Das von Israel und den USA entwickelte Raketenabwehrsystem Arrow-3 - im Bild der Start einer Abfangrakete - soll Deutschland und seine Verbündeten vor Angriffen schützen. (Bild: United States Missile Defense Agency (gemeinfrei))
USA machen Weg frei für Arrow 3
Israel hat nach eigenen Angaben von den USA die Genehmigung erhalten, sein Raketenabwehrsystem Arrow 3 an Deutschland zu verkaufen. Das teilte das israelische Verteidigungsministerium mit. Damit sei der Weg für das Milliardengeschäft grundsätzlich frei. Es handele sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte Israels, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums. Das US-Außenministerium habe Israel über die Entscheidung der Regierung informiert.
Die Zustimmung der USA galt als letzte große Hürde für den historischen Vertrag zwischen Deutschland und Israel. Die Verhandlungen darüber waren nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine im vergangenen Jahr aufgenommen worden. Vertreter des israelischen und des deutschen Verteidigungsministeriums sowie der Israel Aerospace Industries (IAI) sollen in einem nächsten Schritt eine Verpflichtungserklärung unterzeichnen. Nach der Zustimmung der Parlamente beider Länder wird mit der Unterzeichnung des endgültigen Vertrags gegen Ende des Jahres gerechnet.
Das Arrow 3 Raketenabwehrsystem
Das Arrow-3-System ist ein Raketenabwehrsystem zum Abfangen von Lang- und Mittelstreckenraketen. Es besteht aus verschiedenen Komponenten, darunter ein Gefechtsstand, Radargeräte, Startgeräte und Lenkflugkörper. Das System soll Ziele auf Distanzen von bis zu 2.400 Kilometern und bis in eine Höhe von 100 Kilometern bekämpfen.
Die Funktionsweise des Arrow-3-Systems basiert auf einem mehrstufigen Abfangprozess:
- Erfassung: Die Radargeräte des Systems erfassen die Flugbahn der gegnerischen Flugkörper und übermitteln die Daten an den Gefechtsstand.
- Verfolgung: Der Gefechtsstand analysiert die Daten und verfolgt die Raketen in Echtzeit. Er berechnet die Flugbahn und den wahrscheinlichen Auftreffpunkt der Raketen.
- Abschuss: Sobald die Raketen identifiziert und verfolgt sind, werden die Startgeräte aktiviert, um die Abfangraketen abzufeuern. Die Abfangraketen werden in Richtung der gegnerischen Raketen gestartet. Dabei kann der Flugkörper Mach 9,0 (2.500 m/s) erreichen.
- Lenkung: Die Abfangraketen sind mit fortschrittlicher Lenktechnologie ausgestattet, um die gegnerischen Raketen präzise zu verfolgen und zu treffen. Sie können ihre Flugbahn während des Fluges anpassen, um die Zielerfassung zu optimieren.
- Zerstörung: Abfangraketen sollen gegnerische Flugkörper in der Luft zerstören. Die Zerstörung kann entweder durch direkten Aufprall oder durch die Detonation einer Sprengladung in der Nähe der Rakete erfolgen.
- Das Arrow-3-System ist in der Lage, innerhalb von 30 Sekunden mehrere ballistische Raketen abzufangen und zu zerstören. Es kann auch Salven von mehr als fünf Raketen bekämpfen.
Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sprach von einer „wichtigen Entscheidung“, die auch der israelischen Wirtschaft diene. „Es ist auch für jeden jüdischen Menschen von besonderer Bedeutung, dass Deutschland ein israelisches Verteidigungssystem kauft.“ Arrow 3 sei ein „bahnbrechendes System, das fortschrittlichste seiner Art in der Welt, eine Stärkung der israelischen Luftverteidigung – und bald auch der europäischen“.
Haushalts- und Verteidigungsausschuss des Bundestages hatten im Juni für den Kauf gestimmt. Die Kosten belaufen sich nach israelischen Angaben auf knapp vier Milliarden Euro. Das Geld soll aus dem 100-Milliarden-Sonderfonds finanziert werden, der als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beschlossen wurde.
Arrow 3 wurde von Israel und den USA gemeinsam entwickelt. Er soll bis Ende 2025 einsatzbereit sein. Auf deutsche Initiative soll es Teil eines europäischen Luftverteidigungssystems werden. Als höchste Stufe des mehrstufigen israelischen Raketenabwehrsystems kann es angreifende Waffensysteme in einer Höhe von über 100 Kilometern zerstören. Das System besteht aus einem Gefechtsstand, Radaranlagen, Startgeräten und den Lenkflugkörpern.
dpa
