BMW hat sein größtes Werk in den USA, genauer gesagt in Spartanburg (South Carolina). Damit wäre die Produktion nicht von möglichen Zöllen betroffen.

BMW hat sein größtes Werk in den USA, genauer gesagt in Spartanburg (South Carolina). Damit ist die Produktion nicht von Strafzöllen betroffen. (Bild: BMW Group)

Update: Nach neuen Verhandlungen wurden die Strafzölle nun für 30 Tage ausgesetzt. (Stand: 03.02.2025)

Die deutsche Autobranche steht vor einem schwierigen Jahr. Das liegt auch an Donald Trumps Zollplänen. Denn diese könnten das Geschäft massiv behindern. Schon vor seiner Wiederwahl erklärte er bei einem Wahlkampfauftritt: "Ich will, dass deutsche Autokonzerne zu amerikanischen Autokonzernen werden." Und weiter: "Ich will, dass sie ihre Fabriken hier bauen." Autokonzerne, die nicht in den USA produzieren, drohte er hohe Einfuhrzölle an.

Jetzt hat er ernst gemacht.

Wie hoch sind die Autozölle? Und wie hoch könnten sie werden?

Wer ein Auto aus Europa in die USA importieren will, muss derzeit 2,5 Prozent Einfuhrzoll bezahlen. Donald Trump hat angekündigt, Zölle von zehn bis 20 Prozent auf Importe aus Europa zu erheben.

Anders sieht es bei Autos aus Mexiko und Kanada aus. Trump hat auf Importe aus diesen Ländern 25 Prozent Zölle erhoben, nur auf Energie-Einfuhren aus Kanada zehn Prozent. Auf alle Einfuhren aus China werden ebenfalls zusätzlich zehn Prozent fällig.

Dirk Jandura, Präsident des deutschen Außenhandelsverbands BGA, sieht in den neuen US-Zöllen bereits ein deutliches Zeichen an die EU und Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen. "Wir dürfen nicht erstarrt abwarten, bis auch die EU oder Deutschland mit Zöllen belegt werden", warnt Jandura in einer Reaktion auf die US-Zölle.

Die EU-Kommission betonte sogleich ihre Stärke: Sie werde entschieden auf jeden Handelspartner reagieren, der unfair oder willkürlich Zölle auf Waren erhebe, sagte ein Sprecher. Und er unterstrich, derzeit seien keine zusätzlichen US-Zölle auf EU-Produkte bekannt.

Wie wichtig sind US-Exporte für die deutschen Hersteller?

2023 wurden laut VDA (Verband der Automobilindustrie) 400.148 deutsche Fahrzeuge von Deutschland aus in die Vereinigten Staaten exportiert. Das ist eine Steigerung von elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Wichtiger ist inzwischen aber die Produktion in den USA. Dort wurden 2023 mehr als doppelt so viele Autos von deutschen Herstellern produziert, wie aus Deutschland in die USA exportiert. Die Produktion in den USA erreichte demnach mit 908.000 Fahrzeugen (plus zehn Prozent) einen neuen Höchststand.

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(Bild: SV Veranstaltungen)

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Wo werden die Autos für den US-Markt produziert?

Mehr als die Hälfte der deutschen Autos für den US-Markt wurden auch in den Vereinigten Staaten hergestellt (rund 56 Prozent). Rund 16 Prozent der Neufahrzeuge in den USA werden laut VDA in Mexiko produziert und sieben Prozent in Kanada.

Die deutschen Autobauer sind schon seit langem mit Werken in den USA präsent. BMW hat zum Beispiel eine riesige Fertigung in South Carolina. Sie ist mit rund 450.000 Fahrzeugen pro Jahr das größte Werk des Autobauers. Mercedes fertigt seine großen SUVs in Alabama; in South Carolina werden die Elektroautos produziert. Seine SUV-Modelle für den US-Markt fertigt VW in Tennessee.

Auch viele deutsche Zulieferer wie Bosch, Mahle und Continental haben Werke in den Vereinigten Staaten.

Insgesamt beschäftigt die deutsche Autoindustrie in den USA 138.000 Menschen.

Welche Autobauer wären besonders von den Zöllen betroffen?

