Ingenieur mit Virtual-Reality-Headset an seinem Schreibtisch

Auch im Maschinenbau sind viele Mitarbeiter im Homeoffice. - (Bild: DC Studio - stock.adobe.com)

Die Corona-Pandemie ändert auch die Zusammenarbeit in den Betrieben drastisch. Eine aktuelle Blitzumfrage des VDMA zeigt, dass derzeit lediglich rund die Hälfte der Mitarbeitenden vor Ort ist. Der Rest sei aufgrund von Homeoffice-Regelungen, Kurzarbeit oder dem Abbau von Zeitarbeitskonten nicht in den Unternehmen, so der Verband. Rund 30 Prozent der Maschinenbauer sind derzeit im Homeoffice.

Für unsere Industrietrends 2021 haben wir Verbände und Unternehmen deshalb gefragt, wie sich die Zusammenarbeit verändert hat. Einige konnten aufgrund der aktuellen Lage keine Antworten geben. Andere wiederrum haben einen Ausblick gewagt.

Im ersten Teil haben wir den VDMA, VDW, ZVEI und die Unternehmen ZF und Ceratizit bereits gefragt: Welche Schulnote würden Sie der Konjunktur für das Jahr 2021 geben (1-6)? Und was erwarten Sie von der neuen US-Regierung für die deutsch-amerikanischen Handelsbeziehungen? Die Antworten gibt es hier.

Auch diesmal standen die Experten Rede und Antwort:

Wie hat Corona die Zusammenarbeit innerhalb der Unternehmen verändert?

„Corona hat zweifelsfrei einen Digitalisierungsschub in den Unternehmen ausgelöst“, sagt Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW. Digitale Tools werden inzwischen ganz selbstverständlich bei Besprechungen, aber auch Veranstaltungen und Messen genutzt. Die Digitalisierung habe aber auch ihre Grenzen und zwar bei Vertrieb und Service. „Der direkte Kontakt zum Kunden ist bei einem so hochkomplexen und kundenspezifischen Produkt wie der Werkzeugmaschine nicht zu ersetzen. Die Einschränkung der Reisetätigkeiten ist insofern ein großes Problem“, erklärt Schäfer. Das können Firmen, die in großen Märkten Personal vor Ort haben, besser kompensieren.

Durch vermehrtes Homeoffice habe Corona auch mehr Flexibilität bei den Mitarbeitern sowie andere Arbeitsstrukturen und Führungs- und Motivationsmethoden erfordert. Das habe bisher gut funktioniert, so Schäfer. „Man wird jedoch erst später sehen, ob sich dies auch nach der Krise dauerhaft bewährt.“

Auch der VDMA sieht die Technologien zur modernen Form der Zusammenarbeit und Homeoffice als große Veränderung. „Tatsache ist jedoch auch, dass Remote Work in vielen Bereichen schlicht nicht möglich ist, vor allem in der Produktion“, sagen Chefvolkswirt Ralph Wiechers und Bianca Illner, Leiterin der Abteilung Business Advisory. Hier stehen Unternehmen vor deutlich größeren Herausforderungen als bei Mitarbeitern, die im Büro oder am Computer arbeiten, erklären die beiden.

Dabei müssen einerseits alle Arbeitsprozesse und Gegebenheiten so angepasst werden, dass auch die Mitarbeiter in der Produktion sich nicht mit dem Virus anstecken. Zum anderen müsse das Management eine kulturelle Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen denen, die zuhause bleiben und denen die ins Werk fahren, verhindern. „Corona verlangt von den Unternehmen, sich noch intensiver als bisher auf die Zukunft der Arbeit vorzubereiten“, lautet das Fazit der VDMA-Experten.

Wie stark sich Arbeiten und Zusammenarbeit in den einzelnen Unternehmen ändern werden, werde sich von Firma zu Firma verschieden darstellen, sagt ZVEI-Chefvolkswirt Andreas Gontermann. Bereits vergangenen Sommer haben bei einer Umfrage des Verbandes zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie rund 70 Prozent der befragten Unternehmen angegeben, auch nach der Coronakrise vermehrt auf Homeoffice setzen zu wollen, berichtet er. Bei einem zusätzlichen knappen Viertel der Firmen sei dies außerdem in der Diskussion.

ZF und Ceratizit berichten: Corona-Regeln in der Praxis

Wie die Corona-Regeln in der Praxis umgesetzt wurden erzählt Gabriel González-Alonso Senior Vice President Corporate Production bei ZF: „Wir haben Schichten entzerrt, zwischen einzelnen Arbeitsplätzen Trennwände montiert, Spender für Desinfektionsmittel aufgestellt und tragen Atemschutzmasken. Auch die Betriebsrestaurants haben wir an die neuen Hygiene- und Distanzregeln angepasst.“

Auch beim Zulieferer sind digitale Tools zur Zusammenarbeit immer wichtiger geworden. „Positive Erfahrungen haben wir beispielsweise mit Videokonferenzen gemacht“, berichtet González-Alonso. Er ist sich sicher, dass aus der verstärkten Nutzung dieser Tools – Stichwort mobiles Arbeiten– auch eine geänderte Meeting- und Dienstreise-Kultur entstehen wird. Für ZF besonders wichtig: „Der Einsatz eines digitalen E-Shopfloor-Managements in unseren Werken hat die Zusammenarbeit mit Blick auf die erforderlichen Abstandsregelungen deutlich verbessert“, sagt der Experte.

Digitalisierung und Kommunikation sind auch die Punkte, die sich bei Ceratizit am meisten verändert haben. „Präsenzveranstaltungen, Dienstreisen und digitale Kommunikation wurden neu gewichtet, wodurch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in vielen Fällen Zeit gewinnen“, erzählt Vorstandsmitglied Thierry Wolter. „Kurzfristig resultierte daraus sogar manchmal mehr und regelmäßigere Kommunikation, etwa durch eine Intensivierung des Austauschs zwischen dem Vorstand und den Geschäftsführern vor Ort.“ Längerfristig seien Kontakte von Angesicht zu Angesicht aber für wichtige Themen unabdingbar.

Vor allem im ersten Lockdown hatten die Unternehmen Probleme mit den Lieferketten. Als letztes wollten wir deshalb wissen: Werden die Unternehmen Lieferketten infolge des Corona-bedingten Zusammenbruchs der Supply Chains dauerhaft anpassen? Die Antworten gibt es nächste Woche im dritten Teil unserer Serie.

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