Dr. Barbara Mehner, Managing Partner XPRENEURS by UnternehmerTUM.

Dr. Barbara Mehner, Managing Partner XPRENEURS by UnternehmerTUM. (Bild: UnternehmerTUM)

Das UnternehmerTUM ist Kooperationspartner der Start-up-Challenge auf der Fabrik des Jahres.  Dr. Barbara Mehner wird die Challenge auch mitmoderieren.

Momentan durchlebt Deutschland eher eine wirtschaftlich kritische Phase und hoffentlich einer baldigen, politischen Neu-Justierung. Schlägt sich das auf die Start-up-Szene durch?

Dr. Barbara Mehner: "Ja, absolut! Besonders Start-ups im B2B-Bereich, also unserer Hauptzielgruppe, spüren die aktuelle wirtschaftliche Unsicherheit deutlich. Unternehmen sind zurückhaltend bei Investitionen und erwarten von Start-ups eine noch eindeutigere und schnellere Demonstration ihres Mehrwerts. Das bedeutet, dass junge Unternehmen ihre Lösungen präziser positionieren und nachweisen müssen, dass sie sich wirtschaftlich lohnen.

Es entstehen aber auch Chancen: Start-ups, die echte Marktbedürfnisse adressieren, sich flexibel anpassen und “pivoten”, können gestärkt daraus hervorgehen. Im Münchner Ökosystem können wir das schon so beobachten - Unternehmen, die nicht nur als „Nice to have“, sondern als essenzielle Innovationstreiber wahrgenommen werden, behaupten sich weiterhin erfolgreich. Konkret haben gerade die Start-ups gute Chancen, die Unternehmenskunden klare Einsparungen liefern können.

Auch die politische Lage ist gerade ein großer Unsicherheitsfaktor und erschwert es Start-ups längerfristig zu planen."

Fabrik des Jahres

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(Bild: SV Veranstaltungen)

Die Fabrik des Jahres zählt zu den renommiertesten Industrie-Wettbewerben in Europa. Auf dem gleichnamigen Kongress werden jedes Jahr die Gewinner geehrt. Der nächste Kongress wird am 18. und 19. März 2026 in Dortmund stattfinden.

 

Nutzen Sie Ihre Chance und melden Sie sich jetzt zum Wettbewerb an! Weitere Informationen zum Wettbewerb gibt es auf der Website der Fabrik des Jahres: Hier klicken!

 

Mehr zu den Siegerwerken 2024 lesen Sie hier!

 

Hören Sie sich auch die Podcast-Sonderfolge zur Fabrik des Jahres an. Johann Kraus von Rohde & Schwarz erklärt darin unter anderem, wie auch Ihr Werk gewinnen kann. Hier kommen Sie zu Industry Insights!

Welche politischen Weichenstellungen brauchen denn Start-ups und auch deren Inkubatoren, um dem Anspruch als stetige Quelle für Innovationen gerecht werden zu können?

Mehner: "Um Innovation in Deutschland nachhaltig zu fördern, braucht es von der Politik vor allem verlässliche Rahmenbedingungen, schnelle und mutige Entscheidungen und gezielte Investitionen. So beeinflussen Unklarheiten rund um öffentliche Fördermittel aktuell viele Gründerinnen und Gründer, die auf diese Mittel angewiesen sind. Genauso herausfordernd sind sich häufig verändernde Gesetzgebungen z.B. bei Themen wie dem Lieferkettengesetz, auf die junge Unternehmen teils ihr Geschäftsmodell aufgebaut haben. Hier brauchen wir langfristige Zeithorizonte, auf die junge Unternehmen und ihre Geldgeber sich verlassen können. Wir wünschen uns große, koordinierte Initiativen mit klarem Fokus auf Zukunftstechnologien, in denen Deutschland bereits Stärken hat und international Spitzenpositionen erreichen kann.

Gleichzeitig muss Deutschland sowohl für Investoren als auch für Talente attraktiver werden – durch wettbewerbsfähige Finanzierungsmodelle, weniger Bürokratie und bessere Bedingungen für Unternehmensgründungen. Inkubatoren spielen eine Schlüsselrolle in diesem Ökosystem und benötigen gezielte Förderung und einen konstanten, offenen Austausch auf Augenhöhe mit der Politik, um Rahmenbedingungen praxisnah weiterzuentwickeln."

Mehr Geld geht natürlich immer – aber schauen wir auf das Kapital: Gibt es hier noch entsprechende Ressourcen, ist für Start-ups genügend Geld im Fluss?

Mehner: "In der frühen Phase gibt es nach wie vor Finanzierungsmöglichkeiten, aber für größere Finanzierungsrunden fehlt in Deutschland und Europa weiterhin massiv Kapital. Besonders im Vergleich zu den USA ist die Lücke groß: Während dort riesige Summen in Wachstumsunternehmen investiert werden, stehen in der EU weniger als 20 Prozent des Volumens zur Verfügung - trotz einer größeren Bevölkerung.

Ein entscheidender Hebel wäre, institutionelle Investoren wie Pensionsfonds und Versicherungen stärker für Risikokapital zu öffnen. Hier besteht enormes Potenzial, um die Skalierung innovativer Unternehmen in Europa nachhaltig zu fördern."

