
Die Energiewende ist teuer, aber es gibt enormes Einsparpotenzial. Eine neue Analyse zeigt, wie sich mit effizienteren Maßnahmen über 300 Milliarden Euro einsparen lassen – ohne die Klimaziele zu gefährden. (Bild: Александр Марченко - stock.adobe.com - KI-generiert)
Der Bundesverband der Deutschen Industrie sieht in der Energiewende ein signifikantes Einsparpotenzial. Gemäß einer Analyse der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group im Auftrag des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) könnte eine effizientere Umsetzung der Energiewende bis zum Jahr 2035 zu Einsparungen in Höhe von mehr als 300 Milliarden Euro führen. In der Konsequenz könnten die Strompreise für die meisten Verbraucher sinken.
Als ein Beispiel wird genannt, teure Erdkabel beim Ausbau der Stromnetze zu vermeiden. Der stellvertretende BDI-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch betont, dass bisherige Planungen, die mit hohen Kosten verbunden sind, an aktuelle Nachfrage- und Kostenentwicklungen angepasst werden müssen. Die Analyse wurde inmitten der Koalitionsverhandlungen von CDU, CSU und SPD präsentiert.
Was ist die Energiewende?
Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein, das heißt, nicht mehr Treibhausgase ausstoßen, als wieder gebunden werden können. Das bedeutet den schrittweisen Ausstieg aus fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas. Die Studie im Auftrag des BDI zeigt, dass die Kosten des Umbaus deutlich gesenkt und der Industriestandort Deutschland gestärkt werden können, ohne die langfristigen Klimaziele zu gefährden.
Die deutsche Industrie äußert seit geraumer Zeit im internationalen Vergleich die Besorgnis über die hohen Energiekosten. Die hohen Energiekosten haben laut Lösch den Druck erhöht, die Energiewende kosteneffizienter umzusetzen. In ihrem Sondierungspapier haben Union und SPD Entlastungen bei den Energiekosten in Aussicht gestellt.
Gemäß einer Studie müssten insbesondere beim Strom Effizienzpotenziale gehoben und große Kostenrisiken begrenzt werden. Der aktuelle Ausbau der Stromnetze, der erneuerbaren Energien und der Wasserstoffnetze erfolge demnach nicht bedarfsgerecht.
Für das Jahr 2030 wird eine geringere Stromnachfrage prognostiziert als von der Regierung erwartet. Als Gründe werden Probleme beim Ausbau der Elektromobilität sowie verfehlte Ziele bei Wärmepumpen angeführt.
Die aktuelle Planung berge demnach an zahlreichen Stellen unnötig teure Lösungen, wie etwa die Verstromung von "grünem" Wasserstoff. Dieser wird auf der Basis von Ökostrom produziert. Demgegenüber wird die Produktion von "blauem Wasserstoff", welcher in der Regel aus Erdgas gewonnen wird, als eine langfristig kostengünstigere Option betrachtet.
Hohe Kosten vermeiden
Es sollten unnötig hohe Kosten vermieden werden, heißt es in der Studie. So sollte wo möglich auf teure Lösungen wie Erdkabel und insbesondere auf Höchst- und Hochspannungsebene verzichtet werden.
Seit 2016 gilt ein Erdkabelvorrang für große «Stromautobahnen». Er war von der damaligen Koalition aus Union und SPD eingeführt worden, um die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Netzausbau zu erhöhen. Hintergrund waren Sorgen vor „Monstertrassen“. Im Sondierungspapier von Union und SPD heißt es zum Netzausbau, dieser solle «zügig, zielgerichtet und kosteneffizient» vorangetrieben werden.
In der neuen Studie im BDI-Aufrag heißt es weiter, zukünftige Erzeugungskosten könnten sinken, wenn anteilig mehr Windräder an Land statt auf See errichtet sowie Solaranlagen auf Freiflächen statt auf Dächern installiert werden. Außerdem sollte der Zubau erneuerbarer Energien stärker nach regionalem Bedarf gesteuert werden. Stromspeicher sollten stärker ausgebaut werden
dpa