
Restrukturierungspläne beim Batteriehersteller Varta. Diese sowie eine angedachte Kapitalerhöhung haben laut Unternehmensleitung auch Auswirkungen auf die Personalkosten. (Bild: doganmesut - stock.adobe.com)
Die Varta AG plant eine Kapitalerhöhung und ein umfangreiches Restrukturierungskonzept. Das gab das Unternehmen jetzt bekannt. Man befinde sich mit den finanzierenden Banken in fortgeschrittenen Gesprächen, um das Unternehmen finanziell und operativ zu stabilisieren, hieß es. Das Konzept beinhaltet laut dem Batteriehersteller gezielte Maßnahmen zur Profitabilitätssteigerung sowie der Verbesserung der Finanzierungsstruktur. Mit dem Erlös einer angestrebten Kapitalerhöhung in Höhe von 50 Millionen Euro soll gezielt in wichtige Innovationsfelder des Unternehmens investiert werden.
Einsparungen bei den Personalkosten „unausweichlich“
Davon ebenfalls betroffen ist das Personal. Dr. Markus Hackstein, Sprecher des Vorstands der Varta AG: „Dass dieses Vorgehen auch Einsparungen bei den Personalkosten beinhaltet, ist leider unausweichlich. Wir sind uns, angesichts der aktuell wirtschaftlich volatilen Zeiten, der Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden überaus bewusst. Dem Betriebsrat haben wir deshalb angeboten, umgehend Gespräche über die Ausgestaltung der konkreten Maßnahmen aufzunehmen.“ Mit dem vorgestellten Restrukturierungskonzept halte man die Balance zwischen notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen und der Entwicklung der Wachstumspotenziale. Die aktuell wirtschaftlich herausfordernde Lage erfordere klare Schritte, um wieder erfolgreich und profitabel wirtschaften zu können. Durch die umfassenden Maßnahmen stabilisiere man das Unternehmen und sichere langfristig seine Innovationskraft .
Update: Über 50 Millionen Euro frisches Geld
Wie die DPA meldet, hat sich Varta frisches Geld am Kapitalmarkt besorgt. Insgesamt seien 2,22 Millionen neue Aktien zum Preis von je 22,85 Euro ausgegeben worden, teilte das im SDax notierte Unternehmen am Dienstagabend in Ellwangen mit. Der Bruttoemissionserlös belaufe sich auf rund 50,7 Millionen Euro.
Varta hatte den Schritt am Vortag angekündigt. Die Aktien wurden ausschließlich von einer Gesellschaft des österreichischen Investors Michael Tojner gezeichnet. Die neuen Aktien seien bis 2022 voll dividendenberechtigt, hieß es. Das Bezugsrecht der übrigen Aktionäre wurde ausgeschlossen.
Varta ist sanierungsfähig
Nach den durch die globale Krise ausgelösten Herausforderungen, die das Ergebnis zuletzt belastet haben, hat die Varta in den vergangenen Monaten Gespräche mit den finanzierenden Banken zur weiteren Restrukturierung und Stabilisierung des Unternehmens geführt. Ein von KPMG erstelltes IDW-S6-Gutachten bestätigt Varta die Sanierungsfähigkeit und klare Wachstumsperspektiven. Voraussetzung dafür ist die konzernweite, konsequente Senkung der Kostenbasis in den Bereichen Beschaffung, interne Prozesse und Personal sowie eine weitere Diversifizierung der Kundenbasis und Investitionen in Wachstumsfelder. Das Konzept steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Gremien der Banken.
Wachstumsfelder sollen gestärkt werden
In einem ersten Schritt hat der Vorstand der Varta AG mit dem Aufsichtsrat die Durchführung einer Kapitalerhöhung zur Stärkung der Wachstumsfelder der Varta AG beschlossen. Ziel ist es, einen Erlös von 50 Millionen Euro zu erzielen. Die neuen Aktien werden aus genehmigtem Kapital unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionärinnen und Aktionäre zu einem Ausgabebetrag ausgegeben, der den Börsenkurs der Varta-Aktie nicht wesentlich unterschreitet. Zur Zeichnung der neuen Aktien wird ausschließlich die VGG Beteiligungen SE, eine 100%ige Tochtergesellschaft der Montana Tech Components, zugelassen. Mit dem Erlös will das Unternehmen unter anderem das bestehende und sich sehr gut entwickelnde Geschäft mit Energiespeichern ausbauen. Darüber hinaus will Varta das Wachstum bei großformatigen Lithium-Ionen-Zellen absichern, die bereits an einen Kunden ausgeliefert werden. Die Durchführung der Kapitalerhöhung ist durch eine Zeichnungsgarantie der Montana Tech Components gesichert, die unter dem Vorbehalt einer endgültigen Einigung mit den finanzierenden Banken steht.
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Anpassung der Produktions- und Strukturkosten
Ziel der weiteren Restrukturierungsmaßnahmen ist die Rückkehr auf einen stabilen Wachstumskurs. Dazu ist eine Anpassung der Produktions- und Strukturkosten geplant, die auch Personalmaßnahmen beinhaltet. Über die konkrete Ausgestaltung wird die Geschäftsführung zeitnah Gespräche mit dem Betriebsrat aufnehmen. Neben der strukturellen und organisatorischen Optimierung setzt Varta auf eine Effizienzsteigerung der internen Prozesse. Durch ein zentrales Lieferantenmanagement soll die Lieferantenbasis verbreitert und eine Optimierung der Beschaffungskosten erreicht werden. Durch die Überarbeitung der administrativen Prozesse und die Fokussierung der Marketingaktivitäten sollen weitere Einsparungen erzielt werden.
Mit diesen Maßnahmen soll insbesondere die Profitabilität in den Bereichen Micro Batteries, kleine Lithium-Ionen-Knopfzellen (CoinPower) und Haushaltsbatterien (Consumer Batteries) gesteigert werden. Gleichzeitig baut Varta seine Kundenbasis konsequent aus. Insbesondere im Bereich CoinPower befindet sich das Unternehmen in konkreten Verhandlungen mit neuen Kunden.
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