Inspektionsroboter ANYmal X.

Anybotics stellt seinen Inspektionsroboter ANYmal X jetzt auch der Öl-, Gas- und Chemieindustrie zur Verfügung. Der einzige für explosionsgefährdete Zonen zugelassene Roboter mit Beinen soll die Digitalisierungslücke schließen und unbemannte Anlagen ermöglichen. (Bild: Anybotics)

Es passt zur Entwicklung der Robotik in deutschen Produktionshallen, dass im kommenden Wintersemester 2023/2024 die HAWK-Hochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen einen neuen, sechssemestrigen Studiengang ‚Technische Informatik und Robotik‘ an der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit am HAWK-Standort Göttingen startet. Denn in den deutschen Produktionsshallen erledigen laut ‚International Federation of Robotics‘ (IFR) bereits heute so viele Roboter wie in keinem anderen europäischen Land Tag für Tag ihren Job – mehr Roboter in der Fertigung gibt es nur in Ostasien.

Roboter tragen auch dazu bei, eine nachhaltigere Entwicklung in der Agrar- und Forstwirtschaft zu erreichen und sie übernehmen menschliche Aufgaben in vielen Bereichen der Fertigung und können so dem Fachkräftemangel ein Stück entgegenwirken.

Podcast: Andrea Alboni (Universal Robots) über Trends in der Robotik

Robotik: Weiteres Rekordjahr?

Nach Angaben des VDMA ist die Robotik und Automation in Deutschland auf dem Weg zu einem weiteren Rekord: Die Branche prognostiziert für 2023 eine Umsatzsteigerung von 13 Prozent auf 16,2 Milliarden Euro. 2022 verzeichneten die Unternehmen bereits ein Umsatzplus von fünf Prozent auf 14,3 Milliarden Euro.

„Die Robotik- und Automationsbranche ist auf Wachstumskurs“, sagt Frank Konrad, Vorsitzender von VDMA Robotik + Automation. Und weiter: „2023 dürfte das bisherige Rekordergebnis aus dem Jahr 2018 von 15,1 Milliarden Euro mit einem erwarteten Umsatz von 16,2 Milliarden Euro nochmals deutlich übertroffen werden. Aktuell prägen volle Auftragsbücher die Marktlage. In der Pandemie haben die Anbieter große Orderbestände aufgebaut, die mit den nachlassenden Engpässen in den Lieferketten nun schrittweise abgearbeitet werden. Damit lässt unsere Branche die Pandemie endgültig hinter sich.“

"Mit Robotern und Automatisierung in die Zukunft" heißt eines der Fokusthemen auf dem diesjährigen Maschinenbau-Gipfel. Mehr zur Veranstaltung erfahren Sie hier:

Deutscher Maschinenbau-Gipfel 2022
(Bild: mi-connect)

Deutscher Maschinenbau-Gipfel

Der Maschinenbau-Gipfel 2023 ist vorbei - hier können Sie die Highlights Revue passieren lassen:

 

Die Veranstalter des Maschinenbau-Gipfels, VDMA und PRODUKTION freuen sich, wenn Sie auch 2025 in Berlin dabei sind!

 

Hier geht es zur Website des Maschinenbau-Gipfels.

Dieser Trend trifft auch auf Europa zu, denn auch in der EU gibt es nach Angaben der IFR eine stark steigende Nachfrage nach Industrie-Robotern. Demnach installierten die 27 Mitgliedsstaaten der EU 2022 rund 72.000 Einheiten - ein Plus von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies sind vorläufige Zahlen, die von der IFR Ende Juni veröffentlicht wurden. „Die fünf wichtigsten Anwenderländer für Industrie-Roboter innerhalb der EU sind Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und Polen", sagt Marina Bill, Präsidentin der IFR. „Auf sie entfallen etwa 70 Prozent aller Installationen in der EU im Jahr 2022."

Automobilindustrie als Hauptabnehmer von Industrie-Robotern

Dabei ist laut IFR Deutschland der mit Abstand größte Robotermarkt in Europa: 2022 wurden rund 26.000 Einheiten installiert – eine Zunahme von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies entsprach einem Anteil von 37 Prozent an der EU-Gesamtzahl. Weltweit verzeichnet das Land nach Japan, Singapur und der Republik Korea die vierthöchste Roboterdichte.

Die Automobilindustrie ist traditionell der Hauptabnehmer von Industrie-Robotern in Deutschland. 27 Prozent der neu eingesetzten Einheiten wurden 2022 in dieser Branche installiert. Das entspricht 7.100 Einheiten – das sind 22 Prozent weniger als im Vorjahr. Hier zeigt sich ein bekanntes zyklisches Investitionsverhalten in diesem Segment.

