Nach Umwelttechnik-Verkauf
Dürr streicht 500 Stellen in der Verwaltung
Nach dem Verkauf der Umwelttechnik-Sparte folgt bei Dürr der nächste Einschnitt: 500 Verwaltungsstellen sollen bis 2027 abgebaut werden – als Teil eines umfassenden Sparkurses.
Der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr streicht 500 Stellen.
(Bild: Dürr)
Was führt zum Stellenabbau bei Dürr?
Der Maschinenbau- und Automobilzulieferer Dürr mit Sitz in Bietigheim-Bissingen kündigt einen erheblichen Stellenabbau an: 500 Arbeitsplätze in der Verwaltung sollen in den kommenden Jahren wegfallen. Grund ist ein konzernweiter Umbau, der auf veränderte Marktbedingungen und die neue Unternehmensstruktur reagiert.
Bereits im Juni hatte Dürr die Mehrheit der Umwelttechnik-Sparte an den US-Finanzinvestor Stellex verkauft. Dieser Schritt markierte den Beginn eines Transformationsprozesses, den das Unternehmen nun mit dem Abbau von Stellen in der Verwaltung fortsetzt. Ziel ist es, die administrativen Strukturen an die neue Größe des Konzerns anzupassen und die Effizienz zu erhöhen.
Welche wirtschaftlichen Entwicklungen beeinflussen die Entscheidung?
Dürr begründet den Umbau mit einer Eintrübung der Marktsituation. Im zweiten Quartal des Jahres blieb die Nachfrage hinter den Erwartungen zurück. Hauptursachen seien die Unsicherheiten aufgrund andauernder Zollkonflikte sowie eine generelle Zurückhaltung bei Investitionen in den Kernmärkten.
Auch die Zahlen spiegeln die Herausforderungen wider: Der Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahresquartal leicht auf eine Milliarde Euro. Die operative Marge vor Sondereffekten fiel auf 4,2 Prozent – ein Rückgang um 0,2 Prozentpunkte.
Vor diesem Hintergrund wurde auch die Prognose für den Auftragseingang angepasst. Der Konzern reagiert somit auf einen spürbaren wirtschaftlichen Druck, der durch geopolitische und konjunkturelle Faktoren ausgelöst wird.
Welche Rolle spielt der Verkauf der Umwelttechnik-Sparte?
Ein wesentlicher Schritt in der strategischen Neuausrichtung war die Abgabe der Umwelttechnik-Sparte. Ende Juni 2024 gab Dürr bekannt, drei Viertel dieses Geschäftsbereichs an Stellex Capital Management zu verkaufen – für rund 250 Millionen Euro.
Die Sparte produzierte Anlagen zur industriellen Abluftreinigung und erzielte im Jahr 2024 einen Umsatz von rund 407 Millionen Euro. Sie war in Branchen wie Chemie, Pharma und Automobilindustrie tätig.
Mit dem Verkauf konzentriert sich Dürr nun stärker auf seine Kernbereiche, unter anderem in den Feldern Lackiertechnik, Automatisierung und Produktionsdigitalisierung. Die Neuordnung in der Verwaltung ist ein weiterer Schritt in dieser Ausrichtung.
Wie wird der Stellenabbau konkret umgesetzt?
Details zum konkreten Ablauf der Reduktion von 500 Verwaltungsstellen sind bisher nicht veröffentlicht worden. Klar ist jedoch: Die Maßnahme soll sozialverträglich gestaltet werden.
Der Abbau wird voraussichtlich über mehrere Jahre hinweg erfolgen. Der volle Spareffekt von jährlich 50 Millionen Euro soll ab dem Jahr 2027 erreicht werden. Betriebsbedingte Kündigungen werden dabei nicht ausgeschlossen, eine enge Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretungen ist vorgesehen.
Ziel ist es laut Unternehmensangaben, administrative Aufgaben effizienter zu gestalten, Doppelstrukturen abzubauen und Entscheidungswege zu verkürzen. Die neue Konzernstruktur mit reduziertem Geschäftsvolumen macht eine schlankere Organisation erforderlich.
Was bedeutet der Umbau für Dürrs Position im Wettbewerb?
Mit der Neuausrichtung verfolgt Dürr das Ziel, wettbewerbsfähiger zu werden. Der Konzern will flexibler auf Marktentwicklungen reagieren und gleichzeitig die Profitabilität steigern. Besonders im internationalen Maschinenbau sind schnelle Anpassungen und effiziente Abläufe entscheidend.
Die Konzentration auf das Kerngeschäft soll die Innovationskraft im Bereich Automatisierung, Digitalisierung und Produktionssysteme stärken. Diese Bereiche gelten als Schlüssel für den langfristigen Erfolg – insbesondere mit Blick auf Entwicklungen wie Elektromobilität und nachhaltige Produktionstechnologien.
Ist Verwaltungsabbau ein branchenweiter Trend?
Der zunehmende Druck auf Effizienz, Digitalisierung und Kostenkontrolle führt in vielen Industrieunternehmen zu einer Neubewertung administrativer Strukturen. Besonders im Maschinenbau, wo hohe Komplexität auf internationalen Wettbewerb trifft, sind schlanke Prozesse ein klarer Wettbewerbsvorteil.
Der Rückbau klassischer Verwaltungsapparate ist dabei nicht nur ein Instrument zur Kostensenkung, sondern auch eine Voraussetzung für agile Unternehmensführung. Mit digitalen Tools, automatisierten Workflows und integrierten Plattformen lassen sich viele Aufgaben zentralisiert und schneller abwickeln – ein Trend, der sich branchenübergreifend beobachten lässt.
Wie fällt die Bewertung des Schritts aus?
Der Umbau bei Dürr ist ein signifikanter Einschnitt. Mit dem Verkauf der Umwelttechnik und dem Abbau von Verwaltungsstellen reagiert der Konzern auf strukturelle Veränderungen im Markt und in der eigenen Organisation.
Aus unternehmerischer Sicht ergibt sich daraus eine strategisch nachvollziehbare Maßnahme. Der Fokus auf Effizienz und Kerngeschäft soll das Unternehmen robuster und zukunftsfähiger machen. Die soziale Dimension des Umbaus bleibt jedoch herausfordernd und erfordert eine sorgfältige Umsetzung.
Ob die Maßnahmen den gewünschten wirtschaftlichen Effekt bringen, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Klar ist: Der Maschinenbau steht insgesamt vor tiefgreifenden Veränderungen – und Unternehmen wie Dürr versuchen, diesen Wandel aktiv zu gestalten.
Mit Material der dpa