Trailer verkaufen, ist ein Bestandteil des Geschäfts von Schmitz Cargobull. Dass die anfallenden Daten - auch Kundendaten - durch den heutigen Datenaustausch sicher sind, ist für das Verhältnis zum Kunden zwingend notwendig. Dafür hat Schmitz Cargobull das Data Management Center geschaffen.

Trailer verkaufen ist 'nur' ein Bestandteil des Geschäfts von Schmitz Cargobull. Dass die anfallenden Daten - auch Kundendaten - durch den heutigen Datenaustausch sicher sind, ist für das Verhältnis zum Kunden zwingend notwendig. Dafür hat Schmitz Cargobull das Data Management Center geschaffen. (Bild: Schmitz Cargobull)

Wie ist es möglich, als Familienunternehmen Marktführer in Europa zu sein und in der heutigen Zeit nicht nur alle Anforderungen an die Digitalisierung sowie Cybersecurity zu erfüllen – und dabei noch anhand der digitalen Daten den Service besser zu monetarisieren? Das verrät Stefan Grawe, General Manager der Cargobull Telematics GmbH, der Digitaleinheit der Schmitz Cargobull AG. Er verrät auch, warum er Anbietern von großen Datenplattformen beispielsweise aus China nicht traut.

Grawe weiß durchaus zu überraschen: "Wir sind ein Familienunternehmen in der vierten Generation. Uns gibt es seit 1892 und dieses Thema Familienunternehmen ist letzten Endes einer der Hauptfaktoren, dass wir unser digitales Produkt erfolgreich machen konnten."

Verantwortung für die Branche durch Marktführerschaft

Er hebt die Marktführerschaft des Unternehmens hervor, denn "wir haben im letzten Jahr mit knapp 7.000 Mitarbeitern einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro gemacht, sind europäischer Marktführer und produzieren circa 60.000 Einheiten, also Trailer, pro Jahr. Wir haben über alle Produktsegmente einen Marktanteil von 23 Prozent. Im Bereich Kühl-Sattelauflieger, das sind die Fahrzeuge, mit denen Lebensmittel, Pharmazeutika oder auch Sicherheitsprodukte beziehungsweise High Value Produkte wie Telefone oder Mobiltelefone, Fernseher, Technologie, Impfstoffe transportiert werden, haben wir einen Marktanteil in Europa von über 50 Prozent." Der nächstgrößte Hersteller - auch ein deutsches Familienunternehmen - hat laut Grawe 15 Prozent Marktanteil in diesem Segment.

Dabei betont Grawe die Verantwortung, die mit dieser Position einhergeht: "Das heißt, wir haben hier auch eine besondere Verantwortung, eben über die Größe, insbesondere im Bereich Kühl-Auflieger. Wir produzieren unsere eigenen Achsen und Kühlgeräte - und haben mittlerweile ein Portfolio von 110.000 aktiven Telematikeinheiten."

Digitale Transformation in der Logistikbranche unaufhaltsam

Eben jene Telematik spielt eine zentrale Rolle, da sie es dem Hersteller ermöglicht, einen Mehrwert für seine Kunden zu schaffen und gleichzeitig die Effizienz und Sicherheit der Transporte zu erhöhen.

"Unser Ziel ist es, die Art und Weise, wie Logistik betrieben wird, zu verändern und dabei stets die Bedürfnisse unserer Kunden im Blick zu behalten", sagt Grawe und betont, dass "wir mit unserem Schmitz Cargobull Data Management Center noch einen Schritt weitergehen. Wir bieten nicht nur hochwertige Fahrzeuge, sondern auch die digitale Infrastruktur, die es unseren Kunden ermöglicht, ihre Logistikprozesse effizienter, sicherer und transparenter zu gestalten."

Laut Grawe ist die digitale Transformation der Logistikbranche unaufhaltsam. "Wir sind stolz darauf, diese Transformation mitzugestalten und unseren Kunden die Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie benötigen, um in dieser neuen Ära erfolgreich zu sein."

Fokus liegt auf Datensicherheit

"Wir haben eine Single-Gateway-Strategie implementiert, die sicherstellt, dass unsere Telematik-Steuergeräte die einzige Quelle sind, die Daten sammelt und sendet. Denn die Sicherheit und Privatsphäre der Daten unserer Kunden ist für uns von größter Bedeutung."

Dabei ist das Schmitz Cargo Data Management Center eine Plattform, die Kunden volle Kontrolle und Transparenz über ihre Daten bietet. "Kunden können genau festlegen, welche Daten zu welchem Zeitpunkt und an wen gesendet werden. Diese Flexibilität und Sicherheit ist in der Logistikbranche beispiellos", so Grabe.