Über die Autorin

Dr. Barbara Mehner ist Managing Partner von XPRENEURS, dem Inkubationsprogramm für Technologie-Start-ups von UnternehmerTUM. Als Innovationsexpertin unterstützt sie Gründende auf ihrem Weg von der Produktentwicklung, bis zur Gewinnung erster Kunden und Investitionen.

Schauen wir auf die Vernetzung von Start-ups mit der Industrie: Gibt es hier noch Stellschrauben, die der Justage bedürfen?

Mehner: "Definitiv. Viele Start-ups scheitern am fehlenden Zugang zu den richtigen Entscheidungsträgern, langwierigen Entscheidungsprozessen und bürokratischen Prozessen bei potenziellen Kunden. Bestehende Netzwerke und Programme müssen noch stärker auf die operativen Entscheider ausgerichtet werden, um die Zusammenarbeit effizienter zu gestalten.

Um diese Barrieren aber wirklich überwinden zu können, sind Initiativen bei genau diesen potenziellen Kunden notwendig, die klar definierte Pilotphasen mit festen Ansprechpartnern innerhalb der Unternehmen bieten. Solche Programme bringen Start-ups und Unternehmen schneller zusammen, was gleichzeitig einen zügigeren Einsatz neuer Technologien in der Industrie bedeutet - eine Win-win-Situation.

Außerdem müssen wir KMUs stärker in den Fokus rücken und Start-ups und KMUs sollten ein besseres Verständnis für die jeweiligen Bedürfnisse und Potenziale entwickeln. KMUs sind häufig auf der Suche nach Innovationen, neuen Technologien und kosteneffizienten Prozessen. Außerdem sind sie oft schnell in Entscheidungen und bereit, neue Dinge auszuprobieren. Start-ups unterschätzen das Potenzial einer Zusammenarbeit mit diesen Unternehmen oft noch. Das fällt uns immer wieder auf.

Um dieses Potenzial zu nutzen, ist eine stärkere Sensibilisierung auf beiden Seiten erforderlich. Programme wie FamilienUnternehmerTUM bieten hier eine Plattform, die mittelständischen Unternehmen gezielten Zugang zu Start-ups, neuen Technologien und Innovationsnetzwerken verschafft."

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Welche Rolle spielen Sie bei Unternehmertum in dem Öko-System rund um die Start-ups?

Mehner: "Seit über 20 Jahren bringen wir Talente, Gründerinnen und Gründer, Wissenschaft, Investorenschaft, etablierte Unternehmen und die Politik mit dem klaren Ziel zusammen, Innovation und Unternehmertum nachhaltig zu stärken.

Wir verstehen uns dabei nicht nur als neutrale Plattform, die Brücken baut, sondern auch als aktiver Gestalter und Impulsgeber. Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen setzen wir alles daran, dass unsere Start-ups wachsen, erfolgreiche Finanzierungsrunden abschließen, Arbeitsplätze schaffen und technologischen Fortschritt vorantreiben. Hierfür ist die Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen im Ökosystem, wie beispielsweise SAP oder Siemens, essentiell und trägt zu einem wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort bei."

Sehen Sie im Raum München Schwerpunkte bei Start-ups in Hinblick auf bestimmte Technologien?

Mehner: "Definitiv - München hat sich in den letzten Jahren als führender Deep-Tech-Hub in Europa etabliert. Aktuell entstehen hier besonders viele Start-ups in Bereichen wie Raumfahrt, Quantentechnologien, Climate Tech und Industrial Tech. Aber auch Künstliche Intelligenz spielt eine zentrale Rolle."

Wie ist Ihr Ausblick auf die nächsten Jahre für die Szene?

Mehner: "Tech-Start-ups sind ein zentraler Treiber für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt - und ihr Einfluss wird in den kommenden Jahren weiter wachsen. Gleichzeitig investieren andere Länder wie China und die USA gezielt mehr und setzen klare Prioritäten für Wettbewerbsfähigkeit - hier muss Deutschland nachziehen, um im globalen Vergleich nicht ins Hintertreffen zu geraten. Jetzt ist der Zeitpunkt die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um nicht nur Gründungen zu erleichtern, sondern auch die Skalierung und den langfristigen Erfolg dieser Unternehmen - und damit der deutschen Wirtschaft - zu sichern."

UnternehmerTUM – Europas führendes Zentrum für Innovation und Gründung

UnternehmerTUM ist eine einzigartige Plattform für die Entwicklung von Innovationen. Start-ups bietet UnternehmerTUM einen Rundum-Service von der ersten Idee bis zum Börsengang. Ein Team aus über 400 Mitarbeitenden unterstützt beim Aufbau des Unternehmens, beim Markteintritt und bei der Finanzierung – auch mit Venture Capital. Etablierten Unternehmen bietet ein Team aus erfahrenen Beratern den optimalen Zugang zum Ökosystem von UnternehmerTUM. UnternehmerTUM verfügt über langjährige Expertise bei der Entwicklung von Innovationsstrategien und der Umsetzung und Ausgründung technologiegetriebener Geschäftsideen. 2002 von der Unternehmerin Susanne Klatten gegründet, ist die gemeinnützige UnternehmerTUM GmbH mit jährlich mehr als 100 wachstumsstarken Technologiegründungen - unter anderem Celonis, Konux und Isar Aerospace – das führende Zentrum für Gründung und Innovation in Europa.

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