Verzahnung deutsche und chinesische Fahnen

Viele deutsche Unternehmen sind auch in China tätig. - (Bild: Adobe Stock/Rawf8)

Egal ob Daimler, VW oder BMW: Wenn Unternehmen in diesen Tagen von „Hoffnung“ und „Rückkehr zur Normalität“ sprechen, verweisen sie oft auf China. Dort verbessere sich die Auftragslage und der Konsum steige wieder, wird immer wieder berichtet.

Wie ist die Situation für die deutschen Unternehmen in der Volksrepublik also momentan? Und was kann die Politik machen, um die Situation zu verbessern? Dazu hat die Außenhandelskammer (AHK) China ihre Mitgliedsunternehmen befragt und daraus ein Positionspapier und Handlungsempfehlungen verfasst.

Reisebeschränkungen sind das größte Problem

Die schlechte Nachricht zuerst: Der Optimismus, den die deutschen Firmen in China im Frühjahr noch hatten, ist abgeflaut. Die gute: Immer mehr Produktionsstätten laufen wieder normal. In der dritten Corona-Blitzumfrage des AHK geben 72 Prozent der Mitgliedsunternehmen an, dass ihre Produktions- und Fertigungskapazitäten wieder zum Normalzustand zurückgekehrt sind. 15 Prozent erwarten eine Rückkehr zum Post-Corona-Zustand zum Ende des dritten Quartals.

„Die Wirtschaft erholt sich, ist aber noch weit weg von normal“, sagte Ulf Reinhardt, Vorsitzender des Chamber of Commerce für Süd- und Südwest-China auf einer Pressekonferenz. Die größten Herausforderungen sind dabei für 89 Prozent der rund 230 befragten Unternehmen immer noch die Reisebeschränkungen – unter anderem Reiseunterbrechungen aufgrund des Coronavirus oder Quarantäneregelungen. 66 Prozent klagen über eine verminderte Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen.

Zurück zur Normalität: Das sind die größten Herausforderungen für deutsche Unternehmen in China. Die Umfrage der AHK zeigt, dass vor allem die Reisebeschränkungen ein Problem für die Unternehmen sind.
Zurück zur Normalität: Das sind die größten Herausforderungen für deutsche Unternehmen in China. Die Umfrage der AHK zeigt, dass vor allem die Reisebeschränkungen ein Problem für die Unternehmen sind. - Grafik: Anja Ringel; Quelle: AHK Greater China

Die Corona-Pandemie zeigt ihre Auswirkungen vor allem beim Umsatz des ersten Halbjahres: 55 Prozent verbuchten einen Rückgang von 20 Prozent oder mehr. Bei 27 Prozent der befragten Firmen waren es weniger als zehn Prozent. Nur neun Prozent haben an, dass Covid-19 keine Auswirkungen auf den Halbjahresumsatz hatte.

Das restliche Jahr schaut für viele Unternehmen auch nicht besser aus: 62 Prozent haben an, dass sie ihr Jahresziel senken mussten. Nur drei Prozent wollen es erhöhen. Das hat auch Folgen für geplante Investitionen: 51 Prozent gaben an, ihre Investitionsentscheidungen zu verschieben oder gar abzusagen.

Digitalisierung und Finanzierung sind wichtige Themen

Yasmine Riechers erklärte, viele Unternehmen können nicht abschätzen, wann die Situation sich verbessert und halten sich deshalb mit Investitionen zurück. Riechers ist stellvertretende Vorsitzende des German Chambers of Commerce in Nordchina.

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Riechers berichtet, dass die AHK mit Hilfe von Interviews und virtuellen Runden Tischen mit 70 Geschäftsleuten gesprochen hat und so ein Advocacy Paper und einen praktischen Guide für Unternehmen erstellt hat.

So soll die chinesische Regierung deutschen Unternehmen helfen

Die Gespräche haben ergeben, dass die Unternehmer momentan vor allem sechs Dinge beschäftigt. Das AHK hat dazu Empfehlungen formuliert, wie die chinesische Regierung den deutschen Firmen helfen kann:

  • Beschränkungen bei Auslandsreisen: Hier empfiehlt die AHK eine Lockerung der internationalen Beschränkungen für Businessreisen. In manchen Unternehmen werden Expats weiterhin benötigt, sagte Clas Neumann, Vorsitzender des German Chamber of Commerce in Shanghai. Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen müssten natürlich eingehalten werden.
  • Investitionsvertrauen ist unter Druck: Die Forderung hier: Gleiche Wettbewerbsbedingungen schaffen und Bürokratie abbauen. Es brauche ein positives Investitionsklima, meinte Neumann.
  • Digitalisierung der Geschäftsbereiche und Produktion: Hier soll ein uneingeschränkter und schnellerer Internetzugang und Datenübertragung den Unternehmen helfen. Plus: Vorschriften zur Cybersicherheit.
  • Zugriff auf lokale Finanzierungsmaßnahmen: Die Einführung transparenter Vorschriften für Bankkredite ist für die AHK die Lösung dazu.  Um einen besseren Zugang zu lokalen Finanzierungsmöglichkeiten zu haben, sollten Banken auch Anliegen bearbeiten, bei denen der Verantwortliche kein Chinese ist, sagte Neumann.
  • Ortsansässiges Personal finden: Die Mobilität der Arbeitskräfte in China muss verbessert werden, erklärt die AHK zu diesem Punkt. Das Modell, viele Expats ins Ausland zu schicken, um dort die Geschäfte zu leiten, sei rückläufig, sagte Neumann. Seiner Einschätzung nach wird der Trend auch anhalten. Deshalb sei es umso wichtiger, dass ausländische Firmen chinesische Top-Talente rekrutieren können. Aber auch wichtig: Internationale Mitarbeiter müssen in China Konditionen vorfinden, die es ihnen einfach macht, dort zu arbeitet. Deshalb fordert das AHK auch eine transparente und einfachere Visa- und Greencard-Bestimmungen sowie eine längere Gültigkeitsdauer der Geschäfts-Visa.
  • Entkopplungstendenzen: Laut Riechers vor allem beim Konflikt zwischen den USA und China zu sehen. Die Einhaltung internationaler Standards für eine globale marktorientierte Kontrolle ist hier für das AHK wichtig.

Aktuelle Herausforderungen: Das können Unternehmen tun

Und was können Firmen selbst unternehmen, um die derzeitigen Herausforderungen zu meistern?  Auch hier hat die AHK Handlungsempfehlungen von Geschäftsleuten zusammengefasst. Dazu zählt unter anderem der Aufbau regionaler Kernkompetenzen sowie regionale Strategien.

Aber auch die Optimierung der regulatorischen „China-Kompetenz“ sollte im Fokus sein. Ein weiterer Punkt: Neue Chancen für eine bilaterale Zusammenarbeit in der EU nutzen.

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