Einblicke in die Datenerhebung bei Schmitz Cargobull

Grawe erklärt dazu: "In unserem Geschäft ist die präzise Datenerhebung nicht nur eine Option, sondern eine absolute Notwendigkeit. Nehmen wir das Beispiel der Kühldaten unserer Kühl-Auflieger. Diese Daten sind lebenswichtig, um die Integrität der Kühlkette zu gewährleisten. Besonders deutlich wurde dies bei den ersten Transporten des Covid-19-Impfstoffs. Ein Ausfall der Kühlkette hätte katastrophale Folgen gehabt, nicht nur für die Impfstoffe selbst, sondern auch für unser Ansehen als zuverlässiger Partner in der Logistikbranche."

Überwachung und Sicherheit der Ladung

"Weiterhin geht es nicht nur um die Kühldaten", fährt Grabe fort. "Wir erfassen eine breite Palette von Informationen, die alle dazu dienen, die Sicherheit und Effizienz unserer Transporte zu maximieren. Dazu gehören Daten über das Türverschlusssystem, EBS- und ABS-Daten, Reifendruckdaten und vieles mehr." Dabei zählt jedes Detail, um die höchstmögliche Qualität unserer Dienstleistungen zu gewährleisten.

"Ein besonders interessanter Aspekt ist die Überwachung der Ladung selbst", erläutert Grawe. "Durch den Einsatz von Bluetooth oder RFID-Chips können wir genau verfolgen, ob die Ladung während des Transports sicher ist. Dies gibt unseren Kunden ein zusätzliches Maß an Sicherheit und Vertrauen in unsere Dienstleistungen."

Positionsdaten und Just-in-Time-Lieferungen

Grawe betont auch die Wichtigkeit der Positionsdaten: "Für die deutsche Industrie, die stark auf Just-in-Time- oder Just-in-Sequence-Lieferungen angewiesen ist, sind genaue Positionsdaten unserer Fahrzeuge von unschätzbarem Wert. Es geht nicht nur darum, zu wissen, wo sich ein Fahrzeug befindet, sondern auch darum, die Produktion und Lieferketten unserer Kunden präzise zu planen und zu optimieren."

Daten in der Logistik und deren Schutz

In der fortschreitenden Diskussion über die Rolle der Daten in der modernen Logistik und deren Schutz hebt Grawe hervor, wie sein Unternehmen diese Herausforderungen angeht. "Letzten Endes gehören da auch die Daten vom Endbenutzer, das heißt vom Supermarkt, der die Ware entgegennimmt und dann in seinem Geschäft verkauft. Oder auch von der Apotheke, die die Pharmaprodukte vertreibt. Sämtliche dieser Daten befinden sich heute für unsere Kunden innerhalb eines großen Transportauftrags oder innerhalb einer großen Schnittmenge an Supply-Chain-Daten."

Warnung vor gewissen, großen Datenplattformen

Doch an dieser Stelle warnt Grawe: "Alle diese Daten sind leider sehr, sehr transparent. Denn mittlerweile gibt es sehr große Datenplattformen in verschiedenen Ländern – beispielsweise Russland, China, Cayman Islands oder USA, weil unsere Kunden nicht in der Lage sind, einfach aufgrund ihrer Größe eine eigene IT vorzuhalten, um mit dieser IT ihre Daten an ihren Endkunden, den sogenannten Verlader, weiterzuleiten. Diese Datenplattformen erhalten Milliardeninvestments eben aus einigen dieser Länder."

Dazu stellt Grawe eine rhetorische Frage: "Und warum investieren große Staatsfonds, beispielsweise chinesische, in diese Datenplattformen? Weil sie so wahnsinnig viel Macht erhalten. Denn unsere Kunden, die Spediteure, geben einmal ihre Daten frei. In der Regel leiten diese Datenplattformen die Daten auch weiter an die Verlader. Aber was machen die Plattformen dazwischen damit? Dieses reine Datenweiterleiten, das bringt nicht das große Geld. Denn das große Geld für diese Plattformen liegt darin, die Supply Chain zu kontrollieren und möglichst viele Daten über die Warenverkehre, insbesondere in Europa, anzusammeln."

Lösung für das Problem des Datendiebstahls

In diesem Zusammenhang betont Grawe die Herausforderungen und die Lösungsansätze seines Unternehmens: "Das ist eben eine Situation, mit der heute jeder Spediteur, egal ob er ein, zehn, hundert oder tausend Fahrzeuge hat, konfrontiert ist. Das ist eine Situation, für die kaum ein Spediteur oder kaum ein Transportunternehmen eine Lösung hat. Übrigens auch nicht die Verlader. Die sind auch daran interessiert, dass die Daten - von wem ihre Waren transportiert werden, wie die Qualität ist und ob die Kühlkette eingehalten worden ist - nicht für jeden zur Verfügung stehen. Genau dieses Problem haben wir gelöst."

