Wang Fengying

Wang Fengying (Bild: GWM Global)

Wang Fengying ist seit Anfang des Jahres neue Präsidentin des 2014 gegründeten E-Auto-Herstellers XPeng, an dem auch Elektronikriesen wie Alibaba oder Foxconn beteiligt sind. XPeng gilt in China als Tesla-Rivale und möchte jetzt international expandieren. Im harten Wettbewerb der zahlreichen neuen chinesischen Autokonzerne versucht Wang durch eine grundlegende Umstrukturierung von XPeng den Konzern für den globalen Markt und die Zukunft fit machen.

 

Wie Wangs Karriere begonnen hat

Wang Fengying wurde im Oktober 1970 in der Elf-Millionen Stadt Baoding in der nördlichen Binnenprovinz Hebei geboren. Sie erwarb ihren Bachelor-Abschluss am Tianjin Institute of Finance und begann 1991 im Alter von 21 Jahren für Great Wall Motor (GWM) in ihrer Heimatstadt Baoding zu arbeiten. Berufsbegleitend schloss Wang einen Master in Wirtschaftswissenschaften und Finanzen am Tianjin Institute im Jahr 1999 ab.

Bei Great Wall begann Wang ihre Kariere im Vertrieb. Bereits 2003 wurde sie Geschäftsführerin (CEO). Unter ihrer Leitung fokussierte sich das Privatunternehmen Great Wall auf neue Antriebstechnologien und Automobil-Elektronik.

Aktuelles aus der Industrie

Sie wollen auf dem Laufenden bleiben, was in der Welt der produzierenden Industrie gerade geschieht? Dann melden Sie sich hier zu unserem Newsletter an oder folgen Sie uns auf LinkedIn.

So war Wangs Zeit bei GWM

Schon aus ihrer Zeit im Vertrieb kennt Wang die Schwierigkeiten der Markenbildung. Diese braucht nicht nur Zeit, sondern auch verlässliche Qualität, erklärte sie. Verlässlichkeit auch gegenüber den Zulieferern, was durchaus nicht für jeden Produzenten selbstverständlich sei, ist außerdem eine grundlegende Tugend für den langfristigen Erfolg. Und Markenbildung fängt in der Produktplanung an, daher ist ein langer Vorlauf notwendig. Bei der Marktentwicklung denkt sie nicht in Jahren, sondern in Jahrzehnten.

Great Wall Motor wurde 1984 gegründet und war Chinas erster privater Automobilhersteller, der 2003 an der Börse notiert wurde. Im Gesamtjahr 2021 verkaufte GWM 1.280.993 Fahrzeuge, was einer Wachstumsrate von 15,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht, darunter 142.793 Fahrzeuge im Ausland, ein Plus von 103,7 Prozent zum Vorjahr. Im Gesamtjahr 2022 lieferte GWM insgesamt 1.067.523 Fahrzeuge aus. Das Unternehmen überschritt damit sieben Jahre in Folge die Millionengrenze bei den Auslieferungen, was bedeutet, dass es in den letzten sieben Jahren kaum Wachstum gab.

Die anfänglichen großen Erfolge von Wang, welche GWM zu einem der wichtigsten chinesischen Automobilkonzerne machte, konnten nicht weitergeführt werden. Im Jahr 2022 trat Wang als stellvertretende Vorsitzende und Geschäftsführerin von GWM zurück.

Serie: Chinas Innovationsstrategie - Chancen und Risiken für den Westen

In unserer Serie beleuchten wir verschiedene Aspekte der aktuellen Forschungs- und Entwicklungsstrategie der Volksrepublik China. Bisher erschienen:

  1. So will China zum Hightech-Standort werden | China setzt im neuen Fünfjahresplan auf die Entwicklung von Hochtechnologie. Wie die Strategie aussieht und warum die Erfolgschancen hoch sind.
  2. Elektromobilität: China lockt deutsche Autoindustrie an | Die einheimischen Firmen dominieren bei Elektromobilität und autonomem Fahren, aber auch deutsche Konzerne zieht es nach China. Wie sie dort F&E vorantreiben.

