Das ländlich gelegene Werk in Teisnach von Rohde & Schwarz. Das Werk hat bei der Fabrik des Jahres in der Kategorie "Hervorragende Kleinserienfertigung" gewonnen.

Das ländlich gelegene Werk in Teisnach von Rohde & Schwarz. Das Werk hat bei der Fabrik des Jahres in der Kategorie "Hervorragende Kleinserienfertigung" gewonnen. (Bild: Rohde & Schwarz)

Im tiefen Bayerischen Wald befindet sich eines von vier Werken des Rohde & Schwarz-Konzerns. Dass das Fabrik-des-Jahres-Siegerwerk in der Kategorie ‚Hervorragende Kleinserienfertigung‘ sehr ländlich gelegen ist, hat für Werkleiter Florian Bielmeier einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg. „Zusammen mit Innovation macht uns die Regionalität nämlich aus. In Teisnach bieten wir die gleichen innovativen, komplexen und spannenden Arbeitsplätze wie unser Headquarter“, nennt der Werkleiter den Vorteil, dass Leute aus der Region ihre Wurzeln nicht für eine Anstellung in der bayerischen Landeshauptstadt aufgeben müssen.

Und genau davon profitiert das Werk: „Weil unsere Mitarbeitenden sehr mit der Region verbunden sind, beschäftigen wir nicht nur mehrere Generationen. Wir haben auch eine sehr geringe Fluktuation und auf dem Bewerbermarkt einen guten Namen, wodurch wir einfach langfristig planen können“, weist Bielmeier auf die Standortstrategie ‚Vision Werk Teisnach 2030‘ hin. Diese Strategie konnte aufgrund der Kombination der Wertschöpfungstiefe am Standort schlüssig in die Konzernstrategie übertragen werden.

Das Werk vereint drei Themen unter einem Dach

Florian Bielmeier, Werkleiter Rohde & Schwarz.
Florian Bielmeier, Werkleiter Rohde & Schwarz. (Bild: Rohde & Schwarz)

Bielmeier erklärt: „Wir verfügen im Werk über sehr hohes Fertigungs-Know-how und viele Anlagen, an denen etwa 1.000 Mitarbeitende mit Vorfertigung beschäftigt sind. Mit unserer Standortstrategie wollten wir aber nicht mehr den Weg eines reinen Vorfertigungswerks gehen, sondern das Werk robuster und resilienter aufstellen."

Deshalb sei das Werk inzwischen Spezialist für elektromechanische Baugruppen und zusätzlich erfolgreich im Projekt- und Systemgeschäft, das sich von der Vorfertigung sowohl kundenseitig als auch in den Laufzeiten unterscheidet.

"Jedes in Teisnach gefertigte System ist hier immer ein Unikat. Zudem sind wir noch als interner Dienstleister in der Hard- und Software-Entwicklung tätigt. Dass wir diese drei Themen unter einem Dach vereinen, ist für uns ein unschätzbarer Mehrwert“, so Bielmeier.

Fabrik des Jahres

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(Bild: SV Veranstaltungen)

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Produktionssystem ist in der Unternehmenskultur verankert

Mit diesem Mehrwert leistet das Werk Teisnach einen wesentlichen Beitrag zur Konzernstrategie, denn diese sieht genau in diesen Bereichen Wachstum vor. „Die Fertigung bleibt ein wichtiger Themenbereich, der uns trägt. Perspektivisch wollen wir bis 2030 in allen drei Themen gleichermaßen aktiv sein“, sagt Bielmeier über das Ziel, das von der Region ebenso unterstützt wird, wie von dem Rohde & Schwarz Produktionssystem. „Eigentlich ist es eher ein Prozesssystem, aber ein sehr gutes“, betont Bielmeier.

