Europäischer Produktivitätsrückstand gegenüber den USA
Mit KI gegen die Produktivitätslücke
Europäische Unternehmen müssen ihre KI-Fähigkeiten drastisch ausbauen, um den Produktivitätsrückstand gegenüber den USA aufzuholen. So eine neue Studie des Beratungsunternehmens Accenture, für die 800 europäische Großunternehmen befragt wurden.
Europas KI-Potenzial beträgt 200 Milliarden Euro. Nur 45 Prozent der deutschen Großunternehmen haben KI erfolgreich skaliert.
(Bild: Im Vector - stock.adobe.com)
Europäische Arbeitnehmer/-innen erreichen heute nur noch 76 Prozent der Produktivität ihrer US-amerikanischen Pendants – vor 30 Jahren lag Europa noch gleichauf. Als Hauptursache identifiziert Accenture stetige Unterinvestitionen in Zukunftstechnologien. Im europäischen Vergleich belegt Deutschland mit einem KI-Reifegrad von 48 von 100 Punkten den zweiten Platz hinter Spitzenreiter Schweiz (52 Punkte). Damit liegt Deutschland leicht über dem europäischen Durchschnitt (46 Punkte). Es folgen Großbritannien und Frankreich mit jeweils 47 Punkten knapp dahinter, während Spanien (40 Punkte) und Italien (39 Punkte) deutlicher zurückliegen.
Unternehmen nutzen ihre Möglichkeiten unzureichend
Obwohl KI als Schlüsseltechnologie und zukunftsweisend für die europäische Wirtschaft gilt, nutzen Unternehmen ihre Möglichkeiten noch unzureichend: Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der befragten europäischen Großunternehmen hat noch keine bedeutende KI-Initiative erfolgreich skaliert. Wenn alle großen europäischen Unternehmen mit einem Umsatz von über einer Milliarde Euro ihre Kompetenzen im Bereich der KI auf das Niveau der Vorreiterbranchen ausbauen würden, ließen sich laut Accenture zusätzliche Erlöse von fast 200 Milliarden Euro pro Jahr generieren.
KI eröffnet Chance, um Wettbewerbsfähigkeit zu stärken
In einer Zeit zunehmender geopolitischer Unsicherheiten war es noch nie so wichtig, Europas Produktivitätslücke zu schließen. KI eröffnet Europa dabei die Chance, seine Wirtschaft neu zu erfinden und die eigene Wettbewerbsfähigkeit deutlich zu stärken. Zwar erzielen europäische Unternehmen bereits Fortschritte, doch um KI schneller zu skalieren und ihr volles Potenzial auszuschöpfen, müssen sie Cloudtechnologien konsequenter einsetzen, ihre Datenarchitekturen modernisieren und sich auf die Qualifizierung ihrer Daten konzentrieren.
Eine koordinierte Industriestrategie mit gemeinsamer KI-Infrastruktur und Investitionen hilft, zersplitterte Einzelinitiativen zu vermeiden und sichert Unternehmen in ganz Europa den Zugang zu leistungsstarkem Computing, Forschung und Entwicklung sowie Schulungen. Europa bringt alles mit, was nötig ist, um die KI-Revolution erfolgreich zu gestalten – jetzt gilt es, entschlossen zu handeln.
Mauro Macchi, CEO von Accenture in Europa, dem Nahen Osten und Afrika
Einführung von KI bei Großunternehmen schneller
Große Unternehmen führen KI schneller ein als kleinere Unternehmen, was die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit Europas weiter beeinträchtigen könnte. Während 48 Prozent der europäischen Großunternehmen bereits mindestens eine transformative KI-Lösung implementiert haben, sind es bei kleineren Unternehmen nur 31 Prozent. In Europa ist der Anteil kleinerer Unternehmen höher als in den USA – ein Umstand, der besonders im Hinblick auf die zentrale Bedeutung des Mittelstands als Rückgrat der deutschen Wirtschaft große Chancen bietet.
