
Tech-Startups bergen ein erhebliches Potenzial, um Innovationen und Fortschritt voranzutreiben. Gleichzeitig stehen sie vor spezifischen Herausforderungen, denen nur Investoren mit ausgewiesener IP-Expertise, also Fachwissen im Bereich des geistigen Eigentums (Intellectual Property), effektiv begegnen können. (Bild: aLListar/peopleimages.com - stock.adobe.com)
Was zeigt der Technology Investor Score (TIS) über Europas Investoren?
Eine zentrale Erkenntnis der vom Europäischen Patentamt (EPA) veröffentlichten Studie ist die Einführung des "Technology Investor Score" (TIS). Diese Kennzahl misst, wie stark sich Investoren auf patentaktive Unternehmen konzentrieren. Laut der Studie besitzen 88 Prozent der europäischen Investoren Portfolios mit patentierten Technologien, während bei 8 Prozent der Investoren über die Hälfte der Unternehmen Patente angemeldet haben.
Der TIS gibt nicht nur Einblick in die Innovationsorientierung der Geldgeber, sondern liefert auch Hinweise darauf, welche Investoren besonders geeignet sind, um technologische Durchbrüche zu fördern. Der Europäische Innovationsrat (EIC) etwa führt die Rangliste deutscher Investoren mit einem besonders hohen TIS-Wert an. Dies macht den EIC zu einem entscheidenden Akteur bei der Förderung patentaktiver Startups in Deutschland.
Welche Länder führen bei Transaktionen und Finanzierungsvolumen?
Das Vereinigte Königreich, Frankreich und Deutschland stehen an der Spitze der europäischen Technologieinvestitionen. Zwischen 2000 und 2023 entfielen auf diese drei Länder insgesamt 75.800 Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von 392 Milliarden Euro.
- Vereinigtes Königreich: Führend mit 42.576 Transaktionen und einem Volumen von über 224 Milliarden Euro.
- Frankreich: Mit 17.169 Transaktionen und 82 Milliarden Euro.
- Deutschland: Verzeichnete 16.017 Transaktionen und ein Finanzierungsvolumen von 85 Milliarden Euro.
Neben diesen Spitzenreitern zeigen auch die Niederlande, die Schweiz, Schweden und Belgien eine beeindruckende Investorenpräsenz, die maßgeblich zur Innovationsförderung beiträgt.
Warum klafft eine Finanzierungslücke zwischen Europa und den USA?
Trotz der beeindruckenden Zahlen kämpft Europa mit einer Finanzierungslücke, die innovative Startups oft ins Ausland treibt. Im Vergleich zu den USA wird die Spätphasenfinanzierung in Europa nur unzureichend von privaten Investoren abgedeckt. Während in den USA 98 der Top-100-Investoren aus dem privaten Sektor stammen, dominieren in Europa öffentliche Institutionen wie der EIC oder Bpifrance.
Der Fokus der europäischen Investoren liegt stark auf frühen Entwicklungsphasen, von Seed bis Early Stage. Für Startups, die skalieren möchten, mangelt es hingegen an Kapital. Diese Diskrepanz verhindert, dass europäische Innovationen in großem Stil international konkurrenzfähig werden.
Welche Tools helfen Startups, die richtigen Investoren zu finden?
Das EPA hat mit seinem Deep Tech Finder ein kostenloses Tool entwickelt, das Startups die Suche nach Investoren erleichtert. Das Update von 2025 erlaubt es nun, Geldgeber nach spezifischen Kriterien wie Finanzierungsphase, Land oder Technologiefeld zu filtern.
Über 10.000 europäische Startups, Spin-offs und Universitäten mit Patentanmeldungen sind in dieser Datenbank gelistet. Die neue Filterfunktion sorgt dafür, dass Startups passgenau jene Investoren finden, die ihr Innovationspotenzial erkennen und fördern können.
Wie steht Deutschland im europäischen Vergleich?
Deutschland bleibt ein Schwergewicht in der europäischen Innovationslandschaft. Mit 2.150 aktiven Investoren und einem mobilisierten Kapital von 85 Milliarden Euro zeigt sich, wie stark das Land auf technologische Fortschritte setzt.
Ein Blick auf die führenden deutschen Investoren zeigt:
- Der High-Tech Gründerfonds (HTGF) dominiert mit über 600 Transaktionen.
- Der Europäische Innovationsrat (EIC) folgt mit 429 Transaktionen.
- HV Capital, ein wichtiger privater Akteur, erreicht mit 344 Transaktionen Platz drei.
Neben diesen Akteuren spielen Bayern Kapital, das Eurostars SME-Programm und EIT Health eine wichtige Rolle bei der Förderung von Startups.
Was sind die nächsten Schritte für Europas Investitionslandschaft?
Europa muss die Lücke zwischen Frühphasenfinanzierung und Skalierung schließen. Eine stärkere Beteiligung privater Investoren könnte die Wettbewerbsfähigkeit steigern. Gleichzeitig bleibt es entscheidend, öffentliche Förderprogramme wie die des EIC oder Bpifrance weiter auszubauen, um Innovationen langfristig zu unterstützen.
Auch Initiativen wie der Deep Tech Finder zeigen, wie digitale Werkzeuge den Zugang zu Investoren revolutionieren können. Europa hat die Chance, mit einer koordinierten Strategie die führende Rolle bei Technologieinvestitionen auszubauen und Startups global konkurrenzfähig zu machen.
EPA