US-Präsident Trump sorgt mit seiner sprunghaften Zollpolitik im weltweiten Handel für Verunsicherung. Für die Exportnation Deutschland ist das Gift.

US-Präsident Trump sorgt mit seiner sprunghaften Zollpolitik im weltweiten Handel für Verunsicherung. Für die Exportnation Deutschland ist das Gift. (Bild: cff999 - stock.adobe.com)

Was steckt hinter dem Einbruch deutscher Exporte?

Die deutsche Exportwirtschaft, jahrzehntelang der Wachstumsmotor der Industrie, zeigt im April 2025 klare Bremsspuren. Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes lassen aufhorchen: Mit einem Exportvolumen von 131,1 Milliarden Euro wurde ein Rückgang von 1,7 % gegenüber dem Vormonat gemeldet – und sogar 2,1 % weniger als im April 2024. Besonders betroffen: der einstige Exportgarant USA.

Doch was steckt hinter dem Rückgang? Eine zentrale Rolle spielt die protektionistische Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump. Mit einer sprunghaften Erhöhung von Zöllen, insbesondere auf Stahl und Aluminium, sorgt Washington für Unsicherheit auf den Weltmärkten – und lässt deutsche Unternehmen mit Fragezeichen zurück.

Wie wirken sich US-Zölle konkret auf „Made in Germany“ aus?

Der Zollhammer schlägt dort zu, wo es besonders weh tut: In der Handelspartnerschaft mit den USA. Obwohl die Vereinigten Staaten weiterhin Deutschlands wichtigster Abnehmer sind, sank das Exportvolumen im April 2025 auf nur noch 13 Milliarden Euro – ein Tiefstand seit Oktober 2024. Bereinigt um saisonale Effekte entspricht das einem Rückgang von 6,3 % im Jahresvergleich.

Stahl- und Aluminiumprodukte stehen dabei besonders im Fokus. Seit Trumps Entscheidung, die Importzölle auf 50 % zu verdoppeln, sehen sich deutsche Hersteller massiven Preisnachteilen gegenüber. Unternehmen berichten von stornierten Aufträgen, verzögerten Verladungen und verstärkten Zollkontrollen. Das Vertrauen in eine stabile Handelsbeziehung scheint brüchig wie nie zuvor.

Welche Branchen sind von den US-Strafzöllen besonders betroffen?

Die Auswirkungen des Zollstreits sind nicht gleichmäßig verteilt. Besonders schwer trifft es:

  • Maschinen- und Anlagenbau: Der US-Markt zählt traditionell zu den wichtigsten Abnehmern. Höhere Zölle machen deutsche Maschinen teurer – und damit unattraktiver gegenüber lokalen Wettbewerbern.

  • Metall- und Werkstoffindustrie: Mit dem Stahl- und Aluminiumsektor rückt ein Kernelement der deutschen Industrie ins Visier Washingtons.

  • Automobilzulieferer: Auch wenn ganze Autos derzeit nicht massiv betroffen sind, schlagen die Kostensteigerungen bei Vormaterialien indirekt auf Fahrzeugteile durch.

Beispiel: Ein mittelständischer Maschinenbauer aus Baden-Württemberg musste jüngst ein 8-Millionen-Euro-Projekt mit einem US-Kunden zurückziehen, weil die Margen durch die neuen Zölle nicht mehr darstellbar waren. Ein anderer Hersteller von Präzisionsbauteilen berichtet von 20 % höheren Einfuhrkosten in den USA – Aufträge in zweistelliger Millionenhöhe wurden daraufhin auf Eis gelegt.

Warum war das erste Quartal dennoch positiv?

Trotz der Negativschlagzeilen vermeldet das erste Quartal 2025 ein leichtes Exportplus von 0,2 %. Der Grund liegt in einem Phänomen, das Experten als „Vorzieheffekt“ bezeichnen: Viele deutsche Unternehmen haben ihre US-Geschäfte vorgezogen, um den erwarteten Zollerhöhungen zuvorzukommen. Die Hoffnung: Lieferungen noch unter alten Zolltarifen durchzubringen.

Dieser „Strohfeuer-Effekt“ verschleiert jedoch die tatsächliche Lage – und dürfte sich in den kommenden Monaten in weitere Rückgänge verwandeln. Die momentane April-Bilanz könnte daher erst der Anfang einer tiefgreifenden Exportdelle sein.

Welche Alternativen prüfen deutsche Unternehmen?

Die wirtschaftspolitische Unsicherheit zwingt deutsche Unternehmen zum Umdenken. Viele prüfen aktuell:

  • Diversifizierung der Absatzmärkte: Märkte in Asien, insbesondere Indien und Südostasien, gewinnen an strategischer Bedeutung.

  • Verlagerung der Produktion: Einige Hersteller erwägen, Montage- oder Fertigungsstätten direkt in den USA aufzubauen, um Zölle zu umgehen.

  • Verstärkte Handelsbeziehungen mit der EU und Südamerika: Das Mercosur-Abkommen und geplante Freihandelsabkommen bieten mittelfristig neue Chancen.

Zudem setzen Unternehmen verstärkt auf digitale Markterschließung, um neue Kunden und Vertriebswege unabhängig von geopolitischen Risiken zu erschließen.

Welche politischen Reaktionen gibt es aus Europa?

Die EU reagierte bislang zurückhaltend, doch erste Gegenmaßnahmen stehen im Raum. Brüssel prüft derzeit eine Erhöhung von Vergeltungszöllen auf ausgewählte US-Produkte – ein Schritt, der jedoch das Risiko einer Eskalationsspirale birgt. Der Handelskonflikt mit China dient hier als mahnendes Beispiel.

Die deutsche Industrie fordert indes klare Signale: Verlässliche Handelsabkommen, planbare Außenwirtschaftspolitik und ein aktives Engagement auf diplomatischer Ebene. Ohne diese Leitplanken wird der Exportstandort Deutschland weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.

Was droht langfristig?

Langfristig steht viel auf dem Spiel. Der Zollstreit ist nicht nur ein konjunkturelles Störfeuer, sondern könnte strukturelle Veränderungen auslösen. Dazu zählen die Verschiebung globaler Lieferketten, der Rückgang ausländischer Investitionen in Deutschland und der Verlust von Marktanteilen in Schlüsseltechnologien

Wirtschaftsforscher warnen vor einer möglichen Exportrezession, wenn sich das Handelsklima nicht bald entspannt. Sollte Trumps Kurs anhalten oder sich weiter verschärfen, droht Deutschlands Exportmodell – bislang Garant für Beschäftigung und Innovation – ins Wanken zu geraten.

Mit Material der dpa

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dpa