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Durch Laser-Navigation mit integrierten Sicherheitsfeatures kann der Bedarf an manuellen Tätigkeiten in der Intralogistik deutlich reduziert und die Effizienz gesteigert werden. - (Bild: Toyota Material Handling)

„Schließlich sollen die Prozesse zunehmend autonomer werden und sich vermehrt selbst steuern und regulieren – und dafür ist Identifikation ganz zentral“, erklärt Peter Altes, Geschäftsführer AIM-D. Vereinfacht ausgedrückt heißt das: Ein Werkstück kommt an einer Maschine an, sagt dieser ich bin Werkstück ‚xyz‘ und wenn Du die Maschine ‚abc‘ bist, dann haben wir jetzt ein Date miteinander – hier als Beispiel für die Produktionslogistik. „Durch diese sich selbst steuernden Prozesse sowie die Digitalisierung der Wertschöpfung sind die Logistik und die Produktion zukünftig kaum noch voneinander zu trennen“, sagt Altes.

Altes, AIM-D
Peter Altes, Geschäftsführer AIM-D e.V.: "Mit Blick auf die Digitalisierung der Wertschöpfung sehe ich die Identifikation als eine Art ‚enabling technology‘ für Industrie 4.0."

Dabei unterscheidet Michael Hauth, Vorstandsvorsitzender des Netzwerkes Intralogistik Baden-Württemberg zwischen Indoor-Lokalisierung und Indoor-Navigation: „Ohne Lokalisierung habe ich auch keine Möglichkeit zu navigieren. Die Lokalisierung entspricht ungefähr der Lokalisierung wie wir sie auch von Smart Phones durch Google Maps via GPS kennen.“ Aber die Navigation werde bei der Lagerlogistik alleine durch eine Lokalisierung nicht ausreichend sein. „Ich benötige bei Fahrzeugen noch eine Kollisionserkennung, Vorrang-Regeln, Sicherheitstechnik und Laserscanner, wie sie beispielsweise bei Transportrobotern verwendet werden“, ergänzt Hauth.

Michael Hauth, Intralogistik-Netzwerk Baden-Württemberg
Michael Hauth, Vorstandsvorsitzender Intralogistik-Netzwerk Baden-Württemberg: "Ich unterscheide zwischen Indoor-Lokalisierung und Indoor-Navigation. Ohne Lokalisierung habe ich auch keine Möglichkeit zu navigieren."

Logistik: Unternehmen gehen unterschiedliche Wege

Beim Unternehmen Linde Material Handling geht man bei der Optimierung der Intralogistik folgenden Weg, wie Philipp Stephan, Produktmanager Linde robotics, darstellt: „Für unsere autonom fahrenden und hebenden Flurförderzeuge nutzen wir eine Infrastruktur-freie Navigationstechnologie. Dadurch reduziert sich der Installationsaufwand verglichen mit klassischen fahrerlosen Transportfahrzeugen oder Lösungen, die beispielsweise mit Laserreflektoren arbeiten, deutlich. Denn unsere Robotikgeräte orientieren sich im Raum dank der Geo-Navigation anhand vorhandener Strukturen wie Wände, Regale oder Säulen. Da die Robotik-Fahrzeuge in Echtzeit auf ihre Umgebung reagieren, können sie auch im Mischbetrieb mit Fußgängern eingesetzt werden.“

Jens Albers
Jens Albers, Geschäftsführer Nanotron Technologies: "Die Frage ist, wie viel Aufwand man spendieren will und wie die Infrastruktur aussehen muss. Da geht es auch um Stabilität und Sicherheit."

Lokalisierung in der Intralogistik 

Dazu ergänzt Jens Albers, Geschäftsführer Nanotron Technologies: „Lokalisierung kann über verschiedene Technologien umgesetzt werden. Neben der optischen und der elektronischen Funklösung, die je nach Auflösung noch weiter aufgespaltet werden kann, ist die Lokalisierung im Grunde auch für die Navigation entscheidend.“ Dabei stelle sich die Frage, ob man in der Intralogistik Systeme benötigt, die sich im Lager komplett autonom bewegten.

„Ist ein Floorplan gegeben, der recht gerade ist, kann eine kostengünstige Lösung angeboten werden, denn es wird nur ein Punkt benötigt, ab dem das Fahrzeug beispielsweise zehn Meter geradeaus fährt und nach einem weiteren Punkt wird es dann nach rechts oder links navigiert“, so Albers. Anders verhalte es sich für den Fall, dass sich das Fahrzeug komplett autonom bewegt. „Dann werden relativ hohe Frequenzen für eine genaue Auflösung benötigt“, erklärt Albers.

Video: Intralogistik Zukunft des Lagers 

Lagerlogistik mit diversen Anforderungen

Boris Schröder, Produktmanager Linde Connected Solutions, führt dazu aus: „Zudem können die fortlaufend erfassten Fahrzeugpositionen genutzt werden, um die Wegeplanung zu optimieren oder vielbefahrene, unfallträchtige Strecken zu entlasten.“ Der Aufbau des Systems läuft laut Unternehmen wie folgt ab: Je nach Größe des Grundrisses werde im Gebäude eine bestimmte Zahl von Nodes eingerichtet und in Betrieb genommen.

„Sechs bis zehn dieser Geräte genügen zum Beispiel für 2 000 Quadratmeter. Sie werden wie gewöhnliche Wifi Access Points an der Wand oder Decke montiert. Anschließend werden die Empfänger, die sich an den Fahrzeugen befinden, mit dem System gekoppelt. Dabei ist es auch möglich, die Positionsberechnung auf den Empfänger auszulagern“, beschreibt Schröder.

Kontext-Systeme

Eine derzeit spannende Entwicklungsrichtung der Lagertechnik ist, ob sich ein Fahrzeug in der Intralogistik erst mit seinem Umfeld vertraut machen muss, wie Hauth erklärt: „Es gibt derzeit eine ganze Reihe von Unternehmen, die ihre Fahrzeuge erst zur Konturerkennung Runden fahren lassen. Wir werden aber auch Fahrzeuge bekommen, die sich über Koordinaten im Raum zu dem Zielpunkt bewegen werden – und zwar auch autonom.“

Dafür benötige man sogenannte Kontext-Systeme, die auch Alternativ-Routen suchen, wenn etwas den Weg versperrt. „FTS benötigen also auch Zusatzinformationen wie Kontextuierung. Eine Möglichkeit, dies herzustellen, wäre mit semantic Web-Technologien“, so Hauth. Dabei handele es sich um so genannte Ontologien – Computer verarbeitbare Systeme zum Erschließen aufgrund von bekannten Abhängigkeiten.

Unterm Strich kommt es aber auch in der Lagerlogistik immer auf die Aufgabenstellung an, wie Hauth beschreibt: „Während in einem Lager eine Lokalisierungsgenauigkeit von etwa einem Quadratmeter reicht, um einen Stellplatz zu finden, reden wir bei der Navigationsgenauigkeit von Zentimetern.“

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