Diskutierten auf dem Maschinenbau-Gipfel Salon (von links): Redakteurin Anja Ringel, Selina Schröter (Leucht One) und Carl Martin Welcker.

Diskutierten auf dem Maschinenbau-Gipfel Salon (von links): Redakteurin Anja Ringel, Selina Schröter (Leucht One) und Carl Martin Welcker. (Bild: Sabine Berkefeld)

Wie können Gen Z und Maschinenbau zusammenfinden? Das Publikum auf dem Maschinenbau-Gipfel Salon prägten bei einer Saalumfrage vor allem Gen X, Y und Babyboomer. Über die Generation Z kursieren viele Vorurteile, doch auch umgekehrt gibt es stereotype Ansichten. „Stereotype entstehen immer da, wo statt miteinander übereinander geredet wird“, sagt Selina Schröter als Gen Z-Vertreterin in der Runde.

Schröter ist nach über sieben Jahren im Recruiting bei Siemens jetzt Head of Business Development & Communication beim Startup Leucht One. Auch sie hat schon Vorurteile gehört, dass die Jüngeren zu faul sind, zu wenig Initiative zeigen, zu viel fordern oder dass sie sich erst mal im Betrieb beweisen sollen.

„Aber auch die früheren Generationen haben das sicher erlebt, als sie in diesem Alter waren“, mutmaßte Schröter, die auch LinkedIn Top Voice in der Kategorie „Next Generation“ ist. Im aktuellen Arbeitnehmenden-Markt sei das jedoch viel präsenter als zu Zeiten des Arbeitgebermarkts.

„Wir waren völlig untauglich“, scherzte der ehemaliger VDMA-Präsident Carl Martin Welcker über die Flowerpower-Generation. Den Konflikt „neue Ansichten gegen gemachte Erfahrungen“ sieht der Geschäftsführer der Alfred H. Schütte GmbH & Co. KG als zeitlos: „Es kommen neue Ansichten, man muss sich damit auseinandersetzen und man geht einen Schritt weiter in die Zukunft“.

Auch die Älteren wünschen sich bessere Work-Life-Balance

Die junge Generation sei gar nicht so anders, Unterschiede seien eher individuell nach Person zu sehen, glaubt Viktoria Schütz, CEO beim Familienunternehmen Deguma. Schütz übernahm das Unternehmen 2019 und leitete eine grundlegende Transformation ein. Sie führte die Vier-Tage-Woche ein und trieb New Work voran. Dabei geht es um flache Hierarchien und viel Mitentscheidung und Eigeninitiative.

„Industriemechaniker um die 50 sind auch nicht von sich aus eigenverantwortlich unterwegs – so wurde früher nicht erzogen und ausgebildet. Da muss viel Selbstvertrauen aufgebaut werden, damit die Menschen sich das zutrauen“, erklärte Schütz.

Stefan Grötzschel, der sich als Referent für Bildungspolitik beim VDMA mit Nachwuchswerbung befasst, hob hervor, dass die Wünsche von Jüngeren und Älteren eigentlich kaum voneinander abweichen: „Beim Thema Work Life Balance, das der jüngeren Generation zugeschrieben wird, zeigt sich: Die Älteren wollen das auch genau so,  bringen es aber nicht so stark vor“. Untersuchungen legten nahe, dass die Unterschiede eher eine Frage des Zeitgeists als der Generation seien.

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Bei Schütte gibt es ein Paten-Konzept

Moderatorin und Produktion-Redakteurin Anja Ringel stellte Zahlen in den Raum: So zeigt eine LinkedIn-Umfrage, dass jeder Zehnte der Gen Z seit über einem Jahr nicht mit einem Teammitglied über 50 gesprochen hat. Ein Viertel vermeidet Gespräche mit älteren Kollegen aus Unsicherheit, wie man aufeinander zugehen soll. „Kommunikation ist eine fortlaufende Herausforderung in jedem Unternehmen“, konstatierte Viktoria Schütz. „Bei uns müssen alle miteinander sprechen. Wir machen alle zwei Monate ein Teamfrühstück, bei dem Sitzplätze zugeordnet werden. So unterhält man sich nicht nur zwischen Generationen, sondern auch Abteilungen“.

Aus Sicht von Selina Schröter fehlt zu Beginn der Karriere Orientierung, gerade die vielen Möglichkeiten könnten überfordernd sein. „Deshalb sollten Unternehmen erst einmal Orientierung geben, in Form einer Einführungswoche und ersten wertschätzenden Willkommensmaßnahmen. Es muss ein Raum des Vertrauens geschaffen werden, wo junge Menschen wissen, dass sie sich öffnen und Fragen stellen können“, so Schröter.

