Maschinen vor einer China-Flagge

China ist für den deutschen Maschinenbau ein wichtiger Markt. - (Bild: Adobe Stock/Eisenhans)

Zusammen mit 14 asiatisch-pazifischen Staaten hat China das größte Freihandelsabkommen der Welt abgeschlossen – RCEP, die „regionale, umfassende Wirtschaftspartnerschaft“. Der Handelspakt gilt somit für eine Region mit 2,2 Milliarden Menschen, die für rund ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung verantwortlich ist.

Ziel des Abkommens ist es unter anderem Zölle zu verringern und mit einheitlichen Regeln die Lieferketten zu erleichtern. Doch was bedeutet das Abkommen für Europa, Deutschland und die deutsche Industrie, die teilweise sehr enge Beziehungen zu asiatischen Ländern pflegt?

Grundsätzlich müsse man sich die konkreten Auswirkungen noch im Detail anschauen, sagte der VDMA auf Nachfrage von PRODUKTION. Bei einigen Produktgruppen hat der Verband jedoch schon die Auswirkungen überprüft – zum Beispiel bei Werkzeugmaschinen.

Dort seien die Einfuhrzölle Chinas gegenüber Japan nahezu unverändert geblieben. Der VDMA sieht die deutsche Industrie zudem nicht so schlecht aufgestellt, weil die EU mit vielen Ländern aus der Region Asien-Pazifik entweder Abkommen abgeschlossen hat – zum Beispiel mit Japan oder Vietnam – oder Abkommen gerade verhandelt werden – wie beispielsweise mit Australien und Neuseeland.

Reduzierung der Zölle wird sich über Jahre hinziehen

In vielen Ländern gebe es für Mitgliedsunternehmen des VDMA zudem keine oder nur sehr geringe Einfuhrzölle. „Ob in China Nachteile im Wettbewerb mit japanischen oder südkoreanischen Herstellern entstehen, ist noch unklar“, erklärt der VDMA. Der Grund: Die Übergangsfristen für die Zollsenkungen in den einzelnen Sektoren betragen oft mindestens zehn Jahre.

„Die unmittelbaren Auswirkungen auf die Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und Europa werden sich in Grenzen halten, da sich die Reduzierung der Zölle über Jahre hinziehen wird“, sagt auch Max J. Zenglein, Chefökonom von des Mercator Institute for China Studies (Merics) gegenüber PRODUKTION. Der Handel in der asiatisch-pazifischen Region werde such durch das neue Freihandelsabkommen nicht schlagartig ändern. Aber: Mittelfristig könnte es zu Verschiebungen der globalen Lieferketten innerhalb Asiens kommen, meint Zenglein.

Freihandelsabkommen: So sollte die EU reagieren

Mit Blick auf die EU-Handelspolitik erklärt der VDMA, dass das Freihandelsabkommen ein Weckruf sein könnte. „Und auch wenn das RCEP häufig nur bereits bestehende bilaterale Freihandelsabkommen vereinheitlicht beziehungsweise vertieft, so könnten europäische Unternehmen Marktanteile in der größten Wachstumsregion der Welt verlieren – insbesondere, weil die Unternehmen in den RECP-Partnerstaaten Japan und Südkorea durch das Abkommen in einigen Produktgruppen Zollvorteile gegenüber exportierenden EU-Unternehmen erhalten“, so der VDMA.

Auch der deutsche Zweig der Internationalen Handelskammer, ICC Germany sieht laut DPA den neuen Handelspakt als Weckruf, das Abkommen zwischen der EU und Kanada schnell zu verabschieden. Das Abkommen Ceta (Comprehensive Economic and Trade Agreement)  ist seit 2017 vorläufig in Kraft. Es gibt Klagen dagegen, vor einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts kann der Bundestag das Abkommen nicht ratifizieren.

Die Kammer kritisierte außerdem, dass der Plan für eine Freihandelszone mit dem südamerikanischen Staatenbund Mercosur auf Eis gelegt worden sei.

Einen Überblick über die wichtigsten Freihandelsabkommen gibt es hier:

Die Grafik zeigt: RCEP ist das Freihandelsabkommen mit dem größten Anteil am weltweiten BIP.
RCEP ist das Freihandelsabkommen mit dem größten Anteil am weltweiten BIP. - Grafik: Anja Ringel; Quellen: Statista, IWF

Auch dem VDMA sind weitere Handelsabkommen wichtig: Die EU sollte „mit voller Energie“ an den Freihandelsprojekten mit weiteren ASEAN-Staaten weiterarbeiten, das Mercosur-Abkommen umsetzen und das EU-China-Investitionsabkommen fertigstellen, erklärt der Verband. Nach dem Machtwechsel in den USA sollte die EU außerdem die Gespräche über ein Investitionsgüterabkommen und ein Abkommen für die Konformitätsbewertungen wieder aufgreifen, so der VDMA.

Wie sich die Wirtschaftsbeziehungen mit den USA unter Joe Biden ändern können, hat Professor Matthias Fifka analyisiert. Das Interview dazu gibt es hier. 

Handelsabkommen sind für den mittelständischen Maschinenbau mit einer Exportquote von rund 80 Prozent besonders wichtig, denn er ist laut VDMA auf offene Absatzmärkte und verlässliche Rahmenbedingungen angewiesen.

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