Ein Mann überprüft an einem Laptop einen Industrieroboter

Im Vergleich zum Rest von Europa werden in Deutschland die meisten Industrieroboter eingesetzt. - (Bild: Adobe Stock/Poobest)

Deutschland liegt nach Angaben des Branchenverbands IFR weit vorn beim Einsatz von Industrierobotern. Mit rund 221.500 Stück sei die Bundesrepublik die am stärksten automatisierte Volkswirtschaft in der EU, teilte die International Federation of Robotics (IFR) mit. Der Bestand stieg 2019 um drei Prozent gemessen am Vorjahr. Damit seien in den Fabriken der deutschen Wirtschaft rund dreimal so viele Industrieroboter im Einsatz wie in Italien (74.400), fünf Mal so viele wie in Frankreich (42.000) und zehn Mal so viele wie in Großbritannien (21.700).

"Der Einsatz von Industrierobotern in Europa hat mit rund 580.000 Einheiten einen historischen Höchststand erreicht – der Bestand stieg um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr", sagte IFR-Präsident Milton Guerry. Im weltweiten Vergleich liege Deutschland auf Rang fünf nach dem unangefochtenen Spitzenreiter China sowie Japan, Korea und den USA. Auch bei den Verkaufszahlen bewege sich die deutsche Wirtschaft seit langem auf hohem Niveau von rund 20.000 Einheiten pro Jahr - getrieben etwa von großen Investitionen der Autobranche 2018.

Die Grafik zeigt: Deutschland zählt zu den zehn größten Märkten für Industrierobotern.
Deutschland zählt zu den zehn größten Märkten für Industrierobotern. - Grafik: Anja Ringel; Quelle: International Federation of Robotics

Wie sich die Corona-Krise auswirke, sei ungewiss. Ein starker Impuls von Großaufträgen sei aber unwahrscheinlich. Eine Ausnahme könne China sein, wo das Coronavirus früh wütete und sich die Wirtschaft schon im zweiten Quartal erholte. Es werde einige Monate dauern, bis sich positive Trends in neuen Automatisierungsprojekten und der Roboternachfrage niederschlagen dürften, sagte IFR-Präsident Guerry. "Für das Jahr 2021 rechnen wir mit einer Erholung - es könnte aber bis 2022 oder 2023 dauern, bis das Vorkrisenniveau erreicht ist."

So sieht es in den anderen Märkten aus

Asien ist nach wie vor der größte Markt für Industrie-Roboter - der Bestand des größten regionalen Abnehmers, China, stieg um 21 Prozent und erreichte 2019 rund 783.000 Einheiten. An zweiter Stelle steht Japan mit rund 355.000 Einheiten – ein Plus von zwölf Prozent. Ein Aufsteiger in der Region ist Indien mit einem neuen Rekordbestand von rund 26.300 Einheiten – ein Plus von 15 Prozent. Damit hat sich die Zahl der Industrie-Roboter in den indischen Fabriken innerhalb von fünf Jahren verdoppelt.

Der Anteil neu installierter Roboter in Asien machte 2019 etwa zwei Drittel der weltweiten Absätze aus. In China liegt der Absatz von rund 140.500 neuen Robotern zwar unter den Rekordjahren 2018 und 2017, hat sich aber im Vergleich zu den Verkaufszahlen vor fünf Jahren mehr als verdoppelt (2014: 57.000 Einheiten). In den asiatischen Top-Märkten verlangsamten sich die Neu-Installationen 2019 - in China (minus neun Prozent), in Japan (minus zehn Prozent).

In China kommt die große Mehrheit von 71 Prozent der neuen Roboter von ausländischen Lieferanten. Chinesische Hersteller bedienen nach wie vor hauptsächlich den heimischen Markt, wo sie zunehmend Marktanteile gewinnen. Ausländische Hersteller setzen etwa 29 Prozent ihrer Einheiten in der Automobilindustrie ab - chinesische Anbieter kommen in diesem Segment nur auf einen Anteil von etwa zwölf Prozent. Aus diesem Grund sind ausländische Anbieter vom Geschäftsrückgang in der chinesischen Automobilindustrie stärker betroffen als ihre inländischen Wettbewerber.

