Die Trumpf-Zentrale in Ditzingen nahe Stuttgart ist der Nukleus der weltweiten Aktivitäten des Familienunternehmens.

Die Trumpf-Zentrale in Ditzingen nahe Stuttgart ist der Nukleus der weltweiten Aktivitäten des Familienunternehmens. (Bild: Trumpf)

"Produktion"-Serie Engineering Excellence

Engineering Excellence
(Bild: Photocreo Bednarek - stock.adobe.com (KI-Bild))

Ingenieure haben die industrielle Revolution angezettelt. Mit unternehmerischem Spürsinn und Weitblick wurde in unserem Land daraus das erfolgreichste Geschäftsmodell der Wirtschaftsgeschichte. Innovative Ideen umsetzen und Kunden mit Qualität begeistern – das steckt auch hinter dem Siegel „Made in Germany“. Im Jahr 2022 exportierte der deutsche Maschinenbau Erzeugnisse im Wert vom 192 Milliarden Euro. Wir stellen in unserer Serie "Engineering Excellence" die wichtigsten Akteure vor.

Von Stuttgart in die weite Welt

Es beginnt mit technischer Intelligenz und der Fähigkeit, Geschäftsprozesse zu verstehen und zu entwickeln: Der Kaufmann Christian Trumpf erwirbt 1923 die mechanische Werkstätte von Julius Geiger. Deren Produkte sind biegsame Wellen, zunächst für den Antrieb von Zahnarztbohrern und Druckmaschinen, später - mit der Entwicklung motorischer Antriebe – für die industrielle Produktion.

1934 bringt Geiger die erste motorbetriebene Handschere („HSP 201“) auf den Markt. Es entsteht ein breites Programm an Elektro und Druckluftwerkzeugen. 1937 wird das Unternehmen in „Trumpf & Co. vormals Julius Geiger GmbH “ umbenannt. In den Wirtschaftswunderjahren sind Produktionsmaschinen von Trumpf für die Blechbearbeitung gefragt.

Im Jahr 1950 betrug der Jahresumsatz bereits eine Million Mark. Ein weiterer technologischer Meilenstein ist die numerische Bahnsteuerung. Christian Trumpf meldet sie 1957 zum Patent an. Präsenz auf internationalen Messen erweitert den ausländischen Kundenstamm. Es entstehen Gesellschaften in der Schweiz oder den USA, dann rund um den Globus. Trumpf war eines der ersten deutschen Unternehmen, das einen Standort in China eröffnete.

Steckbrief Trumpf SE + Co. KG (Holding)

Vorsitzende des Trumpf-Vorstands: Dr. phil. Nicola Leibinger-Kammüller (Bild: Trumpf)
  • Mitarbeiter: 18.352
  • Gründung: 1923
  • Umsatz: 5.364,5 Mio. EUR
  • Ergebnis vor Steuern 615,4 Millionen Euro
  • Investitionen: 315,7 Millionen Euro
  • Auftragseingang: 5.088 Millionen Euro
  • Stammsitz: Ditzingen (BaWü)
  • Eigentümer: Familie

(Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2022/23)

Ein Scheibenlaser von Trumpf  - in diesem Fall ein TruDisk 1020 - bearbeitet Kupfer.
Ein Scheibenlaser von Trumpf - in diesem Fall ein TruDisk 1020 - bearbeitet Kupfer. (Bild: Trumpf)

Laser und mehr für die moderne Produktion

Wegweisend: Die in den 1980er-Jahren entwickelte Lasertechnologie, in der Trumpf heute das weltweit führende Unternehmen ist. Die Anlagen kommen in der flexiblen Blechfertigung zum Einsatz, ebenso im Bereich Elektromobilität und in der der Halbleiterindustrie, unter anderem in Chipfabriken der ASML Holding N.V.

Der Laser war die Basis für die Erschließung weiterer Geschäftsfelder, etwa der additiven Fertigung oder der EUV-Bearbeitung. Trumpf Lösungen finden sich im klassischen Maschinenbau, in der Luft- und Raumfahrt, der Halbleiterindustrie, der Zahntechnik und in der Medizintechnik. Trumpf versteht sich Lösungsanbieter, der seinen Kunden maßgeschneiderte Konzepte anbietet: eine einfache Beratung zur Bauteilgestaltung, eine neue Software oder eine komplette Smart Factory.

Mit der Software Oseon ist es möglich, die gesamte Produktion automatisiert zu planen und zu steuern. Sogar um den Materialtransport kümmert sich die Lösung selbstständig. Dank Digitalisierung lassen sich Trumpf-Maschinen aus der Ferne bedienen.

Beim Modell Pay per Part steht der Laservollautomat „TruLaser Center 7030“ in der Fertigung des Kunden. Trumpf-Experten programmieren, bedienen und steuern ihn vom Telekommunikationszentrum des Unternehmens von Neukirch aus.

