"Digitale Transformation: Wie weit sind die DAX 30?" lautet die Studie von Prof. Dr. Julian M. Kawohl und Patrick Hüpel. In dieser analysieren sie die digitalen Strategien von DAX-Unternehmen anhand der Geschäftsberichte aus 2014-2016.

"Digitale Transformation: Wie weit sind die DAX 30?" lautet die Studie von Prof. Dr. Julian M. Kawohl und Patrick Hüpel. In dieser analysieren sie die digitalen Strategien von DAX-Unternehmen anhand der Geschäftsberichte aus 2014-2016. - (Bild: Pixabay)

Allerdings hält nicht bei allen DAX 30-Konzernen die Umsetzung von Digital-Projekten mit den digitalen Herausforderungen Schritt und geht zum Teil stark zurück. Ein Rückgang der konkreten Digital-Aktivitäten wurde z.B. bei Lufthansa, Post, Deutsche Börse oder Allianz festgestellt.

"Für uns zeigt die Untersuchung eine konträre Entwicklung", erläutert Prof. Dr. Julian Kawohl, Inhaber der Professor für Strategisches Management an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin. Es gebe keinen Grund, bei den Digitalisierungsaktivitäten nachzulassen. "Nur mit einer konsequenten Digitalisierung können weltweit operierende Unternehmen konkurrenzfähig bleiben. Wenn die zunehmende Berichterstattung zu Digital-Themen aber nicht mit der realen Entwicklung übereinstimmt, kann das ein falsches Signal an die Anteilseigner sein."
Zusammen mit seinem Co-Autor Patrick Hüpel wertete Kawohl in Kooperation mit der CEBIT für die Studie die Geschäftsberichte der Jahre 2014 bis 2016 detailliert aus. Um die Digitalisierungs-Aktivitäten qualitativ bewerten zu können, entwickelten die zwei Wissenschaftler eigens für diese Studie den "Digital Index". Damit werden alle relevanten Aktivitäten herausgefiltert, die Rückschlüsse auf die Wettbewerbsfähigkeit und zur digitalen Ausrichtung der DAX 30 Unternehmen zulassen.

ProSiebenSat.1Meida, Telekom und Daimler führen

Das Resultat des Gesamt-Rankings zeigt, dass ProSiebenSat.1Media, Deutsche Telekom und Daimler vorne liegen. Zur erweiterten Spitzengruppe zählen Volkswagen, SAP, Commerzbank, Adidas, Continental, Henkel und BMW, die einen überdurchschnittlichen Digital Index (auf Basis besonders vieler relevanter Fundstellen) erzielen. Auf den hinteren Plätzen sieht die Studie die Unternehmen Deutsche Börse, RWE, Vonovia, Fresenius Medical Care, Beiersdorf, HeidelbergCement und Fresenius. Bei ihnen werden die geringsten kommunizierten Digitalisierungsaktivitäten nachgewiesen. "Die Analyse bestätigt die grundsätzliche Einschätzung, dass Unternehmen mit Fokus auf den Endkunden auch digital vorne liegen", kommentiert Kawohl die Ergebnisse.

Das Ranking zeigt, welchen Digital Index die einzelnen DAX-Unternehmen im Untersuchungszeitraum erzielen. Im Digital Index werden alle Punkte, die im Rahmen der Bewertung vergeben wurden, aufsummiert.
Das Ranking zeigt, welchen Digital Index die einzelnen DAX-Unternehmen im Untersuchungszeitraum erzielen. Im Digital Index werden alle Punkte, die im Rahmen der Bewertung vergeben wurden, aufsummiert. - (Bild: Studie "Digitale Transformation: Wie weit sind die DAX 30?" von Prof. Dr. Julian M. Kawohl und Patrick Hüpel)

In der Branchenbetrachtung sind Medien und Telekommunikation an der Spitze, Schlusslichter im Ranking sind die Immobilien-, Medizintechnik- und Rohstoffbranche. "Vorne liegen hier Branchen, die wegen der digitalen Disruption unter starkem Veränderungsdruck stehen und verstärkt digital um ihre Kunden kämpfen müssen", analysiert Kawohl.

Unterschiede gibt es laut Studie bei den Schwerpunkten der beschriebenen Digital-Aktivitäten. Während die Unternehmen mit dem höchsten Digitalisierungsgrad den Schwerpunkt auf die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle legen, transformieren die Konzerne mit dem niedrigsten Aktivitätslevel in erster Linie ihre interne Organisation und Prozesse. "Die digitalen Frontrunner wollen in erster Linie digitales Neugeschäft erzielen. Die Nachzügler arbeiten hingegen noch verstärkt an IT-Optimierungen ihrer internen Prozesse", interpretiert Kawohl die Erkenntnisse.

Wer handelt digital, wer nicht?

Unter Berücksichtigung des erzielten Umsatzes in 2016 fällt auf, dass die fünf größten Unternehmen, Volkswagen, Daimler, Allianz, BMW und Siemens, derzeit einen stärkeren Fokus auf die digitale Transformation legen. Sie berichten aus diesem Grund konkreter darüber, während die fünf kleinsten Unternehmen, Beiersdorf, Infineon, ProSiebenSat.1 Media, Vonovia und die Deutsche Börse, im Mittel hier deutlich zurückhaltender sind. "Bis auf ProSiebenSat.1 Media werden bei den kleinen DAX-Unternehmen niedrige Digitalisierungsaktivitäten nachgewiesen."

Schließlich zeigt die detaillierte Analyse auf Basis der Rentabilität, dass die fünf rentabelsten Unternehmen sogar einen über 50 Prozent höheren Digital Index erzielen, als die fünf unrentabelsten Unternehmen des DAX", stellt Kawohl fest. Die Studienautoren empfehlen den Unternehmen, die Digitalisierungsaktivitäten zu erhöhen und gleichzeitig die Berichterstattung darüber konkreter zu gestalten, um die Investoren über die digitale Transformation besser zu informieren. "Unsere Studie konnte zeigen, dass die wichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland zwar schon einige konkrete Digitalthemen auf den Weg gebracht haben, insgesamt aber auch noch großen Nachholbedarf haben. Hier weiter voran zu kommen, wird eine der größten Herausforderungen für die kommenden Jahren sein", fasst Kawohl die Ergebnisse zusammen.

Cebit

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