Schokoladenfabrik

Eine Schokoladenfabrik kann auch digital! Wie genau zeigt der Schokoladenhersteller JR Die Schokoladenfabrik auf. (Bild: IMRON HAMSYAH - stock.adobe.com (generiert mit KI))

Mobile Datenerfassungslösungen (MDEs) für die Intralogistik kommen im SAP-Umfeld seit Jahren bei produzierenden Unternehmen zum Einsatz. Doch viele Lösungen sind mit der Zeit veraltet, geraten an ihre technischen Grenzen oder haben mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung der internen Prozesse und Abläufe in Produktion und Logistik nicht Schritt gehalten. So auch beim Schokoladenhersteller JR Die Schokoladenfabrik, ein unabhängiges Familienunternehmen der Rausch-Gruppe. Das Unternehmen setzte in der Vergangenheit eine MDE-Lösung für den Wareneingang ein. Jedoch war ein automatischer Datentransport in SAP nicht gegeben, weshalb eine Modernisierung nötig wurde. Die neue Lösung sollte die komplette Logistikkette abdecken und hier insbesondere die Produktionsversorgung sicherstellen.

Mithilfe der Mobility Plattform von Membrain, einem Unternehmen aus München, bildet die JR Die Schokoladenfabrik nun Materialflüsse mobil sowie digital ab und bringt die Daten in Echtzeit ins SAP-System. Dabei bilden eine kontinuierliche sowie lückenlose Erfassung und Verwaltung dieser Daten in der Intralogistik und Produktion die entscheidende Grundlage für reibungslose Prozesse. Vor Umsetzung einer weitläufigen Digitalisierung wurden bei JR Die Schokoladenfabrik die Daten für diverse Logistikprozesse, wie unter anderen Ein-, Aus- und Umlagerungen, Bearbeitung von Transportaufträgen und Inventuraufnahme handschriftlich erfasst und dann manuell ins damalige ERP-System übergeben. Dieser Prozess war nicht nur sehr zeitaufwendig und umständlich, sondern auch fehleranfällig. Die Abläufe sollten verbessert sowie beschleunigt werden, um zeitnahe Buchungsvorgänge bei gleichzeitiger Reduktion von Erfassungsfehlern, Papierbedarf und Kosten zu erreichen.

„Mit einer neuen, mobilen Lösung wollten wir zunächst unsere Abläufe beim Warenein- und-ausgang von analog auf digital umstellen, um von der zeitaufwendigen und fehlerhaften Papier- und Stift-Methode unabhängig zu machen“, so Stefan Ludwig, Leiter Logistik von JR Die Schokoladenfabrik. Aber die neue Lösung sollte noch mehr können: Neben einer komplett digitalen Erfassung aller Buchungsprozesse sollten die Daten ohne Medienbrüche in Echtzeit ins SAP übergeben werden. „Darüber hinaus wollten wir mit der neuen Lösung künftig auch die Produktionsversorgung sicherstellen und die Umlagerung, Kommissionierung und Inventur digital und mobil durchführbar gestalten“, so Ludwig.

Kongress Digitale Fabrik

Digitale Fabrik
(Bild: Gorodenkoff - stock.adobe.com)

Auf dem Kongress "Digitale Fabrik" treffen sich jährlich Expertinnen und Experten der digitalen Produktions- und Fertigungsplanung zum intensiven und vor allem persönlichen Austausch.

 

Der nächste Kongress findet 2025 statt.

 

Weitere Informationen zum Kongress gibt es hier: Alles zur Digitalen Fabrik!

Bevor das Digitalisierungsprojekt konkret realisiert wurde, definierte Ludwig mit den entsprechenden Fachbereichen die Ziele und Anforderungen an die neue Lösung. Höhere Prozesssicherheit, Steigerung der Effizienz diverser Abläufe, eine bessere Transparenz der gesamten Intralogistik und Warenwirtschaft sowie letztlich auch die Vereinfachung der Prozesse waren die Hauptziele.