In der allgemeinen Industrie war der Hauptabnehmer die Metallbranche, die im Jahr 2022 insgesamt 4.200 Einheiten (plus 20 Prozent) installierte. Dies liegt über dem Niveau vor der Pandemie von um die 3.500 Einheiten pro Jahr, mit einem Spitzenwert von 3.700 Einheiten im Jahr 2019. Die Installationen in der Kunststoff- und Chemieindustrie erreichten wieder die Zahlen vor der Pandemie mit einem Anstieg um sieben Prozent auf 2.200 Einheiten im Jahr 2022.

Mit Kollege Roboter Mangel an Fachkräften beheben

Die Bedeutung der Robotik bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels sehen auch die Beschäftigten in Deutschland. Rund die Hälfte davon sehen Roboter als Unterstützung, den Mangel an Fachkräften zu beheben. Das ist ein Ergebnis aus dem Trendindex der Automatica 2023. Dafür wurden 1.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland vom Marktforschungsinstitut Toluna befragt.

Laut diesem Trendindex befürworten 68 Prozent der Befragten, dass Roboter Arbeitnehmer so unterstützen, dass ältere Menschen länger in Beschäftigung bleiben können. 84 Prozent sind der Meinung, dass Fachkräfte am Arbeitsplatz entlastet werden, indem die Maschinen gefährliche oder gesundheitsschädliche Arbeiten übernehmen. 72 Prozent der Arbeitnehmer sehen zudem den Vorteil, mit dem Einsatz von Robotik eine Abwanderung von Industrieproduktion ins Ausland zu verhindern.

Frank Konrad.
Frank Konrad: „Wir begrüßen die Initiative des Zukunftsrats des Bundeskanzlers, die Robotik und Automation in Deutschland zu stärken.“ (Bild: VDMA)

Robotik und Automation in Deutschland zu stärken

Doch trotz der positiven Entwicklung der Robotik hierzulande, sind weitere Anstrengungen nötig, dass dies auch so bleibt. So hat China nach Angaben des VDMA-Fachverbands ‚Robotik + Automation‘ Deutschland bereits bei der Roboterdichte überholt und weist damit einen höheren Automatisierungsgrad auf. „Wir begrüßen die Initiative des Zukunftsrats des Bundeskanzlers, die Robotik und Automation in Deutschland zu stärken“, sagt Frank Konrad. „Angesichts der neuen Herausforderungen bleibt im internationalen Wettbewerb keine Zeit, sich auszuruhen.“ So beschäftigt sich der Zukunftsrat des Bundeskanzlers aktuell auch mit Fragen und Themen rund um KI-gestützte Robotik.

Robotik wird für Investoren interessanter

Dass die Robotik zunehmend auch für internationale Investoren interessant wird, zeigt ein Blick in die benachbarte Schweiz. Anybotics, ein Schweizer Robotik-Pionier, hat Ende Mai eine Serie-B-Finanzierungsrunde in Höhe von 50 Millionen US-Dollar bekannt gegeben, die von den internationalen Deep-Tech-Investoren Walden Catalyst und NGP Capital angeführt wird. Außerdem beteiligten sich Bessemer Venture Partners, Aramco Ventures, Swisscom Ventures, Swisscanto Private Equity und andere bestehende Investoren.

Der Hintergrund der Investition ist laut Unternehmen die steigende Nachfrage nach Roboterlösungen in Schwerindustrien wie der Öl- und Gasindustrie, der chemischen Industrie, der Energiewirtschaft, dem Bergbau, der Metall- und Mineralienindustrie sowie des Versorgungssektors.

Patrick Schwarzkopf.
Patrick Schwarzkopf: „Die ‚Robotik & Automation‘ ist eine Schlüsseltechnologie, um global wettbewerbsfähig zu bleiben und Transformationsaufgaben zu meistern.“ (Bild: VDMA)

Von der Strategie in die Umsetzung, um Weltspitze zu bleiben

Eines ist ganz klar: Robotik und Automation sind entscheidend für Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit, dazu Patrick Schwarzkopf, Geschäftsführer VDMA-Fachverband Robotik + Automation: „Die ‚Robotik & Automation‘ ist eine Schlüsseltechnologie, um global wettbewerbsfähig zu bleiben und Transformationsaufgaben zu meistern. Volkswirtschaften, insbesondere in Asien und Nordamerika, bauen gezielt globale Technologieführer auf und liefern sich einen internationalen Wettlauf um Marktanteile. Diese Länder stärken ihre Robotik-Champions durch staatliche Subventionen, Wagniskapital und Industriepolitik."

Erst kürzlich habe China auch die USA bei der Roboterdichte übertroffen. Deutschland müsse jetzt mit einer ambitionierten Strategie in die Umsetzung kommen, um an der Weltspitze zu bleiben, so Schwarzkopf.

Bearbeitet von Anja Ringel und Sabine Königl.

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