Data Management Center ersetzt Datenplattform

Grawe führt weiter aus: "Somit ist das Schmitz Cargobull Data Management Center letzten Endes eine Datenplattform. Ich beschreibe das immer als eine Art Schleusencenter, in das die Kunden die Daten aus all ihren Assets, aber auch Daten aus Drittsystemen, wie Transportmanagement-System, ERP-System und so weiter und so fort einfließen lassen. Wo der Kunde über unser Frontend die Möglichkeit hat, die Schleuse zu öffnen für bestimmte Daten zu einem bestimmten Adressaten - und sie auch wieder zu schließen."

Volle Kontrolle über sämtliche Daten

Er verdeutlicht die Neuerungen, die das System mit sich bringt: "In der Vergangenheit konnte ein Kunde mit allen diesen großen Plattformen seine Daten einmal weiterleiten. Doch ab diesem Moment sind 24/7 alle seine Daten geflossen. Aber er wusste nicht wohin."

Das ist jetzt anders, denn jetzt kann der Kunde sagen, dass "er seinem Verlader und dem Supermarkt XY Daten für die Transporte liefern möchte, die er für ihn durchführt. Aber dieser Supermarkt ist nur interessiert an den Temperaturdaten meiner Fahrzeuge und nicht an den Temperaturdaten der gesamten Flotte, sondern nur an den Daten der Fahrzeuge 1, 25 und 47. Und das auch nicht 24/7, sondern nur an den Tagen Montag, Mittwoch und Freitag, wo ich für diesen Kunden fahre", unterstreicht Grawe.

Das heißt, man ist in der Lage einzustellen, wer bekommt wann Daten und man kann den Datenfluss auch wieder zurückzunehmen. "Das ist der Hintergrund unseres Schmitz Cargobull Data Management Centers", erläutert Grawe.

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Vertrauen schafft Kundenbindung - und Neugeschäfte

Grawe betont weiter die Ziele des Unternehmens: "Wir wollen mit diesem Instrument und mit dem Vertrauen, das die Kunden in uns haben, Kundenbindung schaffen. Sonst hätten wir nicht 50 Prozent Marktanteil in bestimmten Marktsegmenten. Und wir gewinnen gleichzeitig eine neue Kundenbasis dazu. Das sind die Verlader. Diese haben ihren Transportauftrag, indem sie beispielsweise einen LKW mit Lebensmitteln von A nach B zu einem Supermarkt transportieren. Heute geben auch die Verlader diesen Transportauftrag in unser Data Management Center und damit direkt an die Spedition – und nicht mehr an die großen Datenplattformen. Das heißt, diese Zwischenebene, wo man nicht weiß, was mit den Daten passiert, konnten wir erfolgreich ausschalten."

Zur Vision des Unternehmens äußert sich Grawe wie folgt: "Bis 2030 möchten wir über eine Million Assets und über 50.000 Speditionen angebunden haben, das ist so gut wie jede Spedition in Europa."

Predictive Maintenance sowie Predictive Services

"Zudem wollen wir auf Basis dieser Daten unseren Kunden die Möglichkeit geben, eine Datenplattform zu nutzen, auf der sie Applikationen anbinden können, von Drittparteien und nicht von uns, die ihr Leben einfacher machen. Wir wollen Ende zu Ende eine datengetriebene Kundenerfahrung schaffen durch das, was wir tun", erklärt Grawe.

Er fügt hinzu: "Damit sind wir übrigens die Ersten in der gesamten Nutzfahrzeugbranche - und wir glauben auch in der Pkw- und Automobilbranche. Wir haben im letzten Jahr als erster Hersteller Predictive Maintenance für einen sehr kleinen Teil unserer Fahrzeuge beziehungsweise einige Komponenten gelauncht. Aber diese Predictive Maintenance, diese Predictive Services, die wollen wir natürlich weiter ausbauen."

Unter anderem natürlich, weil es laut Grawe hilft, Ersatzteile zu verkaufen. "Aber vor allen Dingen - und da sind wir wieder beim Kern - weil es uns hilft, als Fahrzeughersteller Vertrauen unserer Kunden zu behalten und Fahrzeuge zu verkaufen. Denn wenn der Kunde weiß, ein Schmitz Cargobull-Fahrzeug ist das Fahrzeug, wo meine Daten sicher sind, wo ich tatsächlich Unterstützung bekomme, wenn mein Asset mal ausfällt, ich eine Panne habe oder diese Panne sogar verhindert wird, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass er sich wieder für eines unserer Produkte entscheidet", prognostiziert Grawe.

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Hohe Bedeutung offener Schnittstellen

Dazu betont Grawe die Bedeutung offener Schnittstellen und der Zusammenarbeit: "Diese Kollaboration hat dazu geführt, dass wir mittlerweile mehrere hundert große Partner haben, die mit uns diesen Datenaustausch vorantreiben und mit denen wir für die Transport- und Logistikbranche ein Ökosystem schaffen, in dem die Daten sicher sind und indem diese Daten, die jeder Transportunternehmer sowie jeder von uns jeden Tag generiert, einen Wert haben."

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