Die Hersteller von Luxusfahrzeugen. So hat Porsche zum Beispiel kein Werk in den USA. Auch Audi setzt auf Export. Mercedes fertigt verschiedene Modelle - unter anderem seine C- und E-Klasse - in Deutschland und exportiert diese in die USA.

Welche Folgen könnten die Zölle für die deutschen Werke haben?

Autobauer könnten ihre Produktion mehr in die USA verlagern. Dirk Vogel vom Netzwerk der Automobilzulieferer Sachsen befürchtet, dass Audi Teile seiner Produktion verlagern könnte, um den Zoll zu umgehen. Die Folge wäre, dass weniger Autos im Zwickauer Werk produziert werden, sagt er dem MDR zufolge.

Warum sind Strafzölle für Autos aus Mexiko und Kanada problematisch?

Vor allem Strafzölle auf Autos aus Mexiko treffen die deutschen Autobauer. Die deutsche Autoindustrie hat 2023 mehr als 700.000 Fahrzeuge in Mexiko produziert. Knapp die Hälfte davon wurden in die Vereinigten Staaten exportiert. BMW lässt zum Beispiel seine kleineren Fahrzeuge für den US-Markt in Mexiko fertigen. Auch Audi und VW haben dort eine Fertigung. Mercedes-Benz produziert in einem Gemeinschaftswerk mit Nissan.

Zu den VW-Plänen einer neuen Batteriezellfabrik im kanadischen Ontario sagte ein VW-Sprecher zunächst nichts. Die Fabrik soll die E-Auto-Werke des Konzerns in den USA beliefern.

Wie reagieren die die Autokonzerne auf die Zölle?

Ein Volkswagen-Sprecher äußert sich am Tag nach der Zoll-Ankündigung nur vorsichtig: "Als global agierender Automobilhersteller beobachten wir die Entwicklungen in den USA sehr genau und bewerten etwaige Effekte auf die Automobilindustrie und unser Unternehmen, die in Folge der angekündigten Zölle für Importe aus Kanada und Mexico in die Vereinigten Staaten möglich sind", sagte der Deutschen Presse-Agentur.

Der Konzern werbe für offene Märkte und stabile Handelsbeziehungen, denn die seien essenziell für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft und insbesondere für die Automobilbranche. Und die Hoffnung stirbt zuletzt: "Wir setzen darauf, dass konstruktive Gespräche zwischen den Handelspartnern geführt werden, um Planungssicherheit und wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten und einen Handelskonflikt zu vermeiden", sagte der VW-Sprecher.

Ähnlich vorsichtig äußert sich Mercedes. Eine Sprecherin betont die Bedeutung von freiem Handel und fairem Wettbewerb. Und: "Mercedes-Benz unterstützt daher eine liberale Handelsordnung auf Basis der WTO-Regeln. Dazu gehört das Prinzip, dass alle Beteiligten die gleichen Bedingungen vorfinden", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

Branchenexperte Stefan Hecht von der Unternehmensberatung Advyce & Company erwartet, dass die Hersteller zumindest einen Teil der Fertigung von Mexiko in die USA verlagern. Dazu äußerten sich die drei Hersteller zunächst nicht.

(Mit Material von DPA.)

Anja Ringel
(Bild: Anna McMaster)

Die Autorin: Anja Ringel

Dass sie Redakteurin werden will, wusste Anja Ringel schon zu Schulzeiten. Als Chefredakteurin ihrer Schülerzeitung hat sie Lehrkräfte und Schüler interviewt, das Mensaessen getestet und ist Fragen wie "Wieso hat Wasser ein Mindesthaltbarkeitsdatum" nachgegangen.

Nach Stationen bei diversen Tagezeitungen schaut sie bei "Produktion" nun den Unternehmen auf die Finger oder besser gesagt auf die Bilanzen. Als Wirtschaftsredakteurin kümmert sie sich aber auch um Themen wie Fachkräftemangel, Diversity, Digitalisierung oder Unternehmenskultur. Daneben ist sie einer der Podcast-Hosts von Industry Insights.

Privat liebt sie das Reisen und nutzt ihre Urlaube, um die Welt zu entdecken.

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