Mehr als 550 Gäste haben das 25-jährige Jubiläum des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU mit einem festlichen wissenschaftlichen Symposium und einer Jubiläumsfeier begangen.
Bei dem Festakt im Audimax des langjährigen Forschungspartners TU Chemnitz sprach Professor Johanna Wanka und hob dabei die Bedeutung des Instituts für ganz Ostdeutschland hervor: "Als das Fraunhofer IWU vor 25 Jahren als erstes Fraunhofer-Institut in den östlichen Bundesländern gegründet wurde, war das ein wichtiges Signal, damit nicht alle aus der Region weggehen, sondern sehen: Hier entsteht Neues, hier gibt es Chancen für die Zukunft. Und es hat sich gezeigt, dass dieses Signal gehört wurde und wunderbar funktioniert hat."
"Glücksfall für die Chemnitzer"
Auch Barbara Ludwig, Oberbürgermeisterin der Stadt Chemnitz, unterstrich die Bedeutung des produktionswissenschaftlichen Instituts für die Region und bezeichnete es als Glücksfall, dass das Fraunhofer IWU in Chemnitz einen Standort gefunden habe, "an dem es in kürzester Zeit zum Schwungrad für den sächsischen Werkzeugmaschinenbau avancierte."
Professor Reimund Neugebauer, Fraunhofer-Präsident und ehemaliger Institutsleiter des IWU, lobte die Forschungsprojekte am Institut: "Fraunhofer steht für herausragende wissenschaftliche Leistungen und löst die unterschiedlichsten Fragestellungen mit direktem Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft. Mein Dank geht heute an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IWU, die durch exzellente Forschungsarbeit mit großer wissenschaftlicher Tiefe und durch innovative Ideen maßgeblich am Erfolg von Fraunhofer mitwirken. Da kann ich nur sagen: vielen Dank und machen Sie weiter so!"
Neues Leistungszentrum steht vor dem Start
Professor Andreas Schubert, amtierender Rektor der TU Chemnitz, zeigte auf, wie stark die Universität und das Fraunhofer-Institut im engen Schulterschluss Innovationen vorantreiben. Uwe Gaul, Sächsischer Staatssekretär für Wissenschaft und Kunst, betonte die Innovationskraft Sachsens, die sich insbesondere an der hohen Dichte an Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Freistaat zeige. Maßgebliche Impulse in dieser Forschungslandschaft liefere das Fraunhofer IWU.
Professor Helmut Waltl, Vorstand Produktion der Audi AG und Kuratoriumsvorsitzender des Fraunhofer IWU, ließ erfolgreiche gemeinsame Projekte des Automobilherstellers mit den Chemnitzer Forschern Revue passieren. Auch Prof. Welf-Guntram-Drossel, Institutsleiter am Fraunhofer IWU, lieferte einen Ausblick auf ein geplantes Leistungszentrum "Smart Production", das die Kompetenzen des Fraunhofer IWU, des Chemnitzer Fraunhofer-Instituts für elektronische Nanosysteme ENAS sowie des Leichtbau-Exzellenzclusters MERGE an der TU Chemnitz bündeln wird.
Von der Historie in die Zukunft
Das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU nahm 1991 als erste Einrichtung der Fraunhofer-Gesellschaft in Ostdeutschland seine Arbeit auf. In dem heute etwa 500 Mitarbeiter zählenden Institut waren ursprünglich 37 an den Start gegangen. Die Mission der Mitarbeiter, damals wie heute: die sächsischen Traditionen im Automobil- und Maschinenbau in die Zukunft führen.
Die Kernkompetenz des Instituts ist die Umformtechnik, die besonders für die Automobilindustrie große Bedeutung besitzt. Hierbei richtete das Fraunhofer IWU den Blick heute auf die gesamte Prozesskette und die damit verbundenen Werkzeugmaschinen sowie den Werkzeug- und Formenbau. Ressourceneffizienz und Leichtbau standen und stehen hier stets im Fokus.
Vor diesem Hintergrund entwickelten die Fraunhofer-Forscher innovative Umformverfahren wie das geregelte Tiefziehen oder das Innenhochdruck-Umformen. So wurde das Institut zu einem anerkannten Systempartner für die Automobilindustrie und ihre Zulieferer. Wie Professor Waltl hervorhob, zählen zu den Ergebnissen der ganzheitlichen Herangehensweise der IWU-Wissenschaftler Innovationen, die inzwischen weltweit im gesamten VW-Konzern Anwendung finden.
Ressourceneffiziente Produktion vorantreiben
Angesichts der Energiewende und knapper werdender Ressourcen denken die Forscher des Fraunhofer IWU heute industrielle Produktion von Grund auf neu und entwickeln das E3-Konzept. Dessen drei »E« stehen für Energie und Ressourcen einsparende Technik, effiziente Fabriken und Einbindung des Menschen in der Produktion der Zukunft: 2014 wurde die E3-Forschungsfabrik Ressourceneffiziente Produktion eröffnet, in der die Wissenschaftler das Zusammenspiel von innovativer Anlagentechnik, ultrakurzen Prozessketten und umweltfreundlicher Energieversorgung mit einem intelligenten Energiemanagement in einem realen Produktionsumfeld verbinden. In der
E3-Fabrik wird zudem eine völlig neue Rolle für die Fabrik der Zukunft erdacht: Sie soll eine aktive Rolle auf einem Energiemarkt spielen, der zunehmend von regenerativen Quellen bestimmt ist. In dieser aktiven Rolle, so die Vision, kann eine intelligente Fabrik sogar selbst zum Versorger für andere werden. Voraussetzung für solche Konzepte ist die durchgängige Digitalisierung und Vernetzung der Produktion, die der breiteren Öffentlichkeit bekannt ist unter dem Stichwort Industrie 4.0.
Hier schafft das Fraunhofer IWU gleichfalls Lösungen für den Mittelstand, der die Wirtschaft besonders in der Region Chemnitz trägt. In zahlreichen Projekten mit kleinen und mittelständischen Unternehmen schafft das Institut so den Transfer von Know-how in die regionalen Wirtschaftskreisläufe.
Wie die Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik arbeiten und welche Projekte sie aktuell bearbeiten lässt sich übrigens am 23. und 24. September erleben. An diesem Wochenende lädt die Spitzenforschungseinrichtung zu einem Tag der offenen Tür.
Fraunhofer IWU