Nach Tagen und Wochen der Unsicherheit lichten sich langsam die Nebel um die Zukunft des insolventen Windanlagenbauers Senvion. Von den zuletzt noch 1400 Arbeitsplätzen in Deutschland werden voraussichtlich 900 wegfallen, und auch die übrigen 500 sind noch nicht gesichert.
Der deutsch-spanische Anlagenbauer Siemens Gamesa soll Teile des Unternehmens übernehmen, wie Senvion am Montag in Hamburg mitteilte.
Dabei handele es sich um ausgewählte europäische Service- und Onshore-Bereiche. Der Gläubigerausschuss habe einer entsprechenden Exklusiv-Vereinbarung zugestimmt. Damit würden die Parteien nunmehr in die Schlussphase der Verhandlungen eintreten, die bis Ende September dauern könne.
Der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) nannte den 26. September als geplanten Termin für die Unterzeichnung der Verträge. "Noch ist nichts unterschrieben, die Unsicherheit bleibt noch bestehen", sagte Buchholz in Kiel.
Wie geht es weiter?
Unter den gegebenen Umständen habe der Insolvenzverwalter keine andere Möglichkeit gehabt. In der Senvion-Mitteilung heißt es, für die übrigen Geschäftsfelder prüfe das Unternehmen weiterhin Optionen und setze die Verhandlungen mit Investoren fort. Buchholz machte jedoch deutlich, dass er keine weiteren Verkäufe von Unternehmensteilen mehr erwarte, auch wenn man die Hoffnung nie aufgeben solle.
Wenn der Einstieg von Siemens Gamesa umgesetzt würde, könnten in Schleswig-Holstein 300 Mitarbeiter ihren Job behalten, 280 Arbeitsplätze fielen sofort und weitere 200 etwas später weg. Die Gewerkschaft IG Metall geht davon aus, dass rund 900 von den gegenwärtig noch 1400 Senvion-Beschäftigten ihren Arbeitsplatz verlieren werden.
"Mit dem geplanten Verkauf von Teilen des Unternehmens an Siemens Gamesa zeichnet sich nur für 500 der einstmals 1800 Beschäftigten in Deutschland eine Übernahme durch den neuen Investor ab", sagte Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste.
Weder die Gewerkschaft noch Buchholz konnten sagen, welche Standorte in welchem Umfang betroffen sein werden. Das hänge auch von den bislang nicht bekannten Planungen des Investors ab.
Was passiert mit den Mitarbeitern?
Die IG Metall sei froh über jeden Beschäftigen, der übernommen werde, sagte Geiken. "Wir haben aber bis zuletzt gehofft, dass auch bei einer Zerschlagung mehr Beschäftigte eine langfristige Perspektive bekommen."
Für die betroffenen Arbeitnehmer wurde eine Transfergesellschaft für vier Monate vereinbart, falls Siemens Gamesa einsteigt. Buchholz sagte, der Verlust von fast 500 Industrie-Arbeitsplätzen sei besonders bitter für das Land, weil es nicht über viel Industrie verfüge.
Senvion hatte im April Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet und sich auf die Suche nach Investoren begeben. Seit drei Wochen ist klar, dass Senvion aufgeteilt wird und Teile seines Geschäftsbetriebs stilllegen muss.
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