Zukunft der Fertigung

So könnte eine Bestellung im Jahr 2040 ablaufen

Sind wir bereit für die Automatisierung der Automatisierung? Das Unternehmen Fanuc wagt einen Blick in die Zukunft.

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Was passiert, wenn Maschinen lernen, sich selbst zu programmieren? Wenn Roboter nicht mehr von Menschen gesteuert, sondern von Künstlicher Intelligenz dirigiert werden – und ganze Fabriken auf direkten Zuruf der Kunden produzieren? Genau das könnte schon bald industrieller Alltag werden.
Was passiert, wenn Maschinen lernen, sich selbst zu programmieren? Wenn Roboter nicht mehr von Menschen gesteuert, sondern von Künstlicher Intelligenz dirigiert werden – und ganze Fabriken auf direkten Zuruf der Kunden produzieren? Genau das könnte schon bald industrieller Alltag werden.

Es ist das Jahr 2040. Eine Frau greift zum Smartphone und öffnet eine App, die aussieht wie ein gewöhnlicher Messenger. Sie aktiviert die Spracheingabe und diktiert: „Joggingjacke, blaugrün, leichte Kontraststreifen, atmungsaktiv. Maße in meinem Profil hinterlegt.“ Die Antwort der Fabrik hinter der App antwortet nur Sekunden später: „Anfrage bestätigt. Design erstellt. Material verfügbar. Fertigungslinie wird eingerichtet. Lieferung erfolgt bei heutiger Bestellung morgen um 10:30 Uhr.“

Sobald die Bestellung bestätigt ist, läuft in einem Werk am Rand einer europäischen Großstadt der Prozess an. Ein KI-Agent erzeugt ein digitales Modell der spezifizierten Jacke, ordert Materialien aus dem Lager, simuliert die Nährprozesse für ein optimales Ergebnis und eine effiziente Materialverarbeitung, konfiguriert Roboterarme, Qualitätsstationen und Verpackungssystem. Am nächsten Tag liegt die Jacke vor der Tür der Kundin, ohne Vorlaufzeit, ohne menschliche Programmierung oder manuelle Einrichtung einer Produktionslinie, einfach ausgelöst durch einen Prompt in einer App.

Was nach Science-Fiction klingt, ist nur ein konsequentes Weiterdenken jetziger Entwicklungen – und ein durchaus realistisches Szenario. Eines, das für Konsumenten, Unternehmer und für Automatisierungsanbieter weitreichende Folgen haben wird.

Automatisierung ist Handarbeit – noch

Die Fertigung der Zukunft hat tiefgreifende Änderungen für Unternehmen, Konsumenten und Automatisierungstechnik zur Folge, erklärt Bernd Klein, Senior IoT Application Specialist beim Lösungsanbieter für Fabrikautomatisierung Fanuc.
Die Fertigung der Zukunft hat tiefgreifende Änderungen für Unternehmen, Konsumenten und Automatisierungstechnik zur Folge, erklärt Bernd Klein, Senior IoT Application Specialist beim Lösungsanbieter für Fabrikautomatisierung Fanuc.

In einer Zeit, die geprägt ist von Fachkräftemangel, steigendem globalen Wettbewerbsdruck und hohen Markterwartungen an Personalisierung, Updatezyklen, Convenience und Verfügbarkeit wird Automatisierung zu einem der wichtigsten Faktoren für unternehmerischen Erfolg. Nicht nur kommen immer mehr Roboter in klassischen großen Fertigungsunternehmen zum Einsatz, sondern es entwickeln sich völlig neue Geschäftsfelder für Robotik, etwa durch den zunehmenden Einsatz von Robotern in KMU sowie in neuen Branchen wie in der Laborautomation oder der Lagerhaltung.

Zugleich steckt in der Automatisierung heute immer noch ein manueller Kern, und das an einer wesentlichen Stelle: Die Algorithmen, die Roboter und ganze Anlagen steuern, werden immer noch von Menschen geschrieben. SPS-Logik, Vision-Setups, Bewegungsplanung, Qualitätssicherung – all das entsteht in spezialisierter und aufwendiger Handarbeit.

Das wird zunehmend zum Problem, wenn Automatisierung skalieren soll. Die Zahl der Roboter mag steigen, aber qualifizierte Fachkräfte wie SPS-Programmierer, Vision-Spezialisten, Motion-Engineers oder Qualitätssicherungsexperten sind bereits heute schwer zu finden. Kaum vorzustellen, wie das Verhältnis aussieht, wenn demographischer Wandel und technologische Skalierung sich weiter so entwickeln, wie es derzeit absehbar ist. Es wird klar: Der Flaschenhals liegt schon längst nicht mehr in der Hardware, sondern im Wissen und in der Zeit, die nötig sind, um diese Hardware einzusetzen.

Wenn Maschinen lernen, sich selbst zu steuern

Genau an diesem Punkt kann KI ansetzen. Sie kann Aufgaben übernehmen, die heute über viele Fachrollen verteilt sind, und sie kombinieren. Ein KI-Agent ist nicht auf eine Disziplin beschränkt, sondern kann logische Steuerungen, Bewegungsabläufe, Bildauswertungen oder Prüfprozesse gleichzeitig operieren, verknüpfen und optimieren. Er wird zum Meta-Programmierer der Produktion. Die Möglichkeit dazu ist schon näher, als man vielleicht meinen möchte.

