Die Container-basierte Mobile Smart Factory von Rheinmetall ermöglicht die Produktion von Ersatzteilen auf Abruf, und zwar dort, wo sie gebraucht werden.

Die Container-basierte Mobile Smart Factory von Rheinmetall ermöglicht die Produktion von Ersatzteilen auf Abruf, und zwar dort, wo sie gebraucht werden. (Bild: Rheinmetall)

Rheinmetall nutzt eine sogenannte Mobile Smart Factory als Lösung für die mobile Ersatzteilproduktion für Militärfahrzeuge zur Reparatur von Gefechtsschäden. Die Rheinmetall Landsysteme GmbH, ein OEM für taktische und logistische Ketten- und Radfahrzeuge, präsentierte das neue Konzept zur Einsatzunterstützung 2023 auf einer Veranstaltung der Europäischen Verteidigungsagentur (EDA).

Wie ist die Mobile Smart Factory aufgebaut?

Die MSF besteht aus zwei 20 Fuß (6,1 Meter) langen mobilen Schiffscontainern. Einer dient als Bürocontainer und der andere als Produktionscontainer. Der Bürocontainer beherbergt ein klimatisiertes Büro mit einem Arbeitsplatz und einem Lagerraum. Hier befinden sich auch ein zusätzlicher Polymerdrucker und ein Handscanner. Zusätzlich ist die Mobile Smart Factory mit einem Computer für CAM ausgestattet, sodass Teile schnell entworfen und produziert werden können.

Der Produktionscontainer ist mit einer Metrom P700, einer 6-Achsen-Hybridmaschine, ausgestattet. Diese Maschine kombiniert 3D-Druck mit Fräsen. Das heißt, sie ist nicht nur auf die additive Fertigung mit der WAAM-Technologie (Wire Arc Additive Manufacturing) beschränkt. Dank einer integrierten CNC-Fräseinrichtung ermöglicht sie auch die Nachbearbeitung vor Ort.

Was macht die Metrom-Maschine besonders?

Die Maschinen der Metrom P-Serie sind anders designt als die meisten herkömmlichen 5-Achs-Bearbeitungszentren. Sie sind in Form eines Ikosaeders (20-seitiger Würfel) gebaut. Dies sorgt für eine besonders hohe Eigensteifigkeit, weshalb die Maschinen ohne Fundament auskommen. So wird der mobile Einsatz vereinfacht.

Fünf Streben, der sogenannte Pentapod, halten und bewegen die Spindel im Maschinenraum mit einer Genauigkeit von bis zu drei Mikrometer. Damit soll bei der 5-Achs-Bewegung der Spindel eine besonders hohe Raumeffizienz möglich werden.

Die in der MSF verbaute Maschine P700 kann Bauteile in einer maximalen Größe von 700 Millimeter im Durchmesser und 450 Millimeter in der Höhe herstellen. Es können alle schweißbaren Drähte und Polymere verwendet werden. Die Auftragsgeschwindigkeit für Metall beträgt bis zu 600 cm3/h.

Einblicke in eine Pentapod CNC-Maschine von Metrom

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Was sind die Vorteile der mobilen Ersatzteilproduktion?

Im Fall von Rheinmetall gibt die kombinierte Schweiß- und CNC-Fähigkeit dem Instandsetzungspersonal im Feld zusätzliche Möglichkeiten, Gefechtsschäden zu beheben.

Im Allgemeinen ermöglicht sie den Nutzenden, Ersatzteile auf Abruf zu produzieren. Dies reduziert Ausfallzeiten. Da die Lösung komplett mobil ist, kann sie zu jedem beliebigen Einsatzort transportiert werden. Auf diese Weise können Logistik- und Transportkosten gesenkt werden.

Redakteurin Julia Dusold mit additiver Greiferlösung
  (Bild: PRODUKTION)

Die Autorin Julia Dusold ist Technik-Redakteurin bei mi connect. Sie beschäftigt sich mit verschiedenen Fertigungstechnologien, zum Beispiel der Zerspanung, der Lasertechnik und dem 3D-Druck. Außerdem in Julias Portfolio: Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz und Quantentechnologie. Gemeinsam mit der Wirtschaftsredakteurin Anja Ringel produziert und moderiert sie den Interview-Podcast Industry Insights.

Vor ihrer Arbeit bei mi connect hat Julia zuerst Physik und dann Wissenskommunikation studiert. In ihrer Freizeit ist sie gerne am, im und auf dem Wasser unterwegs oder reist auf diverse Weisen in fiktive Welten.

Was macht die mobile Produktionslösung smart?

Was die Mobile Smart Factory einzigartig macht, ist ihre vollständige Integration in das digitale Ökosystem Iris (Integrated Rheinmetall Information System). Als OEM von militärischen Fahrzeugen weiß Rheinmetall um die Bedeutung eines sicheren Datenaustauschs und einer lebenslangen Produktüberwachung der gedruckten Teile inklusive der relevanten Qualitätssicherung. Die Cloud-fähige Iris Platform ermöglicht den voll integrierten Betrieb der Softwareanwendungen Iris Work und Iris Fleet mit dem MSF und erfüllt dabei IT-Sicherheitsstandards bis hin zu Nato-Restricted.

Iris Work ermöglicht Bedienern und Wartungspersonal den Zugang zu technischen Unterlagen und Ersatzteilkatalogen, während Iris Fleet als Flottenmanagement-Tool den Einbau eines bestimmten gedruckten Teils in ein bestimmtes Fahrzeug dokumentiert. Iris Fleet speichert alle relevanten Informationen über das gedruckte Bauteil und speichert einen digitalen Produktpass, um die Systemsicherheit zu gewährleisten. Die Iris-Technologie umfasst auch den Rückgriff auf die Fernunterstützung durch Industrie, Ingenieure, Qualitätssicherung und mehr.

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