Instandhaltung ist weit mehr als nur ein notwendiges Übel – sie ist ein strategischer Partner der Produktion, wenn sie richtig umgesetzt wird.

Instandhaltung ist weit mehr als nur ein notwendiges Übel – sie ist ein strategischer Partner der Produktion, wenn sie richtig umgesetzt wird. (Bild: BESTIMAGE - stock.adobe.com)

Manuel Fomby, Geschäftsführer der AGQS Qualitäts- und Umweltmanagement GmbH
Manuel Fomby, Geschäftsführer der AGQS Qualitäts- und Umweltmanagement GmbH (Bild: AGQS)

Instandhaltung ist weit mehr als nur ein notwendiges Übel – sie ist ein strategischer Partner der Produktion, wenn sie richtig umgesetzt wird. Dies betonte Manuel Fomby, Geschäftsführer der AGQS Qualitäts- und Umweltmanagement GmbH, in seinem Vortrag auf der Tagung „Instandhaltung & Management“ von IFC Ebert in Nürnberg. Mit einer Laufbahn im Maschinenbau und neun Jahren Erfahrung in der zentralen Instandhaltung bei Schaeffler teilte Fomby wertvolle Einblicke und bewährte Praktiken für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Instandhaltung.

Von der Technik ins Management: Ein Lebensweg in der Instandhaltung

„Ich werde im Herzen immer Instandhalter bleiben“, begann Fomby seinen Vortrag. Mit einem Studium des Maschinenbaus und Schwerpunkten in Energiemanagement und Verfahrenstechnik startete er seine Karriere bei Schaeffler. Dort führte er Energiemanagementsysteme ein und übernahm später die Verantwortung für die zentrale Instandhaltung eines Werks mit 90 Mitarbeitenden.

In dieser Funktion war er nicht nur für Maschineninstandhaltung zuständig, sondern betreute auch Facility-Management, Energiemanagement und viele weitere interne Dienstleistungen. Diese Vielfalt an Verantwortlichkeiten gab ihm umfassende Einblicke in die Schnittstellen zwischen technischen und organisatorischen Prozessen. Zuletzt leitete er ein Produktionssegment mit 220 Mitarbeitenden. Diese Rolle gab ihm die Möglichkeit, die Instandhaltung aus einer anderen Perspektive zu betrachten, nämlich als interner Kunde.

Herausforderungen in der Instandhaltung: Kommunikation und Planung

Ein zentraler Punkt, den Fomby hervorhob, war die Notwendigkeit klarer Kommunikation zwischen Fertigung und Instandhaltung. „Es gibt von beiden Seiten viel Ärgernis über den jeweils anderen. Das Wichtigste ist, diese Spannungsfelder zu lösen,“ erklärte er. Eine strukturierte Kommunikation, klare Verantwortlichkeiten und ein offener Dialog seien hier essenziell. „Die Erwartungen müssen definiert werden, und zwar klar und verbindlich,“ betonte er.

Häufig seien es Missverständnisse, die zu Reibungen führten, beispielsweise unklare Zuständigkeiten oder unterschiedliche Prioritäten. „Wenn der Fertigungsleiter nicht weiß, wie der Status einer Reparatur ist, entsteht Unzufriedenheit. Proaktive Statusmeldungen mit realistischen Terminen sind unverzichtbar. Es darf nicht sein, dass die Fertigung häufig hinterhertelefonieren muss,“ so Fomby.

Hier seien auch die Betreiberpflichten nicht zu vergessen, so der Experte. "Wenn verpflichtende Aufgaben nicht klar sind, da nicht besprochen, entstehen blinde Flecke, die im Worst Case große Probleme in der Verantwortung nach sich ziehen können."

Was sind Betreiberpflichten?

Betreiberpflichten sind rechtliche Anforderungen und Obliegenheiten, die an Betreiber von Anlagen, Gebäuden und Einrichtungen gestellt werden. Sie dienen dem Schutz von Menschen, Sachwerten und der Umwelt sowie der Verhinderung von Rechtsverstößen und Haftungsansprüchen.

Betreiberpflichten lassen sich in drei Hauptkategorien einteilen:

  1. Technische Betreiberpflichten:
    • Sachgerechte Errichtung, Wartung und Instandhaltung von Anlagen und Einrichtungen
    • Beispiele: Prüfung von Brandschutzeinrichtungen, Wartung von Heizungsanlagen
  2. Organisatorische Betreiberpflichten:
    • Ordnungsgemäße Organisation und Durchführung betrieblicher Abläufe
    • Beispiele: Erstellung eines Arbeitsschutzkonzepts, Bereitstellung von Sicherheitsdatenblättern
  3. Verkehrssichere Betreiberpflichten:
    • Schutz von Personen und Sachen im Einflussbereich der Anlage
    • Beispiele: Räum- und Streupflicht für Gehwege, Sicherung von Baustellen

Die gesetzlichen Grundlagen für Betreiberpflichten ergeben sich aus verschiedenen Gesetzen und Verordnungen, darunter das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), das Baurecht, das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), das Umweltschutzrecht und das Produktsicherheitsgesetz (ProdSG). Betreiber sind verpflichtet, eine lückenlose Dokumentation von Installation, Wartung, Instandhaltung und technischen Prüfungen für jede ihrer technischen Anlagen zu führen. Die Nichterfüllung von Betreiberpflichten kann zu rechtlichen Konsequenzen wie Schadensersatzansprüchen oder behördlichen Maßnahmen führen.