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Neuer Rekord in den USA

Die USA sind der größte Anwender von Industrie-Robotern auf dem amerikanischen Kontinent und verzeichnen 2019 mit rund 293.200 Einheiten einen neuen Rekord – ein Plus von sieben Prozent. An zweiter Stelle steht Mexiko mit 40.300 Einheiten - das entspricht einem Zuwachs von elf Prozent - gefolgt von Kanada mit rund 28.600 Einheiten und einem Plus von zwei Prozent.

Die Neuinstallationen verlangsamten sich in den Vereinigten Staaten im Vergleich zum Rekordjahr 2018 um 17 Prozent. Dennoch bleibt der Absatz 2019 mit 33.300 ausgelieferten Einheiten auf einem sehr hohen Niveau und erreicht insgesamt das zweitstärkste Ergebnis aller Zeiten. Die meisten Roboter werden in die USA aus Japan und Europa importiert. Obwohl die Zahl der US-Roboterhersteller sehr gering ist, gibt es sehr viele wichtige Systemintegratoren für Robotik und Automation. Mexiko liegt in Nordamerika mit rund 4.600 verkauften Einheiten an zweiter Stelle – hier verlangsamte sich der Absatz um 20 Prozent. Die Verkäufe in Kanada steigen um ein Prozent und erreichen mit etwa 3.600 ausgelieferten Einheiten einen neuen Rekord.

Die Nummer eins in Südamerika ist Brasilien mit rund 15.300 Einheiten im Bestand – das ist ein Zuwachs von acht Prozent. Der Absatz verlangsamte sich um 17 Prozent auf rund 1.800 Installationen – das ist noch immer eines der besten Ergebnisse aller Zeiten - und wurde nur von den Rekordauslieferungen im Jahr 2018 übertroffen.

Weltweiter Trend: Mensch-Roboter-Kooperation

Der Einsatz von kollaborativen Robotern (Cobots), die mit den Menschen Hand-in-Hand und ohne Schutzzaun zusammenarbeiten können, ist auf dem Vormarsch. So stieg der Absatz von Cobots 2019 um elf Prozent - ganz entgegen dem Trend für die traditionellen Industrieroboter. Da immer mehr Hersteller kollaborative Roboter anbieten und sich gleichzeitig das Anwendungsspektrum vergrößert, stieg der Marktanteil 2019 auf 4,8 Prozent. Trotz dieser dynamischen Entwicklung steckt der Markt noch immer in den Kinderschuhen. Von den 373.000 abgesetzten Industrie-Robotern sind bisher nur rund 18.000 Einheiten Cobots.

Die Grafik zeigt: Im Vergleich zu Industrierobotern ist der Einsatz von Cobots weiter gering - aber der Anteil steigt.
Im Vergleich zu Industrierobotern ist der Einsatz von Cobots weiter gering - aber der Anteil steigt. Grafik: Anja Ringel; Quelle: International Federation of Robotics

Zum weltweiten Ausblick erklärt die die International Federation of Robotics: Die globale COVID-19-Pandemie wird sich stark auf die Geschäftsentwicklung 2020 auswirken - bietet aber mit der Modernisierung und Digitalisierung in der Produktion auch Chancen für eine Erholung. Die Vorteile von Robotik und Automation bleiben zudem langfristig gesehen unverändert: Die Fertigung beschleunigen und kundenspezifische Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen liefern zu können, sind die Hauptanreize.

Den Herstellern in entwickelten Volkswirtschaften ermöglicht die Automation, ihre Produktion an heimischen Standorten kosteneffizient beizubehalten - oder neu auszurichten. Darüber hinaus wird das Angebot an Industrie-Robotern ständig erweitert und umfasst traditionelle Industrie-Roboter, die alle Nutzlasten schnell und präzise handhaben können, sowie neue kollaborative Roboter, die sicher an der Seite des Menschen arbeiten und sich vollständig in die Werkbank integrieren lassen.

Quellen: International Federation of Robotics, Dpa

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