Bei Schütte gebe es ein Paten-Konzept, bei dem erfahrene Mitarbeitende jeweils eine junge Arbeitskraft durchs Unternehmen begleitet, berichtete Welcker. „Es ist wichtig, ein Onboarding von Anfang bis Ende zu machen, zum Beispiel eine Mail zu schicken, die über den ersten Arbeitstag informiert. Hier gibt es ganz viele Kleinigkeiten, die viele Mittelständler nicht machen und die die Gen Z erwartet“, stellte Schütz fest.

Das wünschen sich Mitarbeitende von ihrem Arbeitgeber

Die Arbeitgeber im Maschinenbau sollten sich klarmachen, dass man keine Wunder leisten muss, um einen attraktiven Arbeitsplatz zu bieten, meinte Grötzschel. Umfragen zufolge wollten junge Leute ganz ähnliche Dinge wie andere Menschen auch: Spaß bei der Arbeit, ein ordentliches Gehalt, ein gutes Arbeitsumfeld, Aufstiegs- und Weiterbildungschancen.

„Das alles bieten wir schon. Ein Schlüssel ist, das bekannter zu machen“, so der VDMA-Experte. Wie sollten sich also Maschinenbauer der Gen Z präsentieren, um die für sie so wichtigen Digital Natives zu gewinnen? „Wir gehen mit Auszubildenden an Schulen, um über uns zu informieren. Auf Social Media oder Tiktok um junge Leute zu werben, da sind wir noch miserabel und da können wir noch was lernen von der Gen Z“, stellte Welcker fest.

maschinenbau-Gipfel Salon
(Bild: mi-connect)

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Der nächste Maschinenbau-Gipfel Salon findet am 8. Juli in Ludwigsburg in Präsenz oder digital in unserer Community-App statt. Das Thema: "Generative KI: Wie zieht der Maschinenbau den größten Nutzen daraus?"

 

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Schröter berichtete aus ihrer Erfahrung bei Siemens, dass man etwa auf Veranstaltungen wie die Gamescom gehe, um beispielsweise Menschen aus der Zielgruppe 15 bis 19 mit IT-Affinität in einem anderen Kontext als den üblichen Karrieremessen anzusprechen. Dafür habe man 1.000 Stoffeinhörner mit dem Aufdruck “Finding your dream job is easier than catching a unicorn” mitgenommen, die unerwartet zu einem echten Hype beigetragen hätten. Das habe man dann noch für Aktionen auf Social Media genutzt.

Das Ergebnis: Über 8.000 Direktkontakte in fünf Messetagen. „Es lohnt sich, neue Wege in der Ansprache zu gehen und da was auszuprobieren, um erst mal in der Zielgruppe stattzufinden und wahrgenommen zu werden“, resümiert Schröter. Eine gute Idee sei auch, wenn eigene Mitarbeitende als 'Corporate Influencer' über das Unternehmen informieren.

Wie mehr Frauen in den Maschinenbau kommen

Auch die Frage, wie mehr junge Frauen für den Maschinenbau gewonnen werden können, wurde heiß diskutiert. Es sei eine wichtige Frage, wie sich der Frauenanteil von 16 Prozent in Mint-Berufen – davon nur ein Bruchteil in den technischen Berufen – erhöhen lasse, meinte der ehemalige VDMA-Präsident. Frauen entschieden sich schon beim Schulabschluss, wie sie später ihre Familie am besten betreuen könnten, sagte Schütz.

Der Maschinenbau könne zur familienfreundlichsten Branche werden. Studien zeigten, dass Frauen mehr arbeiten wollen, konstatierte Schütz auch. Die Gen Z habe jetzt eine Chance, dass Frauen und Männer im Beruf gleichberechtigt sein könnten. Dafür müssten perspektivisch Männer ebenso oft freinehmen, um etwa kranke Kinder zu betreuen. „Damit Frauen mehr arbeiten, müssen die Männer weniger arbeiten, sonst geht das nicht auf mit der Sorgearbeit. Da leisten wir einen Beitrag mit der Viertagewoche“, so die Deguma-Geschäftsführerin.

Welcker beklagte, dass immer mehr Teilzeitjobs und weniger Arbeitszeit nicht mit dem Wohlstand, der erarbeitet werden müsse, in Einklang zu bringen seien. „Alle in Vollzeit funktioniert ja nicht, dann kümmert sich keiner um die Kinder oder pflegebedürftige Eltern. Sorge- und Erwerbsarbeit müssen wir gleichsetzen und ganzheitlich denken – das wurde gesellschaftlich nie mitgedacht“, konterte Schütz.

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