Was Kearney daran am meisten überzeugte, war nicht der strikt darin verankerte KVP. Herausragend war die vorbildliche Integration in den Produktionsalltag. Über viele Jahre hinweg hat man es in Teisnach geschafft, das Produktionssystem in der Unternehmenskultur zu verankern. Und zwar komplett durchgängig vom Management bis zur Ausbildung. „Bei der Einführung eines Produktionssystems ist es wichtig, dass man darauf eingeht, dass es kein reiner Methodenbaukasten ist. Man muss die Philosophie eines solchen Systems ganzheitlich betrachten“ erklärt Bielmeier das Geheimnis des Erfolgs.

Prof. Schuh über Kreislaufwirtschaft und die besten Fabriken

Das steckt hinter der Lean Academy

Heißt: Nachdem die Inhalte, darunter Werte wie KVP, das Prinzip Fluss oder das Prinzip Qualität, klar definiert waren, erfolgte die Schulung zunächst bei den Führungskräften, da jede Führungskraft verstehen muss, was sich hinter der Philosophie verbirgt, um sie weiter transportieren zu können.

Für die Schulung in der Breite wurde eine so genannte Lean Academy gegründet, in der die Inhalte des Produktionssystems systematisch trainiert werden. Und zwar in der Praxis, wie Bielmeier verrät: „Wir stellen eine Fertigungslinie zur Verfügung und geben den Mitarbeitenden die Aufgabe, ein Getriebe zu produzieren. Wir setzen dafür harte Ziele was Ausbringung, Qualität und Durchlaufzeiten betrifft. Der erste Versuch verläuft natürlich nicht optimal. Auch wir im Managementkreis waren beim ersten Mal nicht gut darin, was wirklich augenöffnend war“, gibt der Werkleiter zu.

Im darauffolgenden Training werden gezielt Methoden geschult, die in jeder weiteren Runde Anwendung finden, bis am Ende der vierten Schleife in 99,9 Prozent der Fälle das Ziel meistens übererfüllt wurde, innerhalb der angegebenen Zeit die entsprechende Menge in der vorgegebenen Qualität auszubringen.

Womit Rohde & Schwarz noch punkten kann

Selbstverständlich ist das Produktionssystem auch fester Bestandteil in der Ausbildung. Dass die jüngste Generation dadurch die Philosophie dahinter von Anfang an lebt, wurde beim Besuch der Jury deutlich: „Ich war begeistert von unserer Präsentation, in der wir auch Mitarbeitende aus den Produktionslinien und Auszubildende berichten ließen. Obwohl sie sehr aufgeregt waren, haben unsere Mädchen und Jungs mit ihren 16, 17 Jahren dem Auditoren-Team Rohde & Schwarz sehr authentisch vermittelt“, blickt der Werkleiter mit Stolz auf diesen Tag zurück. Für ihn ist dies ein großer Anreiz, solche Chancen weiter auszubauen und den Auszubildenden diese Begeisterung auch zu ermöglichen.

Denn möglich ist in Teisnach alles. Sei es der Werdegang vom Auszubildenden zum Werkleiter, für den Bielmeier selbst ein gutes Beispiel ist, bis hin zum konstanten Wachstum des Werks. In der höchsten Ausprägung nutzt Rohde & Schwarz die bestehende Fläche auf sieben Ebenen. „Trotzdem haben wir es geschafft, die Wege möglichst gut miteinander zu verbinden. Wo es sinnvoll ist, versuchen wir die Materialversorgung auch über automatisierte Transportsysteme abzuwickeln“, sagt Bielmeier über die gezielten Digitalisierungs- und Automatisierungslösungen.

Auch hierbei halten die Teisnacher immer das große Ganze im Blick. Natürlich ist man im Werkverbund gehalten, große Themen zu standardisieren und zu harmonisieren. „Aber nicht um jeden Preis. Wenn wir in einem Werk eine wirklich gute Lösung haben, dann lassen wir das auch zu, weil wir eben den Shopfloor nicht vergessen wollen“, begründet Bielmeier das Durchsetzen lokaler Lösungen. Genau damit konnte Rohde & Schwarz im Wettbewerb ebenfalls punkten.

Johann Kraus (Rohde & Schwarz) über die Fabrik des Jahres

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