
Der Maschinenbau steht derzeit vor vielen Problemen. - (Bild: Adobe Stock/tong2530)
MAN, Schäffler, Continental und zuletzt Mahle: Zig Zulieferer streichen derzeit Stellen. Das wird auch Konsequenzen für die Maschinenbauer haben. „Die Situation ist dramatisch und sie wird in den nächsten Monaten und Jahren auch angespannt bleiben“, erklärt Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall auf der Maschinenbaukonferenz der Gewerkschaft mit 200 Betriebsräten.
Lembs Einschätzung: Die Maschinenbauer „hängen am Ende der Kette dran“. Soll heißen: Wenn Autobauer und Zulieferer Arbeitsplätze abbauen und Standorte in Frage stellen, ist auch der Maschinenbau betroffen, weil dann keine neuen Maschinen bestellt werden. In der Branche kommen die Entwicklungen also zeitversetzt an.
Der Gewerkschafter rechnet deshalb damit, dass der Maschinenbau Ende des Jahres eine Vielzahl von Problemen bekommt, die es jetzt schon in der Autobranche gibt. Dazu zählen auch Insolvenzen. In einer Kurzumfrage der IG Metall haben zwölf Prozent der Befragten angegeben, dass sie mit mehr Firmenpleiten im Maschinenbau rechnen. Lemb verteidigt deshalb die Aussetzung, dar Insolvenzantragspflicht. Das sei zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Maßnahme.
Beschäftigte sollen nicht für Krise zahlen

Ein „weiteres Alarmzeichen für den Maschinenbau“ laut Lemb: In der Umfrage haben 37 Prozent angegeben, dass sich die Beschäftigungszahl in den nächsten sechs Monaten negativ entwickelt. 20 Prozent rechnen sogar mit Entlassungen. Deshalb sei die Verlängerung der Kurzarbeitsregel so wichtig gewesen, erklärt der Gewerkschafter. Man müsse nun gemeinsam dafür sorgen, qualifizierte Fachkräfte zu halten und durch die schwierige Zeit zu bringen. „Die Beschäftigten können nicht diejenigen sein, die für die Krise zahlen“, so Lemb. Denn nur mit diesen Mitarbeitern komme man nach der Pandemie auch weiter vor.
Die Probleme des Maschinenbaus sind aber nicht nur auf die derzeitige Covid19-Situation zurückzuführen. Denn ein weiteres Thema ist „local content“, erklärt Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer der VDMA auf der IG-Metall-Konferenz. In vielen Zielländern reiche es nicht mehr, nur Vertrieb und Service vor Ort zu haben. Denn einige Regierungen haben Gesetze beschlossen, wonach auch ein Teil der Wertschöpfung im jeweiligen Staat passieren muss, damit Unternehmen ihre Produkte dort vertreiben dürfen.
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Eine Live-Umfrage hat den VDMA-Chef dann sehr nachdenklich gemacht. Denn auf die Frage „In welchem Maße hat euer Betrieb in den letzten fünf Jahren Investitionen getätigt“ haben Mehr als 62 Prozent mit „zu wenig“ geantwortet. Lediglich rund 28 Prozent halten die Investitionen ihres Unternehmens für „genau richtig“.
Fortschritte beim Thema Smart Factory
Brodtmann zeigte sich überrascht vom Ergebnis. Denn: Er habe schon gesehen, dass Unternehmen in den vergangenen Jahren gerade auf dem Weg zur Smart Factory viel gemacht haben. Auch beim Thema Digitalisierung sei „unglaublich viel“ passiert. Manche Betriebe seien dabei auch an ihre finanzielle Belastungsgrenze gegangen, weshalb er das Umfrageergebnis anders eingeschätzt hätte.
Lemb sagte dagegen, es habe bereits vor Corona einen Investitionsstau gegeben. Man müsse jetzt aufpassen, dass sich dieser zum einen nicht potenziert. Zum anderen dürfen Unternehmen die aktuelle Liquiditätssituation nicht als Begründung für keine neuen Investitionen nehmen. Brodtmann plädierte dafür, dass vor allem auch die Stärken in Forschung und Entwicklung investiert wird, um weiterhin weltweit wettbewerbsfähig zu bleiben.
An die Politik gewandt forderte Lemb, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass die industrielle Entwicklung in Deutschland sichergestellt werden kann. „Der Maschinenbau muss weiter eine zentrale Rolle in der deutschen Industrie spielen“, sagte er.
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