung und Vision Technology finde ich ungemein spannend", sagt sie. "Ich habe mich schon als Kind als Erfinderin gesehen, habe Dinge gebaut und konstruiert, sogar einen Flughafen aus Papier. Schon in sehr jungem Alter habe ich auch schon eine eigene Website gebaut. Ich denke, Mädchen sollten schon viel früher an neue, spannende Themen herangeführt werden, beispielsweise in Bereichen wie Technologie oder IT. Wir sollten aufhören, unsere Kinder in feste Kategorien pressen zu wollen.“

Automatisierungstechnologie sei ein faszinierendes Feld, das künftig immer wichtiger werde, da es Menschen unterstütze und Werte schaffe. „Und wir müssen aufhören, in Klischees zu denken: Ich kann als Ingenieurin, Physikerin oder Mechanikerin arbeiten und dennoch weiblich sein“, fügt Pastrana hinzu.

Nach ihrer Heirat habe es auch Spekulationen gegeben, ob sie jetzt wohl kürzertreten und eine Familie gründen wolle: „Da wird oft viel hinter dem Rücken einer Person gemutmaßt. Wäre ich direkt gefragt worden, hätte ich persönlich reagieren können.  Ich denke, derartige Fragen haben keinerlei Bezug zu beruflicher Kompetenz und haben im beruflichen Umfeld auch nichts zu suchen. Hier wünsche ich mir, dass wir uns als Gesellschaft ändern und offener, toleranter werden.“

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Als Arbeitgeber möchte Omron jungen Talenten – egal welchen Geschlechts – Entwicklungsoptionen aufzeigen und an die Hand geben. Das Unternehmen will menschliche und professionelle Fähigkeiten und Talente fördern. Hierzu kooperiert Omron eng mit Partnern, Bildungseinrichtungen und Co. Beispiel Fachhochschule Dortmund: Seit über zehn Jahren arbeiten die Automatisierungsexperten von Omron und die Spezialisten der Fachhochschule auf verschiedenen Ebenen eng zusammen.

So ist etwa das Robotiklabor der Fachhochschule überwiegend mit Robotern und anderen Technologien von Omron ausgestattet. Technologien wie der TM-Roboter können dazu beitragen, technologische Berührungsängste abzubauen, denn sie lassen sich schnell programmieren. Bei Aktionstagen wie dem Girls Day und dem Tag der offenen Tür können Mädchen und Frauen die Technologie in Aktion sehen. Kollaborierende Roboter lassen sich anfassen, ein wichtiger Aspekt, um das Interesse für dieses Feld zu steigern.

„Die Förderung von Mädchen und Frauen in technischen Ausbildungsberufen und naturwissenschaftlichen Studienfächern ist ein wichtiger Schritt zur Geschlechtergleichstellung, zur Nutzung des vollen Potenzials der Gesellschaft und ein wichtiges Mittel gegen den Fachkräftemangel“, kommentiert Dr. Klaus Kluger, General Manager Central East Europe bei Omron Electronics.

„Wir haben ein Riesenproblem, Nachwuchs für MINT-Berufe zu finden. Wir haben ein Riesenproblem, den demographischen Wandel zu meistern. Das kann vielen Bereichen der Industrie schlichtweg den Kopf kosten." Umso wichtiger sei es, dass Industrie und Wissenschaft sich zusammenschließen, um gemeinsame Konzepte zu entwickeln, das Interesse zu steigern, auch vermehrt Studentinnen zu gewinnen. "Wenn wir unseren Industriestandort halten wollen, dann muss das Interesse an Technologie vermehrt geweckt und forciert werden", so Kluger.

Quelle: Omron

Mehr Frauen in technischen Berufen: So kann es gelingen

  1. Vorbilder fördern: Sichtbare Vorbilder, beispielsweise erfolgreiche Frauen in technischen Berufen und Wissenschaft, können Mädchen und jungen Frauen zeigen, dass sie ebenfalls in diesen Bereichen eine Zukunft haben können. Veranstaltungen und Initiativen, die solche Vorbilder präsentieren, sind wichtig. Das Mentoring-Programm VDI-WoMentorING ist etwa speziell darauf ausgerichtet, junge Ingenieurinnen zu unterstützen, die in den ersten sechs Jahren ihrer Berufstätigkeit stehen. Dazu tauschen sie sich über ein Jahr mit ihrer berufserfahrenen Mentorin aus.
  2. Interessen frühzeitig stärken: Schon in der Grundschule sollten Mädchen und Jungen die gleichen Chancen erhalten, naturwissenschaftliche und technische Fächer zu entdecken. Dies kann durch Schulprogramme erreicht werden, die beide Geschlechter gleichermaßen ansprechen.
  3. Geschlechtsneutrale Sprache und Erziehung: Gesellschaft und Bildungseinrichtungen sollten auf geschlechtsneutrale Sprache achten und stereotype Geschlechterrollen in der Erziehung vermeiden.
  4. Spezifische Förderprogramme: Stipendien und Förderprogramme, die explizit darauf abzielen, Mädchen und Frauen den Zugang zu technischen und naturwissenschaftlichen Studiengängen zu erleichtern, können hilfreich sein.
  5. Stärkung des Selbstbewusstseins: Mädchen sollten ermutigt werden, selbstbewusst und selbstständig zu sein. Dies kann durch Aktivitäten wie Mentoring, Selbstverteidigungskurse und Selbstbehauptungstrainings unterstützt werden.
  6. Berufsorientierung und Information: Mädchen sollten frühzeitig über verschiedene Berufsmöglichkeiten informiert werden, um fundierte Entscheidungen über Bildungs- und Karrierewege treffen zu können.
  7. Vielfältige Lehrmaterialien: Lehrbücher und Unterrichtsmaterialien sollten Geschlechterstereotypen vermeiden und eine Vielfalt von Beispielen aus verschiedenen Berufen und Disziplinen präsentieren.
  8. Unterstützung in der Arbeitswelt: In der Arbeitswelt sollten Frauen in technischen Berufen und naturwissenschaftlichen Disziplinen unterstützt und gefördert werden. Dazu gehören Programme zur Weiterbildung, flexible Arbeitsmodelle und die Förderung einer inklusiven Unternehmenskultur.

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