Deutliche Unterschiede zwischen den Branchen
Während die Automobilindustrie sowie die Luft-/Raumfahrt- und Verteidigungsbranche eine Vorreiterrolle einnehmen, liegen andere Industrien wie Telekommunikation und Energieversorgung zurück. Da es vor allem diese sind, die kritische Infrastrukturen wie Energiesysteme und digitale Netzwerke bereitstellen, können sie aufgrund ihrer relativ geringen KI-Reife zu einer Herausforderung für die Wettbewerbsfähigkeit und Souveränität der Region werden. Auch der Industriesektor, der mehr als ein Viertel des europäischen BIP erwirtschaftet, muss das Potenzial der KI noch voll ausschöpfen. Diese Ungleichheiten unterstreichen die Notwendigkeit eines einheitlicheren Ansatzes für die Einführung von KI in allen Branchen.
Empfehlungen der Studie
- Datengrundlage: Abbau von Datensilos und Aufbau einer durchgängigen Datengrundlage mit Qualitätsdaten
- Multidisziplinäre Teams: Konzentration auf die Entwicklung von Talenten, einschließlich Schulungen und kontinuierlicher Lernmöglichkeiten, um das erforderliche Fachwissen aufzubauen und zu erhalten
- Sicherheitsrisiken: Aufbau eines sicheren digitalen Kerns, um Schwachstellen, Redundanzen und technische Schulden zu reduzieren
- Business Value: Identifizierung und Implementierung konkreter Anwendungsfälle mit nachgewiesenem ROI
- KI-Kompetenz:Schulungen und Unterstützung der Mitarbeiter/-innen sowie Sicherstellung, dass KI-Tools zugänglich und benutzerfreundlich sind
Stabiles wettbewerbsfähiges KI-Ökosystem in Europa essenziell
Um als Unternehmen einen Mehrwert aus KI-Investitionen zu ziehen, nennt die Studie Schlüsselkompetenzen, die entscheidend sind: von Daten bis hin zu Talenten. Diese KI-Fähigkeiten sind relativ gleichmäßig in den verschiedenen Ländern verteilt. In der Schweiz, Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Frankreich gibt es jedoch etwas mehr KI-fähige Unternehmen als in Italien und Spanien. Die Studie sieht die Entwicklung eines stabilen, wettbewerbsfähigen KI-Ökosystems in Europa als essenziell an, um die Vorteile der KI voll auszuschöpfen. Dazu gehört die Unterstützung kleinerer Unternehmen bei der KI-Entwicklung, die Förderung eines souveränen europäischen KI-Ökosystems sowie die Ausarbeitung einer koordinierten Industriestrategie.
Hindernisse im Umgang mit KI-Technologien
Eine weitere Herausforderung: 60 Prozent der europäischen Beschäftigten befürchten, durch KI ihren Arbeitsplatz zu verlieren. 36 Prozent fühlen sich nicht ausreichend qualifiziert für den Umgang mit KI-Technologien. Die Studie identifiziert die Skalierung von KI als größtes Hindernis. Dazu gehören der Aufbau einer soliden Datengrundlage, die Bildung und Aufrechterhaltung multidisziplinärer Teams, die Bewältigung von Sicherheits- und Datenschutzrisiken sowie der Nachweis des geschäftlichen Nutzens.
Starke Partnerschaften im Accenture Ökosystem
Accenture ist ein weltweit tätiges Beratungsunternehmen, das führende Unternehmen, Regierungen und andere Organisationen dabei unterstützt, einen digitalen Geschäftskern aufzubauen, ihren Betrieb zu optimieren, das Umsatzwachstum zu beschleunigen und Bürgerdienste zu verbessern. So wird für Kunden in mehr als 120 Ländern Mehrwert geschaffen. Technologie steht dabei im Mittelpunkt des Wandels, der mit starken Partnerschaften in Accentures Ökosystem vorangetrieben wird. Rund 791.000 Mitarbeiter/-innen verfügen über umfassende technologische Kompetenz, insbesondere auf den Gebieten Cloud, Data und Künstliche Intelligenz, sowie über tiefgehende Branchenkenntnis und funktionale Expertise. Damit setzen sie ein breites Spektrum an Dienstleistungen, Lösungen und Ressourcen in den Bereichen Strategy & Consulting, Technology, Operations, Industry X sowie Song um. Der Erfolg misst sich am Mehrwert für Kunden, Mitarbeiter/-innen, Aktionären, Partnern und für die Gemeinschaft.
Quelle: Accenture