Die Planung von Ressourcen und Prozessen erfordert laut Fomby höchste Aufmerksamkeit. Fehlende Ersatzteile, unklare Priorisierungen oder mangelhafte Statusmeldungen führten oft zu unnötigen Verzögerungen. Hier sah er einen großen Optimierungsbedarf: „Die Instandhaltungsplanung muss effizient sein und auch Stoßzeiten, wie Montagephasen oder Produktionsanläufe, einbeziehen.“

Qualifikationsmanagement und Ersatzteilstrategie

Ein weiterer Schwerpunkt war das Qualifikationsmanagement. „Die kontinuierliche Weitergabe von Wissen zwischen älteren und neuen Mitarbeitenden ist ein Schüsselfaktor,“ sagte Fomby. Zu oft bleibe dies im Alltag auf der Strecke, was langfristig die Effizienz und Qualität der Instandhaltung beeinträchtige. Er riet dazu, konsequent an Qualifikationsplänen festzuhalten, selbst unter Zeitdruck.

Hinsichtlich des Ersatzteilmanagements sprach Fomby von einer klaren Notwendigkeit für ein professionelles Management: „Es heißt nicht ohne Grund Management – das muss aktiv gesteuert werden.“ Dabei sei es wichtig, kritisch zu analysieren, welche Teile oft benötigt werden, lange Lieferzeiten haben oder selten gebraucht würden. Fehlendes Ersatzmaterial oder veraltete Lagerbestände seien oft Ursache für Verzögerungen, die vermeidbar wären.

Digitalisierung und kontinuierliche Optimierung

Die Rolle der Digitalisierung hob Fomby ebenfalls hervor: „Um als Instandhaltung ein kompetenter Partner der Fertigung zu bleiben, ist es unerlässlich, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.“ Von mobilen Wartungs-Apps bis hin zu automatisierten Analysen betonte er die Bedeutung moderner Werkzeuge für eine effiziente Instandhaltung.

Darüber hinaus forderte er eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung von Wartungsplänen: „Viele Pläne basieren auf veralteten Annahmen. Die Umgebung und die technischen Möglichkeiten haben sich oft erheblich geändert, und das muss berücksichtigt werden.“ Beispielsweise könne der Einsatz moderner Diagnosewerkzeuge wie Thermografie oder Sensorik viele manuelle Aufgaben ersetzen.

Integration der Instandhaltung in die Produktion

Die Zusammenarbeit zwischen Instandhaltung und Produktion ist laut Fomby essenziell für den Erfolg beider Bereiche. „Die Instandhaltung muss in den Produktionsalltag integriert werden“, forderte er. Das bedeute nicht nur, Aufgaben in den Produktionsplan zu integrieren, sondern auch die Fertigungsmitarbeitenden entsprechend zu schulen. „Falsch ausgeführte Abarbeitung von Checklisten oder unzureichende Qualifikationen können erhebliche Probleme verursachen“, warnte er.

Fomby plädierte für flexible Einsatzpläne, die sowohl Wartung als auch Reparaturen abdecken. Eine zu starre Trennung würde eigentlich zu einer sauberen Ausführung beider Themen (Wartung und Reparatur) führen. Meistens wird die Wartung aber für die Reparatur liegen lassen. Daher braucht es definierte Teams, die im Bedarfsfall bei Reparaturen unterstützen, ohne wichtige Wartungen liegenzulassen. „Die richtige Balance ist entscheidend, um langfristige Ausfälle zu vermeiden“, sagte er.

Die Vision: Ein strategischer Partner der Produktion

Am Ende seines Vortrags skizzierte Fomby seine Vision einer exzellenten Instandhaltung: „Wenn die Instandhaltung ihre Strategie so definiert, dass die Erreichung der eigenen Ziele gleichzeitig die Zielerreichung der Fertigung unterstützt, dann wird sie nicht mehr als notwendiges Übel wahrgenommen, sondern als strategischer Partner.“ Dies erfordere allerdings eine enge Zusammenarbeit, klare Verantwortlichkeiten und eine kontinuierliche Weiterentwicklung.

Mit diesen Einsichten und seiner praktischen Erfahrung hinterließ Manuel Fomby nicht nur Denkansätze, sondern auch konkrete Anregungen für die Instandhaltungsbranche. Sein Fazit: „Nur wer den Mut hat, bestehende Prozesse zu hinterfragen und zu verbessern, kann langfristig erfolgreich sein.“

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