Zhong Shanshan ist Mehrheitsinhaber des Impfstoffentwicklers Beijing Wantai Biological Pharmacy Enterprise und Gründer des größten Getränkeunternehmens Chinas, Nongfu Spring.

Zhong Shanshan ist Mehrheitsinhaber des Impfstoffentwicklers Beijing Wantai Biological Pharmacy Enterprise und Gründer des größten Getränkeunternehmens Chinas, Nongfu Spring. (Bild: Nongfu Spring)

Chinas Milliardäre verloren im vergangenen Jahr durch die Corona-Beschränkungen 18 Prozent ihres Kapitals. Das Vermögen von Zhong Shanshan hingegen stieg laut aktuellem Forbes Ranking und der Hurun-Liste der reichsten Chinesen um 17 Prozent auf umgerechnet 65,7 Milliarden US-Dollar, nachdem es zuvor durch die Börsenschwankungen um einige Milliarden zurückgegangen war. Damit bleibt er der reichste Chinese.

 

Die Anfänge: Fragwürdige Potenzmittel und Journalismus-Studium

Zhong wurde 1954 in Shaoxing, Provinz Zhejiang, geboren und geriet früh in das Chaos der Kulturrevolution. Seine Eltern wurden von den Roten Garden verfolgt, und er musste im Alter von zwölf Jahren die Schule abbrechen. Zhong arbeitete in verschiedenen Berufen, so als Bauarbeiter oder Getränkeverkäufer. Seine ersten Versuche, in der Pharmabranche Fuß zu fassen, scheiterten. Zhong verkaufte Potenzmittel, bis ihm von den Behörden die Erlaubnis dazu entzogen wurde, weil diese an ihrer Wirksamkeit zweifelten.

Ab 1977 konnte er, nachdem er zuvor mehrmals an der Aufnahmeprüfung gescheitert war, an der heutigen Zhejiang Radio & TV University Chinesisch und Journalistik studieren. Danach arbeitete er als Journalist für die Zhejiang Daily, bevor er sich 1988 selbstständig machte. „Ich interviewte damals als Reporter viele Unternehmensgründer, die noch heute erfolgreich sind. Das inspirierte mich dazu, auch selbst den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen“, so Zhong.

Der Aufbau: Gründung von Nongfu Spring und der Aufstieg zum nationalen Getränke-Giganten

Zhong zog dazu nach Hainan, die Tropeninsel im Süden Chinas, die damals eine der wenigen Sonderwirtschaftszonen war. Während seiner Zeit auf der Insel verkaufte er Pilze, Garnelen und Schildkröten, aber gründete auch eine eigene Zeitung. Danach arbeitete er als Handelsvertreter für die Getränkefirma Wahaha. Das bewog ihn, nachdem er wieder in seine Heimatprovinz Zhejiang zurückgekehrt war, dort seine eigene Getränkefirma mit Quellwasser zu gründen. 1993 stieg er in das Pharmaunternehmen Wantai ein und gründete 1996 das Getränkeunternehmen Nongfu Spring.

Unter Zhongs Führung entwickelte sich Nongfu Spring zu Chinas größtem Flaschenwasserhersteller und einem der weltweit größten Getränkekonzerne. Der Getränkekonzern nutzt moderne Technologien wie Cloud-Computing und Big Data, um einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. Dies ermöglichte eine beispiellose Marktexpansion im ganzen Land und verwandelte dieses ehemals kleine Unternehmen in einen nationalen Giganten. Nongfu steigt auch in die Lebensmittelproduktion ein und arbeitet dabei nach Unternehmensangaben mit regionalen Kleinbauern zusammen. Auch hierbei ist die Verarbeitung hoch technisiert und digital vernetzt.

Das sind Chinas Milliardäre und ihr Vermögen 2023

Die Investition: Zhong erwirbt Pharma-Unternehmen Wantai Medical

Mit den Gewinnen seines Wasser-Imperiums kaufte Zhong 2001 die Aktienmehrheit von Wantai Biological, das damals kurz vor dem Bankrott stand. Neben biodiagnostischen Reagenzien ist Wantai Biological auch an der Impfstoffforschung und -entwicklung beteiligt. Das Unternehmen war in den vergangenen Jahren ein Corona-Gewinner. Im ersten Halbjahr 2022 verdoppelte sich der Umsatz, und der Gewinn verdreifachte sich. Wantai Biological produziert unter anderem Testkits für Covid-19 und andere Krankheiten.  Der erste im Inland produzierte bivalente HPV-Impfstoff kommt aus Zhongs Firmenimperium, berichtet finance.sina.com.cn.