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Immer den aktuellen Lagerbestand im Blick

Um die physischen Lagerbewegungen und -Bestände mit den systemischen zu synchronisieren bzw. abzugleichen, bedarf es einer Vernetzung aller relevanten Systeme. Dabei ist die Echtzeit-Kommunikation zwischen der Front- und Backend-Welt entscheidend. Die Lösung sollte deshalb per App Daten mobil erfassen und ohne manuelle Zwischenschritte unmittelbar an SAP übermitteln und dort verbuchen, um Medienbrüche zu vermeiden. Seit 2018 setzt JR Die Schokoladenfabrik auf die SAP-Lösung S/4Hana. Die neue MDE-Lösung musste deshalb über standardisierte Schnittstellen verfügen.

Des Weiteren wurde auf ein unterbrechungsfreies sowie stabiles Arbeiten höchsten Wert gelegt, unabhängig davon, wo man sich im Werk befindet. Zudem sollte die Lösung flexibel und skalierbar sein, um spätere Digitalisierungsprojekte auch in anderen Fachabteilungen zu realisieren, zum Beispiel in der Produktion. Aus Anwendersicht war es wichtig, dass mithilfe der mobilen Lösung der gesamte Prozess der Lagerbewegungen einfach, intuitiv, unterbrechungsfrei und vollständig abgewickelt werden konnte.

„Der Treiber unserer aktuellen und künftigen Digitalisierungsmaßnahmen ist es, die komplexe SAP-Welt vernünftig mit MDE abzubilden und den Mitarbeitern ihre Arbeit so einfach wie möglich zu machen“, so Ludwig. „Wir erkannten sofort, dass die durchgängige Lösung Membrain-IoT – Plattform für Industrie 4.0 mit ihren umfangreichen Funktionen und Erweiterungsmöglichkeiten unsere gesamten und auch zukünftigen Anforderungen abdecken kann. Zudem hat uns das Gesamtpaket überzeugt.“


Digitaler Wareneingang ohne Stift und Zettel

Vor der Umsetzung der digitalen Lösung wurde die Lieferung von einem Mitarbeiter angenommen, der dem LKW eine Rampe zuwies. Der Abgleich jeder einzelnen Palette mit dem Lieferschein erfolgte händisch. In einem weiteren Schritt gab der Logistiker dann die Informationen ins SAP ein. Im Büro ausgedruckte Etiketten klebte er als nächstes manuell auf jede einzelne Palette auf, bevor die Paletten dann auf den zugewiesenen Stellplätzen eingelagert wurden. Mit der neuen Lösung muss der Lagermitarbeiter für die Erfassung der eingehenden Waren lediglich den Lieferschein scannen oder die Bestellnummer händisch eingeben und hat so automatisch alle nötigen Daten auf seinem mobilen Gerät. Anschließend scannt er die Paletten zur Prüfung und druckt direkt das entsprechende Etikett mit einem mobilen Drucker. Dieses wird mit dem ausgewiesenen Stellplatz auf die Paletten geklebt. Bei JR Die Schokoladenfabrik gibt es mehr als 15.000 unterschiedliche Etiketten. Da die Software auch zur Quittierung am Zielort einer Palette beziehungsweise auf dem Weg dorthin mittels Teilquittierung verwendet wird, ist eine Verwechslung so gut wie ausgeschlossen.

„Dies ist besonders wichtig, wenn man bedenkt, dass unterschiedliche Chargen gleichzeitig angeliefert werden können und dementsprechend beim Wareneingang gekennzeichnet werden müssen. Die Medienbrüche des alten Verfahrens konnten hier unter Umständen Probleme bereiten. Eine durchgängige und lückenlose Deklaration ist Pflicht“, berichtet Ludwig.

Nachdem alle Positionen bearbeitet worden sind, wird die Buchung im Hintergrund durchgeführt und die notwendigen Daten automatisch im SAP-System gespeichert. Sämtliche Buchungsdaten werden lokal auf dem Mobilgerät zwischengespeichert, bis die jeweilige Buchung aus dem SAP-System quittiert wird. Verbindungsabbrüche, Datenverluste oder Doppelbuchungen können somit vermieden werden.