Roboter folgen dabei immer demselben Prinzip: Sie tun exakt das, was ein Algorithmus ihnen vorgibt. Ob dieser Algorithmus von einem Menschen formuliert wurde oder von einem KI-System, spielt für die Maschine keine Rolle. Entscheidend ist nur, dass die Anweisungen präzise, vollständig und sicher sind. Generative KI hat innerhalb weniger Jahre bewiesen, dass sie erstaunlich gut im Programmieren ist. Konnte sie anfänglich noch bestenfalls Codezeilen vervollständigen oder begrenzte Code-Einheiten schreiben, erzeugt sie bereits heute auch hochkomplexe Algorithmen. Und KI-Systeme lernen weiter in atemberaubender Geschwindigkeit, erweitern ihre Fähigkeiten, arbeiten multimodal. Angesichts dessen ist es alles andere als unvorstellbar, dass KI bald zuverlässiger, schnell und breiter programmieren kann als ein ganzes menschliches Team, sondern sehr wahrscheinlich.

Die Folge: Der Weg von der Produktidee bis zur laufenden Anlage, der heute noch Wochen, Monate oder Jahre an Entwicklungsarbeit erfordert, kann künftig in wenigen Stunden oder sogar Minuten erfolgen. Diese Entwicklung öffnet neue unternehmerische Horizonte: Wenn ein einzelner Mensch mithilfe intelligenter Agenten eine komplette Produktionslinie betreiben oder sogar eine eigene Fabrik „prompten“ kann, dann ist das erste Milliarden-Unternehmen eines Einzelunternehmers keine Utopie mehr, sondern nur eine Frage der Zeit.

Was das für Automatisierungstechnik bedeutet

Bestellung auslösen; den Rest erledigen intelligente Fabriken automatisch.
Bestellung auslösen; den Rest erledigen intelligente Fabriken automatisch.

Welche Ansprüche stellt das an die Automatisierungstechnik? Damit sich Fabriken künftig per Prompt konfigurieren lassen, müssen Maschinen und Anlagen eines können: mit KI kommunizieren. Konkret bedeutet das: Roboter müssen über offene Schnittstellen ansprechbar sein, sich in digitalen Zwillingen präzise abbilden lassen und Anweisungen von KI-Agenten präzise und zuverlässig umsetzen. Die Grundanforderungen an industrielle Systeme bleiben dabei unverändert: Stabilität, Sicherheit, Servicefreundlichkeit und maximale Verfügbarkeit. Ob ein Mensch oder ein Algorithmus die Befehle gibt, darf für die Maschine keinen Unterschied machen.

Die Grundlage für eine solche Zukunft wird seit Jahrzehnten gelegt. Unternehmen, die Automatisierung immer als ganzheitliches System verstanden haben und ihre Technologie konsequent auf Robustheit, Offenheit und Skalierbarkeit ausgelegt haben, verfügen heute über die besten Voraussetzungen. Ihre Systeme sind nicht nur in der Lage, millionenfach präzise zu arbeiten, sondern auch bereit, künftig mit KI zu kooperieren.

Wer wie Fanuc über eine gewachsene Basis aus Millionen installierter Roboter, Steuerungen und Maschinen verfügt, hat einen enormen Startvorteil. Die Sprache der Automatisierung – deterministisch, zuverlässig, sicher – ist längst etabliert. Der nächste Schritt besteht darin, sie für KI-Agenten verständlich zu machen. Die Fabrik der Zukunft wird dadurch nicht neu erfunden. Sie entsteht auf dem Fundament jener Technologien, die schon heute weltweit dafür sorgen, dass Automatisierung verlässlich funktioniert. Die Automatisierung der Automatisierung ist dann nur der nächste logische Schritt.

Die wichtigsten Fragen zum Thema

1. Was bedeutet „Automatisierung der Automatisierung“? 

KI übernimmt künftig selbstständig die Programmierung und Konfiguration von Produktionsanlagen – anstelle von menschlicher Handarbeit.

2. Warum wird dieser Ansatz wichtig? 

Fachkräftemangel und steigender Wettbewerbsdruck machen automatisierte, skalierbare Prozesse unverzichtbar.

3. Wie sieht das Zukunftsszenario aus? 

Kunden bestellen Produkte per Sprachbefehl; KI plant, produziert und liefert personalisierte Ware vollautomatisch innerhalb eines Tages.

4. Welche Probleme bestehen heute? 

Automatisierung erfordert noch viel manuelle Programmierung durch Spezialisten – der größte Flaschenhals im Produktionsumfeld.

5. Wie löst KI diesen Engpass? 

KI kann komplexe Algorithmen schreiben, Prozesse verknüpfen und eigenständig komplette Fertigungslinien konfigurieren.

6. Welche Vorteile entstehen? 

Massive Beschleunigung: Produktionslinien können in Stunden statt Monaten eingerichtet werden. Neue Geschäftsmodelle werden möglich.

7. Was bedeutet das für Unternehmen? 

Mehr Flexibilität, geringere Kosten, neue Skalierbarkeit – sogar Einzelpersonen könnten künftig komplette „gepromptete“ Fabriken betreiben.

8. Welche Anforderungen müssen Maschinen erfüllen? 

Offene Schnittstellen, digitale Zwillinge, deterministische und sichere Ausführung von KI-Befehlen sowie höchste Verfügbarkeit.

9. Welche Rolle spielt Fanuc? 

Mit Millionen installierten Systemen und robuster, skalierbarer Technik bietet Fanuc ideale Voraussetzungen für KI-gesteuerte Automatisierung.

10. Wird der Mensch überflüssig? 

Nein. Menschen verschieben ihre Rolle hin zu übergeordneter Prozessgestaltung, Aufsicht und strategischer Optimierung.