Der Börsengang: Steigende Aktienkurse machen Zhang zum reichsten Mann Asiens

Im Jahr 2020 gingen beide Unternehmen an die Börse. Danach sprudelten die Milliarden. Laut der Tianyancha-App ist Zhong derzeit an 135 Unternehmen beteiligt. Zhong hält direkt und indirekt 83,98% der Aktien von Nongfu Spring und 75,16% der Aktien von Wantai über die Holding Yangshengtang und ist damit der eigentliche Controller dieser beiden börsennotierten Unternehmen.

Laut Forbes machte ihn der steil steigende Aktienkurs nach dem Börsengang beider Konzerne zeitweise zum reichsten Menschen Asiens und zum sechstreichsten Menschen der Welt mit einem Nettovermögen von 95 Milliarden US-Dollar. Der reichste Mann Asiens zu werden sei nicht seine Absicht gewesen und sein Ranking auf der Liste der reichsten Menschen der Erde interessiere ihn nicht, sagte Zhong laut Yangtze River Business Daily.

Serie: Chinas Innovationsstrategie - Chancen und Risiken für den Westen

In unserer Serie beleuchten wir verschiedene Aspekte der aktuellen Forschungs- und Entwicklungsstrategie der Volksrepublik China. Bisher erschienen:

  1. So will China zum Hightech-Standort werden | China setzt im neuen Fünfjahresplan auf die Entwicklung von Hochtechnologie. Wie die Strategie aussieht und warum die Erfolgschancen hoch sind.
  2. Elektromobilität: China lockt deutsche Autoindustrie an | Die einheimischen Firmen dominieren bei Elektromobilität und autonomem Fahren, aber auch deutsche Konzerne zieht es nach China. Wie sie dort F&E vorantreiben.

Das Private: Wenig Interesse an der Geschäftswelt und zurückgezogenes Leben

Dabei bleibt der Selfmade-Multimilliardär gern im Hintergrund. Zhong ist in China unter dem Namen „einsamer Wolf“ bekannt, da er keine politischen Ambitionen hat und selten öffentlich auftritt. Die in China obligaten Empfänge meidet er, und die dabei oft ausufernden Trinkgelage sieht er kritisch. Alkohol möge er nicht. „Ich mag es nicht, mich mit Geschäftsleuten anzufreunden. In der Geschäftswelt möchte ich, dass es nur ein Geschäft ist“, so Zhong in der China Daily. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, nach dem Börsengang Dutzende leitende Mitarbeiter an dem Unternehmen zu beteiligen und damit schlagartig zu Millionären zu machen.

Über sein Privatleben ist nur sehr wenig bekannt. Berichte über verschwenderische Ausgabegewohnheiten gibt es nicht. Er wohnt in Zhejiangs Provinzhauptstadt Hangzhou, am in China viel besungenen Westsee und gilt in der Stadt der - je nach Börsenkurs - 30 oder 40 Milliardäre als „Anti-Jack-Ma“, als Gegenbild des Alibaba-Gründers aus Hangzhou, der gern seine vielen Millionenimmobilien zeigt. Ma hat jedoch auch bereits 2014 die Jack Ma Foundation gegründet und möchte seine Milliarden für Bildungsarbeit, Philanthropie und dem Umweltschutz ausgeben. Zhong gibt sich dagegen bescheiden.

Etwas Licht in sein Familienleben kommt aus den Informationen des Börsenpakets von Nongfu Spring. Lu Xiaowei, die ältere Schwester seiner Frau, besitzt laut einem Bloomberg-Bericht vom September 2020 einen Anteil von 1,4 Prozent an Nongfu Spring. Zwei weitere Geschwister seiner Frau besaßen demnach ähnlich große Anteile, und auch Zhongs eigenen Schwestern, Zhong Xiaoxiao und Zhong Xuanxuan, gehörten Anteile im Prozentbereich.

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Die Zukunft: Nachfolger gesucht

Im Januar 2021 verließ Zhong den Vorstand seines Pharmaunternehmens Wantai aus persönlichen Gründen, wie Bloomberg berichtet. Wie geht es weiter mit Zhongs Firmenimperium, rätseln chinesische Finanzanalysten. Das Unternehmen sei wenig differenziert, und die beiden Bereiche Pharma / Medizintechnik und Getränke böten wenig Synergien.

Der Erfolg des Getränkeimperiums basiere weniger auf Innovationen und mehr auf geschicktem Marketing. Der Impfstoffmarkt ist hart umkämpft, und neue Anbieter liefern sich Preiswettkämpfe.

Ob Wantai auch in Zukunft herausragende Leistungen bringen kann, bleibt abzuwarten, schätzt China Times. Zhong muss jetzt, wie auch andere Unternehmensgründer in China, seinen Nachlass regeln. Zhongs Sohn Zhong Shu Zi ist als nicht-geschäftsführender Direktor des Unternehmens aufgeführt. Die China Daily berichtet, dass Zhong zwei weitere Kinder hat.

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Container mit chinesischer Flagge darauf
(Bild: Destina - stock.adobe.com)

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Überarbeitet von Julia Dusold

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