Digitalisierte Arbeitsabläufe bei der Intralogistik und Inventur

Weitere Logistikaufgaben werden mittlerweile mit der mobilen Lösung erledigt. Im Bereich der Produktionsversorgung werden die zur Arbeitsvorbereitung benötigten Materialien direkt mit Transportaufträgen versehen. Diese lassen sich in einer Liste auf dem mobilen Gerät darstellen und können von den Logistikmitarbeitern bearbeitet werden. Eine weitere Übersicht im Gerät zeigt alle anderen Transportaufträge an, die ebenfalls von den Mitarbeitenden mobil bearbeitet werden können. Die Membrain-Lösung wird auch für die Stellplatz-Umlagerung einer Palette und für die Kommissionierung eingesetzt. Dort werden einzelne Paletten via Pick/Pack-Verfahren jeweils einer im SAP erstellten HU/NVE zugeordnet. Außerdem findet die Lösung Einsatz im Rahmen der Stichtagsinventur. Dazu legen die Mitarbeitenden in SAP einen Inventurbeleg an und geben die Daten ein. Die Software führt den Mitarbeiter dann zu dem Platz, an dem die Inventur durchgeführt werden soll, und die Zählung wird vor Ort eingegeben und gespeichert.

„Mit der Membrain-Lösung sind wir nun in der Lage, wesentlich effizienter in der Logistik, Materialwirtschaft und der Produktionsversorgung zu arbeiten, alle Prozesse sicherer zu gestalten und mögliche Fehlerquellen zu eliminieren“, resümiert Ludwig. „Je Wareneingang sparen wir so zwischen 5 und 30 Minuten, sodass die LKW schneller abgefertigt werden können.“

Fabrik des Jahres

Logo Fabrik des Jahres
(Bild: SV Veranstaltungen)

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Mehr zu den diesjährigen Siegerwerken lesen Sie hier!

 

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Digitale Roadmap der JR Die Schokoladenfabrik

„Unsere kontinuierlichen Verbesserungsmaßnahmen durch Digitalisierung sind aber noch längst nicht abgeschlossen. Aktuell arbeiten wir an weiteren Einsatzmöglichkeiten der mobilen Lösung“, so Ludwig. So wird derzeit im Lagerbereich an einer Funktion der App gearbeitet, die alle Informationen zu einer bestimmten Palette darstellen kann. Auch eine Funktion, die leere Lagerplätze nach Lagertyp anzeigt, ist bereits in Arbeit. Des Weiteren ist eine Erweiterung für das Bereitstellen von LKW-Ladungen für den Warenausgang geplant.

Darüber hinaus soll die mobile Lösung samt Apps im gesamten Werk eingeführt werden. Weitere Digitalisierungsmaßnahmen sind außerdem in den Bereichen Produktion sowie Qualitätskontrolle geplant. Mitarbeitende sollen mithilfe einer Checklisten-App schneller und effizienter arbeiten.

„Bei unserer Digitalisierungsreise spielt die modulare und skalierbare IT-Architektur der Membrain-Lösung eine wichtige Rolle, denn sie ermöglicht uns, laufend neue Funktionen zu implementieren“, so Ludwig. So wird die Digitalisierung bei JR Die Schokoladenfabrik kontinuierlich vorangetrieben, um den Optimierungsgrad aller logistischen Abläufe und Prozesse künftig noch weiter zu erhöhen. Damit wird aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen wie Fachkräftemangel und gestörten Lieferketten entgegengewirkt.

Über JR Die Schokoladenfabrik:

  • JR Die Schokoladenfabrik ist Teil der Rausch-Gruppe und ein unabhängiges Familienunternehmen.
  • Seit 1983 produziert das Unternehmen am niedersächsischen Standort in Peine Schokolade auf höchstem Niveau.
  • Dafür engagieren sich jeden Tag 300 Mitarbeiter:innen auf einem Areal von 180.000 Quadratmeter.
  • In der Schokoladenfabrik werden jedes Jahr mehr als 100 Millionen Tafeln Schokolade hergestellt und in 32 Länder ausgeliefert.

Quelle: Membrain

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