Wang startet 2023 neu bei XPeng

Anfang 2023 wechselte Wang zu XPeng. In ihrer neuen Rolle wird sie für die Produktplanung, das Produktportfoliomanagement und den Vertrieb verantwortlich sein, teilte das Unternehmen mit. "Ihre Führungsqualitäten und ihr Fachwissen haben entscheidend dazu beigetragen, die Entwicklung einiger der erfolgreichsten Autoprodukte voranzutreiben, was ihr eine bemerkenswerte Anerkennung in der Branche eingebracht hat", so der XPeng-Vorsitzende He Xiaopeng. Bis "Made in China" im Westen allgemein für Spitzenqualität angesehen wird, sei es noch ein weiter Weg. Gründer He ist übrigens auch der Namensgeber des Unternehmens. XPeng ist sein abgekürzter Vorname Xiaopeng.

Das ist der Elektrofahrzeug-Hersteller XPeng

Für das 2014 als Start-up gegründete Unternehmen XPeng lief das Geschäft 2022 ziemlich gut und es konnte stolze Zuwachsraten aufweisen. XPeng verkaufte in China mehr als 120.000 Fahrzeuge; musste im ersten Quartal des laufenden Jahres jedoch einen starken Umsatzeinbruch von fast 50 Prozent hinnehmen. Die enormen Preisreduzierungen bei Tesla zwangen das Unternehmen dazu, die Preise für drei seiner vier Fahrzeuge um bis zu 13 Prozent zu senken.

Erste neue Modelle sind aber schon im Vorlauf. XPeng plant in diesem Jahr in China zwei neue und drei überarbeitete Modelle. In Europa steht die Einführung von zwei weiteren Modellen kurz bevor. "Wenn Sie die Produktplanung nicht entsprechend der Markt- und Markenpositionierung gestalten, ist es zu spät", begründet Wang die neue Modelloffensive.

Doch mit neuen Modellen allein kann der hart umkämpfte Markt nicht gewonnen werden. Dafür ist viel zu tun, und XPeng steht vor einem grundlegenden Umbau. Die für die Direktfilialen zuständige Autohandelsabteilung, das für die Händlerfilialen zuständige User-Service-Center und die Markenabteilungen werden zusammengelegt.

Wang und das weitere Management wollen XPeng globalisieren

Neben den neuen Managern aus der Elektronikbranche kommt mit Yi Han ein neuer Marketing-Chef von Geely. Yi war dort unter anderem bei der Eingliederung von Volvo in den chinesischen Autokonzern beschäftigt. Ob dies zu viele Umstrukturierungen in zu kurzer Zeit sind oder ob dadurch XPeng für die Zukunft gerüstet ist, wird sich zeigen. Brian Gu, stellvertretender Vorsitzender bei XPeng, erklärte gegenüber der 'Financial Times', dass chinesische Unternehmen, die zu den letzten verbleibenden Automobilherstellern gehören wollen, einen Jahresumsatz von mindestens drei Millionen Fahrzeugen erzielen müssten, der durch globale Exporte gestützt wird.

"Um zu diesem 'Drei-Millionen-Klub' zu gehören, reicht es nicht, nur in China tätig sein, sondern man muss ein Globalplayer sein. Wir denken, dass in diesem Szenario vielleicht fast die Hälfte des Absatzes von außerhalb Chinas kommt", so Gu. In etwa fünf bis zehn Jahren soll der Markt viel stärker konzentriert sein. Seiner Schätzung nach werde sich die Anzahl der Autokonzerne auf globaler Ebene bis dahin wahrscheinlich auf weniger als 10 reduzieren. Mithilfe der vielfältigen Erfahrungen von Frau Wang möchte XPeng diese Herausforderung meistern.

Überarbeitet von Julia Dusold

Sie möchten gerne weiterlesen?