Wissenschaftler hält Chip in der Hand

Die Elektrobranche blickt auf ein gutes Jahr zurück (Bild: Gorodenkoff - stock.adobe.com)

Ein Rekordhoch von 224 Milliarden Euro bei den nominalen Umsätzen freut die Elektro- und Digitalindustrie: „2022 war – trotz aller Widrigkeiten – ein starkes Jahr für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie“, sagte ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel bei der Auftakt-Pressekonferenz des Verbands. Trotz vieler Herausforderungen wie Ukrainekrieg, Energiekrise und angespannter Lieferketten wuchs die preisbereinigte Produktion zwischen Januar und November um 3,7 Prozent. Die Branche profitiere erkennbar von den beiden großen Megatrends Elektrifizierung und Digitalisierung, erklärte Kegel.

Neben dem nominalen Umsatz (plus zwölf Prozent) verbuchte auch der Export im vergangenen Jahr einen neuen Rekord: Die deutschen Elektroausfuhren erreichten einen Wert von 246 Milliarden Euro (inklusive Re-Exporte) – ein Plus von neun Prozent.

Der wichtigste Absatzmarkt war dabei die Europäische Union (126 Milliarden Euro). „Der Binnenmarkt ist das größte Asset der EU. Wir müssen ihn weiterentwickeln – unternehmerisch und regulatorisch“, so Kegel.

Podcast: ZVEI-Präsident über Halbleitermangel und die Elektroindustrie

Elektrobranche: China bleibt weiter wichtigster Handelspartner

Die Globalisierung scheint nach Ansicht des Verbands jedoch an einem Scheitelpunkt zu stehen. Die protektionistische Wirtschaftspolitik Chinas, aber auch der USA seien für die Branche ein hohes Risiko, so der Verbandspräsident. China ist jedoch weiter der größte Einzel-Absatzmarkt für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie. Hier ist der Markt 2022 um sechs Prozent gewachsen. Die Volksrepublik sei auch der wichtigste Zulieferermarkt im Bereich der Halbleitertechnik, sagte Kegel.

China sei deshalb auf absehbare Zeit weiter der wichtigste Handelspartner. „China only“ sei dabei aber nicht die richtige Strategie. Die Unternehmen müssen Kegel zufolge weiter ihre Absatzmärkte und Lieferketten diversifizieren und einzelne Abhängigkeiten – zum Beispiel bei den Seltenen Erden – abbauen. Die EU müsse deshalb entschlossen gegensteuern und mehr bilaterale Handels- und Rohstoffabkommen abschließen.

Die Ausfuhren in die USA – dem zweitwichtigsten Exportmarkt – stiegen um fast ein Viertel. Auch hier gibt es mit dem Inflation Reduction Act Herausforderungen. Dieser könne den Wettbewerb zwischen der USA und der EU „dramatisch beeinflussen“, meinte der ZVEI-Präsident.

ZVEI fordert schnelleren Ausbau des Stromnetzes

Sorge bereitet der Branche zudem das neue Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Der Verband befürchtet ein weiteres „bürokratisches Ungetüm“, so Kegel. Vielen Unternehmen werden dadurch neue Investitionen abverlangt. Die Sicherung der Menschenrechte sei immer noch eine politische Aufgabe, sagte Kegel weiter. Die Politik könne sich hier nicht hinter den Unternehmen wegducken.

Nicht nur auf EU-Ebene, sondern auch in Deutschland sieht der Verband politischen Handlungsbedarf: Die Infrastruktur sei auf die Anforderungen der Energiewende nicht ausgelegt, sagte Wolfgang Weber, Vorsitzender der Geschäftsführung. Der Verband forderte deshalb einen schnelleren Ausbau des Stromnetzes. Denn der ZVEI rechnet bis 2045 mindestens mit einer Verdoppelung des jährlichen Strombedarfs von heute 550 auf bis zu 1200 Terawattstunden.

Die Expertinnen und Experten rechnen unter anderem mit 15 Millionen Ladepunkten für Elektroautos und sechs Millionen Wärmepumpen. Bei den erneuerbaren Energien müsse dafür die Erzeugungskapazität um das 4,5-Fache gesteigert werden. „Ohne starkes Stromnetz wird es keine Klimaneutralität geben. Das künftige Stromnetz muss zu einem Klimaneutralitätsnetz umgebaut werden“, erklärte Weber.

Daneben beschäftigt die Branche – wie viele andere auch – der Fachkräftemangel. Mehr als die Hälfte der Unternehmen sieht fehlende Arbeitskräfte als dringendstes Problem, sagte Kegel.

Für das laufende Jahr erwartet der ZVEI bei der Produktion eine „schwarze Null“. Das entspreche einer Konsolidierung auf sehr hohem Niveau, so der ZVEI-Präsident.

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