F&E: Eine Zusammenarbeit zwischen Trumpf, dem Fraunhofer ILT und DESY lieferte die bislang detailreichste Einblicke in Laserschweißprozesse dank Teilchenbeschleuniger.
F&E: Eine Zusammenarbeit zwischen Trumpf, dem Fraunhofer ILT und DESY lieferte die bislang detailreichste Einblicke in Laserschweißprozesse dank Teilchenbeschleuniger. (Bild: Trumpf)

448 Millionen Euro (p. a.) für Forschung und Entwicklung

Elektromobilität, New Space, Quantentechnologie und Künstliche Intelligenz sind zentrale Aktivitätenfelder, die Trumpf auch mit Partnern in Forschung und Wissenschaft vorantreibt, unter anderem durch die Bereitstellung von Lasertechnologie für Projekte an Universitäten und Forschungseinrichtungen wie den Fraunhofer-Instituten.

Die Aufwendungen für F+E betrugen im Geschäftsjahr 2022/2023 476 Millionen (Vorjahr: 448 Millionen Euro) Euro, was einer Forschungsquote von 8,9 Prozent entspricht. Die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich F+E stieg im Geschäftsjahr um 8,8 Prozent auf 2.853 (Vorjahr 2.623). Als Familienunternehmen könne man Entscheidungen unabhängig von Aktionärsinteressen treffen, heißt es aus Ditzingen. Das erleichtere es, in Technologien zu investieren, die sich erst in einigen Jahren auszahlten.

Strom wird am Stammsitz in Ditzingen auch über Fotovoltaik gewonnen.
Strom wird am Stammsitz in Ditzingen auch über Fotovoltaik gewonnen. (Bild: Trumpf)

Nachhaltigkeit als Bestandteil der Unternehmenskultur

Trumpf betont die Qualität und Langlebigkeit seiner Produkte. Die Maschinen ließen sich einfach reparieren, sie seien besonders robust und könnten selbst nach Jahren im Feld um neue Funktionalitäten erweitert werden. Ausgediente Exemplare werden im Trumpf Resale Center aufbereitet und anschließend erneut in den Markt eingeführt.

Einen Teil seines Stroms produziert das Unternehmen über Fotovoltaikanlagen auf den Gebäudedächern. Darüber hinaus werden Technologien entwickelt, mit denen sich Material, Strom und umweltschädliche Gase in der Fertigung einsparen lassen. Darin sieht Trumpf den größten Hebel zur Verbesserung der CO₂-Bilanz. Auf der Nachhaltigkeitsagenda steht auch das Thema Bildungsgerechtigkeit. Trumpf initiiert und unterstützt Schul- und Weiterbildungsprojekte und engagiert sich darüber hinaus im Kunst- und Kulturgeschehen.

Gelebte Werte

Trumpf sagt: Wir sind ein Familienunternehmen mit einem klaren Wertegerüst und tragen als solches eine besondere Verantwortung gegenüber unseren Kunden, Partnern, Mitarbeitern und der Gesellschaft. Der hohe Leistungs- und Qualitätsanspruch gilt auch für die Mitarbeiter. Von Führungskräften werde erwartet, dass sie Vorbild sind, ihre Teams zum Erfolg führen und Trumpf strategisch weiterentwickeln.

Für die gesamte Trumpf Gruppe gibt es ein Compliance-Management-System (CMS). Es umfasst alle Strukturen, Prozesse und Maßnahmen, die spezifisch darauf abzielen, regelkonformes Verhalten bei Trumpf zu fördern und Rechtsverstöße zu vermeiden. Es soll Führungskräfte und Mitarbeiter sensibilisieren und befähigen, im Berufsalltag das Richtige zu tun.

Der Mensch im Mittelpunkt

Fachkräftemangel und herausfordernde Lieferketten betreffen nahezu die gesamte Industrie. So auch Trumpf. Das Unternehmen bindet seine Belegschaft mit guten Arbeitsbedingungen und einem inspirierenden Umfeld. Das Betriebsrestaurant, der „Blautopf“, bietet nicht nur ausgezeichnetes Essen. Das Gebäude wurde auch mehrfach für seine Industriearchitektur gewürdigt.

Es gibt eine Betriebskita am Stammsitz Ditzingen und ein firmeneigenes Fitnessstudio. Ein Gegencheck (Stand 22.01.2024): Auf dem Bewertungsportal kununu haben seit 2008 haben 1.181 Mitarbeiter und Bewerber das Unternehmen bewertet. Der Score von 3,7 Punkten ist höher als der Branchendurchschnitt im Maschinenbau (3,5 Punkte).

Das Fitness-Center bei Trumpf in Ditzingen.
Das Fitness-Center bei Trumpf in Ditzingen. (Bild: Trumpf)

Industriekonzepte für Schwellenländer

Die Gruppe ist mit mehr als 80 Gesellschaften in fast allen europäischen Ländern, in Nord- und Südamerika sowie in Asien vertreten. In den nächsten Jahren will Trumpf weiter in seine internationalen Standorte investieren, beispielsweise durch neue Gebäude in Spanien. Außerdem sollen die Marktanteile in Schwellenländern durch ein neues, an die jeweiligen Bedarfe anpassbares schlankeres Maschinenportfolio gestärkt werden. Um Lieferengpässen vorzubeugen, setzt Trumpf eine Local-for-Local-Strategie. Maschinenkomponenten sollen möglichst vor Ort bezogen werden können.

Sie möchten gerne weiterlesen?